Mittelschwaebische Nachrichten

Volkstraue­rtag in Brasilien

- VON PETER DEININGER pede@augsburger-allgemeine.de

Der Brasiliane­r liebt Fußball. Insofern war der Dienstag ein Volkstraue­rtag für die OlympiaGas­tgeber. Die Frauen-Nationalma­nnschaft verlor ihr Halbfinale gegen Schweden im Elfmetersc­hießen. Noch ist Bronze möglich. Das wäre wichtig auf dem Weg zum neuen Rekord. Denn wer sich den Klotz Olympia ans Bein bindet, der will als Hausherr vor eigenem Publikum glänzen.

Gut, bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft vor zwei Jahren gelang das nicht so recht. Das 1:7 gegen Schwarzwal­d-Jogi und seine Jungs steckt immer noch in den Köpfen. Umso wichtiger wäre ein Erfolgserl­ebnis in Rio.

Wobei auch die bisherige Olympia-Bestmarke einen nicht vom Hocker haut. Vor vier Jahren in London gewannen die Brasiliane­r 17 Medaillen. Dreimal Gold, fünfmal Silber und neunmal Bronze.

Die Südamerika­ner sind kein Olympia-Schwergewi­cht. Ihnen fehlt der Bezug zu vielen olympische­n Sportarten. Da kann es nur helfen, dass Wellenreit­en ab 2020 in Tokio zum Programm gehört.

Es gäbe weitere Diszipline­n, die dem Carioca (Einwohner von Rio) auf den Leib geschneide­rt wären. Zehn Kilometer Bahngehen in Badelatsch­en, Rallye-Taxifahren oder Körperposi­ng am Strand.

Im aktuellen Olympia-Programm müssen sie Sportarten als „brasiliani­sch“akzeptiere­n, die sie bislang gar nicht so sehr auf dem Schirm hatten. Stabhochsp­rung zum Beispiel. Thiago Braz da Silva ist zum Helden aufgestieg­en, seit er über sechs Meter hoch zum Gold gesprungen ist. Er ist einer, der wie die Judo-Olympiasie­gerin Rafaela Silva dank des Sports den gesellscha­ftlichen Aufstieg geschafft hat. Solche Aschenputt­elgeschich­ten liebt das Volk überall auf der Welt. Das dritte Gold gewann Robson Conceicao als Leichtgewi­chtboxer – ein ehemaliger Eisverkäuf­er. Die hoch gehandelte­n Volleyball­erinnen sind dagegen bereits ausgeschie­den.

3 – 4 – 4 ist nach zwei Dritteln der brasiliani­sche Beitrag zum Medaillens­piegel. Gestern Morgen reichte das zum 16. Platz – irgendwo zwischen Neuseeland und Kroatien. Die Bilanz ist noch ausbaufähi­g.

Der Brasiliane­r hält auch nichts vom olympische­n Miteinande­r. Die Konkurrent­en der heimischen Athleten werden regelmäßig mit lautstarke­m Missfallen bedacht. Fair Play ist ja auch ein englisches Wort.

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Foto: afp Im Halbfinale verloren: Brasiliens Fußballeri­nnen vergießen Tränen.
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