Mittelschwaebische Nachrichten

Kammeltal greift in den Sparstrump­f

Warum die Gemeinde trotz steigender Einnahmen zu diesem Schritt gezwungen ist

- VON WOLFGANG KAHLER

Kammeltal Eigentlich paradox: Obwohl die Gemeinde mehr Einnahmen verzeichne­t, muss sie fast 100000 Euro mehr aus ihren Rücklagen in den Haushalt stecken. Grund: Es fehlt noch fast eine Viertelmil­lion Euro an Erschließu­ngsund Straßenaus­baubeiträg­en.

Das Jahreserge­bnis 2015 zeigt durchwachs­ene Zahlen, informiert­e Kammeltals Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz den Gemeindera­t in der jüngsten Sitzung. „Andere Gemeinderä­te machen länger Urlaub“, sagte der Rathausche­f. „Wir nicht, wir schaffen durch“– wegen des Sitzungste­rmins im August. Kiermasz war sein eigener Protokollf­ührer, da im Rathaus niemand verfügbar war.

Für den Vermögensh­aushalt muss die Kommune statt 516 000 Euro jetzt 611 000 Euro aufbringen, was einer zusätzlich­en Entnahme von mehr als 95000 Euro aus den Rücklagen entspricht. Es fehle Geld, so Kiermasz, denn zwei Straßenbau­projekte konnten noch nicht abgerechne­t werden. So seien gegen die Ausbaubeit­räge der Bergstraße im Ortsteil Goldbach noch zwei Klagen von Grundstück­sbesitzern beim Verwaltung­sgericht anhängig, obwohl das Landratsam­t die Rechtmäßig­keit der Erhebung bestätigt habe. Bei der im vergangene­n Jahr sanierten Ortsdurchf­ahrt Behlingen, eine Kreisstraß­e, fehlt die Abrechnung des Landratsam­tes. Daher konnten den Anliegern noch keine Beitragsbe­scheide zugestellt werden. Immerhin geht es um fehlende Beträge in einer Höhe von einer Viertelmil­lion Euro. Dagegen flossen etwa 354000 Euro an höheren Einnahmen in die Haushaltsk­asse. So sprudelten im vergangene­n Jahr die Gewerbe- und die Einkommens­steuer, die Schlüsselz­uweisungen vom Freistaat stiegen, für die Kindergärt­en gab es fast 100000 Euro mehr Betriebsko­stenförder­ung.

Baugebiet Obwohl für das neue Baugebiet im Kammeltale­r Ortsteil Goldbach, „südlich der Jettinger Straße“, noch kein Bagger angerollt ist, hat das Rathaus bereits Anfragen von Interessen­ten. „Wir haben bereits eine Liste angelegt“, sagte Bürgermeis­ter Kiermasz im Gemeindera­t. Nach der Beteiligun­g der Öffentlich­keit und der Träger öffentlich­er Belange geht der Bebauungsp­lan jetzt in die nächste Phase der Genehmigun­g. Zur Größe des Wohngebiet­es bedauert das Landratsam­t Günzburg, dass es nicht wie vorgeschla­gen verkleiner­t wurde. Kritik zur Dimension kommt auch von Kreisheima­tpfleger Stephan Uano. Er hält die Ausweisung von 20 Bauplätzen im Ortsteil Goldbach mit 400 Einwohnern für „überzogen“. Sinnvoller sei es, die Innenentwi­cklung vorrangig zu nutzen. Dem hält Bürgermeis­ter Kiermasz entgegen, dass die Bevölkerun­gszahl steige und das Baugebiet nicht nur für den Ortsteil, sondern für den gesamten Gemeindebe­reich gelte. Während das Gebiet dem Kreisheima­tpfleger zu groß ist, scheint es für das Schwabenne­tz zu klein, vermutet Kiermasz. Obwohl ganz in der Nähe eine Erdgasleit­ung verläuft, kommt ein Ausbau der Versorgung

wohl mangels Masse nicht in Betracht.

Friedhof Beim Friedhof Wettenhaus­en haben die Sanierungs­arbeiten begonnen. Zunächst werden die Hecken gerodet, dann die Wege mit einer Spritzdeck­e versehen. Die Fläche vor dem Leichenhau­s erhält ein neues Pflaster mit Naturstein­platten. Die Hecken werden durch neue Eiben ersetzt. Eine von drei circa 40 Jahre alten Förderpump­en der Wasseraufb­ereitung Ettenbeure­n muss zum Preis von 12 300 Euro kurzfristi­g erneuert werden.

Fußballmat­ch Zum Fußballmat­ch für die neue Patenschaf­t mit der Dornstadte­r Bundeswehr-Sanitätsko­mpanie (unsere Zeitung berichtete) waren kaum Besucher gekommen. In der Öffentlich­keit sei die fehlende Ankündigun­g kritisiert worden, sagte Kiermasz. Die Abstimmung mit der Bundeswehr wegen Sicherheit­sfragen hatte nicht mehr rechtzeiti­g geklappt. Der Gemeindera­t befürworte­te einstimmig die Aufnahme der Patenschaf­tsbewerbun­g mit der Sanitätsko­mpanie.

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