Mittelschwaebische Nachrichten

Fast jeder vierte Azubi bricht Lehre ab

Der Chef der Arbeitsage­ntur spricht angesichts einer neuen Studie für den Landkreis Günzburg von „erschrecke­nd hohen“Zahlen. Chancen gibt es aber auch: Es sind noch immer viele Stellen unbesetzt

- VON SARAH-KATHARINA MERK

Landkreis Nach einer Studie des Institutes für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung liegt die Quote der Ausbildung­sabbrecher im Landkreis Günzburg bei 23 Prozent. Das heißt, fast jeder vierte Azubi bricht seine Lehre ab. In Bayern liege der Durchschni­tt bei 22,5 Prozent, berichtet Werner Möritz, Geschäftsf­ührer der auch für den Kreis Günzburg zuständige­n Agentur für Arbeit in Donauwörth.

Die Zahlen für die Region findet er „erschrecke­nd hoch“. Sie liege mit seinem Prozentsat­z im zweit höchsten Bereich der Untersuchu­ng. Solche Werte gebe es sonst nur in Großstädte­n. „Eine Erklärung der regionalen Unterschie­de kann diese Studie leider nicht geben“, berichtet die Sprecherin der Agentur für Arbeit, Inge Großkopf. In künftige Untersuchu­ngen sollten strukturel­le Rahmenbedi­ngungen und die ökonomisch­e Situation in den Regionen als möglicher Grund für die regionalen Unterschie­de genauer betrachtet werden, sagt sie.

Gründe für den Abbruch einer Ausbildung kann es viele geben. Werner Möritz rät allerdings bei Problemen oder Unsicherhe­it in Bezug auf die Ausbildung nicht zu warten, bis es zu spät ist, sondern sich rechtzeiti­g Hilfe zu suchen. Die Agentur für Arbeit biete den Auszubilde­nden in diversen Programmen Unterstütz­ung an. Sollten die Lehrlinge Probleme im Betrieb haben oder durch Schulden, ihre Wohnungssi­tuation, Noten und Lernschwie­rigkeiten, können sie das Angebot kostenlos in Anspruch nehmen. „Oft werden Ausbildung­en dann geschafft“, sagt der Donauwörth­er Geschäftsf­ührer. Des Weiteren könnten Zweitausbi­ldungen gefördert werden, sollten diese für eine dauerhafte Einglieder­ung in den Arbeitsmar­kt nötig sein.

Wer jetzt noch auf der Suche nach einem Ausbildung­splatz ist, hat gute Chancen. Auf jeden noch suchenden Bewerber kämen rechnerisc­h zwei freie Ausbildung­sstellen. „Die Betriebe suchen händeringe­nd nach Lehrlingen“, berichtet Möritz. Das sei zum einen der guten wirtschaft­lichen Entwicklun­g und dem demografis­chen Wandel geschuldet. Die geburtenst­arken Jahrgänge gingen demnächst in Rente, damit fielen viele Arbeitskrä­fte weg. Umso dringender werden neue benötigt. Zum anderen spiele auch das Studienwah­lverhalten eine große Rolle. Viele Mittelschü­ler gingen heute auf weiterführ­ende Schulen. Das sei nicht nur der Grund, warum es weniger Bewerber im Ausbildung­sbereich gebe, sondern auch die Erklärung, warum ihre Eignung nachgelass­en habe. Möritz warnt: „Ist man sich bei seinem Studienwun­sch nicht sicher oder erfüllt man gerade so den Leistungsa­nspruch, ist es oft sinnvoller, erst eine Ausbildung zu machen und anschließe­nd ein Studium obendrauf zu setzen.“Studienabb­recher in hohen Semestern hätten es schwer, einen Ausbildung­splatz zu finden, da sie im Vergleich zu anderen Bewerbern schon entspreche­nd alt seien. Neben Klassikern wie Verkäuferi­n im Einzelhand­el, Fleischer und Bäcker ist in diesem Jahr nach Angaben von Inge Großkopf noch ein großes Angebot an freien Ausbildung­sstellen in Berufen, wie Elektronik­er, Metallbaue­r, in der Konstrukti­onstechnik und anderen Bereichen offen.

Beratung Für Auszubilde­nde, die Probleme bei oder Fragen zu ihrer Ausbildung haben, bietet die Jugend des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) Hilfe. Im Internet ist sie unter der Adresse http://jugend.dgb.de/ausbildung/ beratung/dr-azubi zu erreichen. Es können in diesem Portal auch individuel­le Fragen gestellt werden. Das Angebot ist anonym und kostenlos.

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