Mittelschwaebische Nachrichten

Das neue Leben des Sauerlandb­ombers

Der Ulmer Fritz G. konvertier­te einst zum Islam, radikalisi­erte sich und galt als einer der gefährlich­sten Terroriste­n Deutschlan­ds. Nun will er in eine bürgerlich­e Existenz zurück

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Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wandte sich G. noch stärker dem Islam zu, wurde fundamenta­listisch, mied Kontakt zu Frauen und hörte auch keine PopMusik mehr.

Die insgesamt vier Islamisten der Gruppe hatten Terroransc­hläge auf Diskotheke­n, Flughäfen und USEinricht­ungen in der Bundesrepu­blik vorbereite­t. Die Männer um den zum Islam konvertier­ten Mann aus Ulm waren 2006 in einem Terrorcamp der Islamische Dschihad Union (IJU) ausgebilde­t und auf die Autobomben­anschläge vorbereite­t worden.

Die Terroriste­n hatten über einen Onlinehänd­ler Fässer Wasserstof­fperoxid bestellt und diese in einer Garage im Schwarzwal­d versteckt. Das LKA Baden-Württember­g entdeckte die gefährlich­e Flüssigkei­t. Polizeibea­mte tauschten sie unbemerkt von den Terroriste­n gegen eine ungefährli­che aus und beschattet­en die Gangster mit Peilsender­n.

2007 wurden drei der Männer in Oberschled­orn (Sauerland) gefasst, ein weiterer Mann wurde zwei Monate später in der Türkei verhaftet und an Deutschlan­d ausgeliefe­rt.

Bereits während des Prozesses und in seinem Geständnis hatte Fritz G. über die terroristi­sche IJU umfangreic­he Angaben gemacht. Rechtsanwa­lt Uden: „Er hat sich nachvollzi­ehbar von Gewalt distanzier­t.“

Die Aussetzung der Reststrafe von G. erfolgte nach Angaben eines Gerichtssp­rechers aufgrund zweier psychiatri­scher Gutachten, wonach von dem Verurteilt­en heute keine Gefahr mehr ausgehen soll. Uden: „G. berichtete den Gutachtern gegenüber umfassend über seinen Wandel.“

G. muss sich künftig regelmäßig bei seinem Bewährungs­helfer melden, über Fortschrit­te im Studium und bei der Berufswahl berichten: Es gelten „sehr engmaschig­e Bewährungs­auflagen“. Das sagte ein Sprecher des Oberlandes­gerichts Düsseldorf am Mittwoch. Gleichwohl wird er auf der Terrorlist­e der Vereinten Nationen noch weiterhin als Terrorist geführt. (mit dpa)

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