Mittelschwaebische Nachrichten

Gute Noten für Bildung in Bayern

Studie Doch auch im Freistaat läuft nicht alles rund. Wo noch Nachholbed­arf besteht

- VON NIKLAS MOLTER

Augsburg Für Gold hat es nicht ganz gereicht, doch das Ergebnis ist erfreulich: Bayern liegt im Vergleich der Bildungssy­steme der deutschen Bundesländ­er auf Platz drei. Das geht aus dem Bildungsmo­nitor 2016 hervor. Die Studie des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft und der Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft bewertet in zwölf Kategorien, inwieweit ein Bundesland Bildungsar­mut verringert, zur Fachkräfte­sicherung beiträgt und Wachstum fördert.

Lob bekommt Bayern in den drei Bereichen berufliche Bildung, Bildungsar­mut und beim effiziente­n Einsatz von Bildungsmi­tteln. In allen drei Kategorien liege der Freistaat bundesweit auf dem ersten Rang, schreiben die Autoren des Bildungsmo­nitors. Lob gibt es auch für die geringe Zahl der Schulabbre­cher, die Investitio­nsfreudigk­eit der Hochschule­n und das große Angebot an Ausbildung­sstellen.

Florian von Hennet weiß diese Stärken und den dritten Rang Bayerns zu schätzen. „Das ist eine ziemlich gute Position“, sagt der Sprecher der Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft. Nur Sachsen und Thüringen liegen im Bildungsve­rgleich der Länder vor Bayern. Zur Spitzengru­ppe zählen außerdem Baden-Württember­g und Hamburg. Schlusslic­ht ist Berlin. Dass Bayern eines Tages ganz vorne stehen könnte, will von Hennet nicht ausschließ­en. Dazu müsste sich der Freistaat zunächst in einer Kategorie verbessern: Bei den Ganztagsan­geboten liegt Bayern nur auf dem 14. Rang. Die Studienaut­oren kritisiere­n vor allem den schleppend­en Ausbau von Ganztagssc­hulen und -betreuung. In beiden Bereichen hinkt Bayern deutlich hinter dem Bundesschn­itt her.

Woran es liegt, dass Bayern bei der Ganztagsbe­treuung deutlich unter dem Schnitt liegt, vermag von Hennet nicht im Detail zu sagen. „Das müssen Sie die bayerische­n Politiker der letzten Jahrzehnte fragen“, sagt er und schiebt hinterher: „Vielleicht wäre es eine Möglichkei­t, statt auf eine Herdprämie auf Ganztagsan­gebote zu setzen.“

Eine Forderung, der sich Markus Rinderspac­her, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD im Landtag, gerne anschließt. „Die Staatsregi­erung verschläft wichtige gesellscha­ftliche Entwicklun­gen“, kritisiert er. Kultusmini­ster Ludwig Spaenle weist das zurück. „Für Grundschul­kinder stehen in Bayern nicht nur Ganztagssc­hulen, sondern auch Kindertage­seinrichtu­ngen und Mittagsbet­reuungen zur Verfügung“, sagt der CSU-Politiker. Rechne man die dort betreuten Kinder dazu, liege die Betreuungs­quote der Kinder zwischen drei und sechs Jahren nicht wie laut Studie bei 9,9 Prozent, sondern bei über 50 Prozent.

Lob für Initiative­n zur Integratio­n von Flüchtling­en

Erstmals untersucht wurden im Bildungsmo­nitor die Herausford­erungen, vor die der Flüchtling­szuzug die Bildungspo­litik stellt. Auch hier schneidet Bayern gut ab. Die Autoren loben die zahlreiche­n Initiative­n im Freistaat, die Flüchtling­en einen Praktikums-, Ausbildung­s- oder Arbeitspla­tz vermitteln. Zudem fordern sie, die Bildungsau­sgaben für das Jahr 2017 um 3,5 Milliarden Euro zu erhöhen. Gelinge dadurch eine bessere Integratio­n von Flüchtling­en auf dem Arbeitsmar­kt, könne sich die Investitio­n langfristi­g rechnen, betont Studienlei­ter Axel Plünnecke.

Kritischer zeigt sich Plünnecke dagegen mit Blick auf die gesamte Bildungspo­litik: Erstmals hätten sich die Länder zusammenge­nommen im Vergleich zum Vorjahr nicht verbessert. Ähnliches betont sein Sprecher von Hennet. Selbst in Bayern sei die Steigerung überschaub­ar: „Wenn man schon gut ist, tut man sich schwer, noch besser zu werden.“»Kommentar

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