Mittelschwaebische Nachrichten
Freund der Frauen und der Männer
Robert Redford ist nicht nur blonder Liebhaber, sondern auch Abenteurer. Und er steht für die Brüchigkeit des amerikanischen Traums
Kino besteht aus Bildern, die einen bereits im dunklen Saal nicht loslassen. Und auch in der x-ten Wiederholung von „Barfuß im Park“bleibt der Zauber erhalten. Da tanzt Robert Redford ausgelassen im Park mit heruntergelassenem Hemd nach dem HappyEnd mit seiner Braut, einer wunderbaren, nicht unzickigen Jane Fonda.
Aber Hollywood denkt und Robert Redford lenkt. Anstatt sich komödiantisch festlegen zu lassen als junger Nachfolger von Cary Grant, wollte der heute vor 80 Jahren im kalifornischen Santa Monica geborene Sohn eines Milchmanns raus aus dem Klischee, wonach hunderte von Hollywood-Milchboys die Infrastruktur jeder US-Community aufrechterhalten.
Der Ausstieg ist ihm voll gelungen. Robert Redford Superstar. Blond, blaue Augen, markante Gesichtszüge, denen auch die Falten nicht die Attraktivität nehmen, sind angesichts seiner Leistungen nur Beiwerk. Wer nach Details aus seinem Privatleben sucht, tut sich schwer. Mit 22 Jahren heiratete er die spätere Historikerin Lola Van Wagenen. Die Ehe brachte vier Kinder hervor. Seine zweite Hochzeit feierte er 2009 in Hamburg, als der kunstsinnige Freund Europas Ja sagte zu seiner langjährigen deutschen Freundin, der Malerin Sibylle Szaggars.
Vor allem aber ist Robert Redford ein Kino-Idol, dessen viele diskussionswürdige Filme aufzuzählen einem Erbsenzählen gleichkäme. Also beschränken wir uns auf ein paar wenige. Auch wenn er den „Pferdeflüsterer“gab oder als investigativer Journalist Bob Woodward mit Carl Bernstein (Dustin Hoffman) in „Die Unbestechlichen“ den Watergate-Skandal aushob, war er als frecher Romantiker besser aufgehoben an der Seite von Paul Newman in der mythologischen Outlaw-Saga „Butch Cassidy and the Sundance Kid“, die in Deutschland dummerweise „Zwei Banditen“hieß. Das klingt eben mehr nach Italo-Western.
Redford, cool-salopp, als Sundance Kid und Newman, der Drehbücher bis ins letzte Komma studierte, wurden hier zu einem der besten Männerpaare der Filmgeschichte. Was die beiden in der schrägen Gangsterkomödie „Der Clou“wiederholten.
Es soll selbst Männer geben, die bei „Jenseits von Afrika“noch heute feuchte Augen bekommen, wenn Meryl Streep im Flugzeug nach der Hand des Sex-Idols greift und sich von ihm die Haare waschen lässt.
Seinen Sinn für Melodramatik und den gebrochenen amerikanischen Traum bewies Redford auch als Regisseur des Films „Eine ganz normale Familie“, der ihm den Oscar einbrachte. Bis heute ist er kein Freund roter Teppiche. Er lebt vorwiegend abgeschieden auf einer Ranch in Utah, wo er das „Sundance Festival“zur Förderung unabhängiger Filme gegründet hat. Schade, dass ein Mann wie er in seinem neuen Film „Elliot, der Drache“einen Holzschnitzer spielt. Er hätte doch noch mehr drauf. Rupert Huber