Mittelschwaebische Nachrichten
Fast jeder vierte Azubi bricht Lehre ab
Der Chef der Arbeitsagentur spricht angesichts einer neuen Studie für den Landkreis Günzburg von „erschreckend hohen“Zahlen. Chancen gibt es aber auch: Es sind noch immer viele Stellen unbesetzt
Landkreis Nach einer Studie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung liegt die Quote der Ausbildungsabbrecher im Landkreis Günzburg bei 23 Prozent. Das heißt, fast jeder vierte Azubi bricht seine Lehre ab. In Bayern liege der Durchschnitt bei 22,5 Prozent, berichtet Werner Möritz, Geschäftsführer der auch für den Kreis Günzburg zuständigen Agentur für Arbeit in Donauwörth.
Die Zahlen für die Region findet er „erschreckend hoch“. Sie liege mit seinem Prozentsatz im zweit höchsten Bereich der Untersuchung. Solche Werte gebe es sonst nur in Großstädten. „Eine Erklärung der regionalen Unterschiede kann diese Studie leider nicht geben“, berichtet die Sprecherin der Agentur für Arbeit, Inge Großkopf. In künftige Untersuchungen sollten strukturelle Rahmenbedingungen und die ökonomische Situation in den Regionen als möglicher Grund für die regionalen Unterschiede genauer betrachtet werden, sagt sie.
Gründe für den Abbruch einer Ausbildung kann es viele geben. Werner Möritz rät allerdings bei Problemen oder Unsicherheit in Bezug auf die Ausbildung nicht zu warten, bis es zu spät ist, sondern sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Die Agentur für Arbeit biete den Auszubildenden in diversen Programmen Unterstützung an. Sollten die Lehrlinge Probleme im Betrieb haben oder durch Schulden, ihre Wohnungssituation, Noten und Lernschwierigkeiten, können sie das Angebot kostenlos in Anspruch nehmen. „Oft werden Ausbildungen dann geschafft“, sagt der Donauwörther Geschäftsführer. Des Weiteren könnten Zweitausbildungen gefördert werden, sollten diese für eine dauerhafte Eingliederung in den Arbeitsmarkt nötig sein.
Wer jetzt noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, hat gute Chancen. Auf jeden noch suchenden Bewerber kämen rechnerisch zwei freie Ausbildungsstellen. „Die Betriebe suchen händeringend nach Lehrlingen“, berichtet Möritz. Das sei zum einen der guten wirtschaftlichen Entwicklung und dem demografischen Wandel geschuldet. Die geburtenstarken Jahrgänge gingen demnächst in Rente, damit fielen viele Arbeitskräfte weg. Umso dringender werden neue benötigt. Zum anderen spiele auch das Studienwahlverhalten eine große Rolle. Viele Mittelschüler gingen heute auf weiterführende Schulen. Das sei nicht nur der Grund, warum es weniger Bewerber im Ausbildungsbereich gebe, sondern auch die Erklärung, warum ihre Eignung nachgelassen habe. Möritz warnt: „Ist man sich bei seinem Studienwunsch nicht sicher oder erfüllt man gerade so den Leistungsanspruch, ist es oft sinnvoller, erst eine Ausbildung zu machen und anschließend ein Studium obendrauf zu setzen.“Studienabbrecher in hohen Semestern hätten es schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden, da sie im Vergleich zu anderen Bewerbern schon entsprechend alt seien. Neben Klassikern wie Verkäuferin im Einzelhandel, Fleischer und Bäcker ist in diesem Jahr nach Angaben von Inge Großkopf noch ein großes Angebot an freien Ausbildungsstellen in Berufen, wie Elektroniker, Metallbauer, in der Konstruktionstechnik und anderen Bereichen offen.
Beratung Für Auszubildende, die Probleme bei oder Fragen zu ihrer Ausbildung haben, bietet die Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Hilfe. Im Internet ist sie unter der Adresse http://jugend.dgb.de/ausbildung/ beratung/dr-azubi zu erreichen. Es können in diesem Portal auch individuelle Fragen gestellt werden. Das Angebot ist anonym und kostenlos.