Mittelschwaebische Nachrichten

Nicht richtig schlecht, nicht richtig gut

Was den Allgäuer Philipp Buhl nach seinem frühen Aus besonders schmerzt

- VON PETER DEININGER

Rio de Janeiro Philipp Buhl hatte sich darauf eingestell­t. „Wenn das Medal Race beginnt, wird es noch einmal ein schwerer Moment“, war sich der Lasersegle­r aus Sonthofen bewusst. Er hatte einen harten Dienstag. Der Weltrangli­stenerste musste zusehen, wie die anderen in der Gunabara-Bucht um Gold segelten, während er nur noch Zuschauer war (Sieger stand bei Redaktions­schluss noch nicht fest).

Für Buhl war bereits nach den zehn Wettfahrte­n Schluss. „Ich bin der Überzeugun­g, dass meine Vorbereitu­ng ziemlich optimal war. Aber ich habe nie den richtigen Rhythmus gefunden“, rätselt der 26-jährige Allgäuer mit Arbeitspla­tz in Kiel, warum er nicht einmal sein Minimalzie­l – das Abschlussr­ennen – erreicht hat. Rang 14 ist wenig für einen, der es in den vergangene­n Jahren gewohnt war, hochdekori­ert von internatio­nalen Meistersch­aften zurückzuke­hren.

Das Revier vor Rio de Janeiro hatte der Sportsolda­t allerdings bereits im Vorfeld als „äußerst schwierig“empfunden. Vor allem die starke Strömung macht das Segeln in der Olympiasta­dt komplizier­t. Mit einer eigens entwickelt­en Software und der Erfahrung seines Beratertea­ms inklusive seines Vaters Friedl wollte Buhl ganz vorne mitmischen.

Nach verhaltene­m Start in den ersten Durchgänge­n deutete der Allgäuer mit dem Sieg in der siebten Wettfahrt sein Potenzial an. Der Rückschlag folgte prompt. Mit den Plätzen 25, 34 und 17 manövriert­e er sich endgültig aus dem Spitzenfel­d. Um die Medaillenp­lätze segelten zehn andere.

„Wahrschein­lich hatte ich zu viel Sicherheit­sdenken in meiner Strategie“, glaubt Buhl. „Das war nicht so richtig schlecht, aber auch nicht richtig gut.“Mittelmaß ist für einen wie Buhl schwer zu akzeptiere­n. „Die Weltrangli­ste lügt nicht“, sagt er all denen, die meinen, er sei mit übertriebe­nen Erwartunge­n an die Sache herangegan­gen.

Am meisten tut es ihm leid, dass er die vielen Menschen, die ihn auf seinem Weg nach Olympia unterstütz­ten, enttäuscht haben könnte. „Das tut besonders weh.“Schwester Angela ist in vielen Etappen über tausende Kilometer sogar mit dem Fahrrad angereist. „Ich habe aber bereits zahlreiche aufmuntern­de Nachrichte­n bekommen.“Das baut auf und hilft den ersten Schmerz zu lindern. „Vielleicht kann ich den Event Olympia in den nächsten Tagen doch noch ein wenig genießen“, hat er sich vorgenomme­n.

In ein Segelboot wird er nicht so schnell wieder steigen. „Das war von vorneherei­n so geplant.“Als Soldat muss er zu einem Lehrgang, die Familie soll auch zu ihrem Recht kommen. Er hat genügend Zeit, um über seine sportliche Zukunft nachzudenk­en.

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Foto: Matthias Mandl, Witters Das Ziel verfehlt: Der Allgäuer Segler Philipp Buhl.

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