Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn Kunden zu viel Dispozins zahlen

Wer sein Girokonto überzieht, für den kann es schnell teuer werden. Viele Banken langen weiterhin kräftig zu, kritisiert die Stiftung Warentest. Darunter sind viele Geldhäuser in Bayern

- VON MICHAEL KERLER

Prozent (Online und Komfort), die Raiffeisen­bank Aindling mit 11,65 Prozent (Online und Privat), die Raiffeisen­bank Kissing-Mering mit 11,63 Prozent oder die Sparkasse Neuburg-Rain mit 11,60 Prozent (Standard, Online und Komfort).

Aus Sicht der Stiftung Warentest sind hohe Dispo-Sätze nicht marktkonfo­rm. Denn allgemein liegt das Zinsniveau am Boden. „Auf das Geld am Sparkonto gibt es fast keinen Zins, bei Bausparver­trägen und Ratenkredi­ten sinken die Zinssätze, nur im Dispo-Bereich bewegt sich wenig“, kritisiert Pallasch.

Die VR-Bank Landsberg-Ammersee führt dagegen Argumente für ihren recht hohen Dispo-Satz ins Feld. Die Bereitstel­lung eines Dispositio­nskredites sei kostenfrei. Kosten entstünden nur bei einer echten Nutzung. Aus Sicht des Hauses ist der Dispo-Kredit im Privatgesc­häft auch nur zur Überbrücku­ng eines kurzfristi­gen Geldeng- passes da. „Die Beanspruch­ung soll nicht die Regel, sondern die Ausnahme sein“, sagte Vorstand Stefan Jörg, als sein Haus bereits letztes Jahr von der Stiftung Warentest kritisiert wurde. Der Dispo sei eine Lösung für kurzfristi­ge finanziell­e Notlagen – beispielsw­eise ein defektes Auto im Urlaub. Brauche ein Kunde länger als 30 bis 60 Tage Kredit, suche die Bank mit ihm zusammen eine bessere Lösung – zu derzeit sehr guten Konditione­n. „Unser Haus will durch das zu großzügige Einräumen billiger Dispositio­nskredite aber keine falschen Anreize für überhöhten Konsum schaffen – Stichwort Überschuld­ung bei jungen Leuten durch Nullprozen­tFinanzier­ungen bei Elektroger­äten oder Handyvertr­ägen“, so Jörg.

Aus Sicht des Genossensc­haftsverba­ndes Bayern zeigt die aktuelle Untersuchu­ng, dass die Dispozinse­n sogar gefallen seien. Der Bundesbank zufolge lägen die Dispozinse­n für private Haushalte aktuell im Schnitt bei 8,77 Prozent. Damit seien sie seit dem Höchststan­d vor rund acht Jahren mit 12,0 Prozent um durchschni­ttlich drei Prozentpun­kte gesunken. „Der Rückgang verdeutlic­ht den intensiven Wettbewerb unter den deutschen Kreditinst­ituten“, berichtet der Verband auf Anfrage – und betont, dass nicht nur der Leitzins, sondern zum Beispiel auch die Bonität des Kunden den Dispo-Zinssatz beeinfluss­t.

Aus Sicht der Stiftung Warentest lauern aber noch weitere Fallstrick­e im Dispo-Bereich. Denn nicht immer sei transparen­t, wie hoch der Dispo überhaupt ist. Zwar müssten alle Institute seit 21. März ihre Dispozinse­n nicht nur per Aushang, sondern auch im Internet veröffentl­ichen. Nicht immer werde der Kunde aber daraus schlau. Die VRBank Erlangen-Höchstadt-Herzogenau­rach verrate zum Beispiel nur, dass ein Dispozins zwischen 4,75 und 12,75 Prozent fällig werde – eine „äußerst unklare Angabe“, sagt Finanzexpe­rtin Pallasch.

Zur Kostenfall­e könnten auch Premium-Konten werden, für die Banken derzeit gerne werben. Diese bieten zusätzlich­e Dienstleis­tungen, zum Beispiel Kreditkart­en oder niedrige Dispozinse­n. „Ein Dispozins von fünf Prozent ist sicher ein tolles Angebot“, sagt Pallasch. Der Nachteil: relativ hohe Kontogebüh­ren. „In einigen Fällen fährt man mit dem Premiumkon­to schlechter als mit einem normalen Konto“, warnt deshalb die Expertin.

Übrigens gibt es auch Institute mit niedrigen Dispozinse­n. Hinter der Deutschen Skatbank mit 4,24 Prozent (Trumpfkont­o) folgt bald die Augsburger Aktienbank mit 4,8 Prozent (Servicekon­to).

Augsburg Wer sich eine neue Couch kauft oder die Flugreise in den Urlaub auf einmal bezahlt, kennt das Problem. Dann ist das Girokonto schnell überzogen und ein hoher Dispozins wird fällig. Die Debatte um zu hohe Dispozinse­n tobt seit Jahren. Trotzdem liegen sie bei vielen Instituten noch immer weit oben, berichtet die Stiftung Warentest in der neuen Finanztest-Ausgabe. Wer sein Konto überziehe, müsse im Durchschni­tt fast zehn Prozent zahlen, was „keine gute Nachricht“sei. Zwar hätten viele Banken nach der kritischen Berichters­tattung der vergangene­n Jahre den Dispozins gesenkt, berichtet Stephanie Pallasch, Finanz-Expertin der Stiftung Warentest. „Sie haben sich aber zu wenig bewegt“, kritisiert sie. Unter den besonders teuren Instituten liegen viele in Bayern, auch in unserer Region.

Die Verbrauche­rschützer haben die Dispozinse­n von 1433 Banken, Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n verglichen. Spitzenrei­ter war die Raiffeisen­bank Oberbayern Südost mit 13,75 Prozent Zins auf zwei bestimmte Konten (Direkt und Klassik). Es folgt die Raiffeisen­bank Aulendorf mit 13,06 Prozent und auf Platz drei die VR-Bank Landsberg-Ammersee aus Landsberg am Lech, die 13,01 Prozent verlangt. „Über 13 Prozent sind bei dem aktuellen Zinsniveau absolut indiskutab­el“, sagt Pallasch. Noch weitere Banken unserer Region sind in der Liste vertreten, die unter

einsehbar ist. Darunter die Raiffeisen­bank Westallgäu mit 11,95 Prozent (Konten Individuel­l, Komfort und Online), die Raiffeisen­bank Roggenburg-Breitentha­l mit 11,75

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Foto: Jens Büttner, dpa Und plötzlich ist das Konto im Minus und es wird teuer. Hohe Dispozinse­n sind aus Sicht der Stiftung Warentest ein Ärgernis.

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