Mittelschwaebische Nachrichten
Wenn Kunden zu viel Dispozins zahlen
Wer sein Girokonto überzieht, für den kann es schnell teuer werden. Viele Banken langen weiterhin kräftig zu, kritisiert die Stiftung Warentest. Darunter sind viele Geldhäuser in Bayern
Prozent (Online und Komfort), die Raiffeisenbank Aindling mit 11,65 Prozent (Online und Privat), die Raiffeisenbank Kissing-Mering mit 11,63 Prozent oder die Sparkasse Neuburg-Rain mit 11,60 Prozent (Standard, Online und Komfort).
Aus Sicht der Stiftung Warentest sind hohe Dispo-Sätze nicht marktkonform. Denn allgemein liegt das Zinsniveau am Boden. „Auf das Geld am Sparkonto gibt es fast keinen Zins, bei Bausparverträgen und Ratenkrediten sinken die Zinssätze, nur im Dispo-Bereich bewegt sich wenig“, kritisiert Pallasch.
Die VR-Bank Landsberg-Ammersee führt dagegen Argumente für ihren recht hohen Dispo-Satz ins Feld. Die Bereitstellung eines Dispositionskredites sei kostenfrei. Kosten entstünden nur bei einer echten Nutzung. Aus Sicht des Hauses ist der Dispo-Kredit im Privatgeschäft auch nur zur Überbrückung eines kurzfristigen Geldeng- passes da. „Die Beanspruchung soll nicht die Regel, sondern die Ausnahme sein“, sagte Vorstand Stefan Jörg, als sein Haus bereits letztes Jahr von der Stiftung Warentest kritisiert wurde. Der Dispo sei eine Lösung für kurzfristige finanzielle Notlagen – beispielsweise ein defektes Auto im Urlaub. Brauche ein Kunde länger als 30 bis 60 Tage Kredit, suche die Bank mit ihm zusammen eine bessere Lösung – zu derzeit sehr guten Konditionen. „Unser Haus will durch das zu großzügige Einräumen billiger Dispositionskredite aber keine falschen Anreize für überhöhten Konsum schaffen – Stichwort Überschuldung bei jungen Leuten durch NullprozentFinanzierungen bei Elektrogeräten oder Handyverträgen“, so Jörg.
Aus Sicht des Genossenschaftsverbandes Bayern zeigt die aktuelle Untersuchung, dass die Dispozinsen sogar gefallen seien. Der Bundesbank zufolge lägen die Dispozinsen für private Haushalte aktuell im Schnitt bei 8,77 Prozent. Damit seien sie seit dem Höchststand vor rund acht Jahren mit 12,0 Prozent um durchschnittlich drei Prozentpunkte gesunken. „Der Rückgang verdeutlicht den intensiven Wettbewerb unter den deutschen Kreditinstituten“, berichtet der Verband auf Anfrage – und betont, dass nicht nur der Leitzins, sondern zum Beispiel auch die Bonität des Kunden den Dispo-Zinssatz beeinflusst.
Aus Sicht der Stiftung Warentest lauern aber noch weitere Fallstricke im Dispo-Bereich. Denn nicht immer sei transparent, wie hoch der Dispo überhaupt ist. Zwar müssten alle Institute seit 21. März ihre Dispozinsen nicht nur per Aushang, sondern auch im Internet veröffentlichen. Nicht immer werde der Kunde aber daraus schlau. Die VRBank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach verrate zum Beispiel nur, dass ein Dispozins zwischen 4,75 und 12,75 Prozent fällig werde – eine „äußerst unklare Angabe“, sagt Finanzexpertin Pallasch.
Zur Kostenfalle könnten auch Premium-Konten werden, für die Banken derzeit gerne werben. Diese bieten zusätzliche Dienstleistungen, zum Beispiel Kreditkarten oder niedrige Dispozinsen. „Ein Dispozins von fünf Prozent ist sicher ein tolles Angebot“, sagt Pallasch. Der Nachteil: relativ hohe Kontogebühren. „In einigen Fällen fährt man mit dem Premiumkonto schlechter als mit einem normalen Konto“, warnt deshalb die Expertin.
Übrigens gibt es auch Institute mit niedrigen Dispozinsen. Hinter der Deutschen Skatbank mit 4,24 Prozent (Trumpfkonto) folgt bald die Augsburger Aktienbank mit 4,8 Prozent (Servicekonto).
Augsburg Wer sich eine neue Couch kauft oder die Flugreise in den Urlaub auf einmal bezahlt, kennt das Problem. Dann ist das Girokonto schnell überzogen und ein hoher Dispozins wird fällig. Die Debatte um zu hohe Dispozinsen tobt seit Jahren. Trotzdem liegen sie bei vielen Instituten noch immer weit oben, berichtet die Stiftung Warentest in der neuen Finanztest-Ausgabe. Wer sein Konto überziehe, müsse im Durchschnitt fast zehn Prozent zahlen, was „keine gute Nachricht“sei. Zwar hätten viele Banken nach der kritischen Berichterstattung der vergangenen Jahre den Dispozins gesenkt, berichtet Stephanie Pallasch, Finanz-Expertin der Stiftung Warentest. „Sie haben sich aber zu wenig bewegt“, kritisiert sie. Unter den besonders teuren Instituten liegen viele in Bayern, auch in unserer Region.
Die Verbraucherschützer haben die Dispozinsen von 1433 Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken verglichen. Spitzenreiter war die Raiffeisenbank Oberbayern Südost mit 13,75 Prozent Zins auf zwei bestimmte Konten (Direkt und Klassik). Es folgt die Raiffeisenbank Aulendorf mit 13,06 Prozent und auf Platz drei die VR-Bank Landsberg-Ammersee aus Landsberg am Lech, die 13,01 Prozent verlangt. „Über 13 Prozent sind bei dem aktuellen Zinsniveau absolut indiskutabel“, sagt Pallasch. Noch weitere Banken unserer Region sind in der Liste vertreten, die unter
einsehbar ist. Darunter die Raiffeisenbank Westallgäu mit 11,95 Prozent (Konten Individuell, Komfort und Online), die Raiffeisenbank Roggenburg-Breitenthal mit 11,75