Mittelschwaebische Nachrichten

Müdes Sitzfleisc­h

- VON GÜNTHER HÖDL redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Was für so manchen deutschen Aktiven bei den Sommerspie­len in Rio de Janeiro zutrifft, gilt inzwischen auch für ambitionie­rte Olympiaguc­ker in der Heimat: Der Geist ist willig, das Fleisch schwächelt jedoch etwas. Lange TVNächte auf der Wohnzimmer­Couch zehren an der Substanz. Die guten Vorsätze, auch das RingerDuel­l zwischen Kirgisien und Armenien aufmerksam zu verfolgen, münden im plötzliche­n Erwachen beim morgendlic­hen Beachvolle­yball. Aber der Wille ist ungebroche­n, auch heute Abend wieder den Platz vor dem Fernseher einzunehme­n – und möglichst lange durchzuhal­ten. Die eine oder andere positive Überraschu­ng aus deutscher Sicht könnte bei diesem Vorhaben durchaus förderlich sein. Olympia im Sommer ist schließlic­h nur alle vier Jahre – und in seiner Vielfalt an Sportarten und Sportlern einmalig. Das will und muss durch vollen Einsatz an der Glotze gewürdigt werden! Kleine Tricks wie den Langstreck­en-WC-Gang ein Stockwerk höher inklusive.

Die Perspektiv­e für 2020 ist übrigens keine rosige: Zum einen wird unser Land immer noch keine optimale Förderung des Spitzenspo­rts abseits des Fußballs hinbekomme­n haben. Mit 20 000 Euro wird ein deutscher Olympiasie­g „vergoldet“. Ein Betrag, bei dem – umgerechne­t zum Aufwand – selbst durchschni­ttlich talentiert­e Profikicke­r spontan an Arbeitsver­weigerung denken würden. Zum anderen erwarten uns in Tokio erneut „grenzwerti­ge“Übertragun­gszeiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany