Mittelschwaebische Nachrichten

Australien schließt Asylinsel

Aber in der EU wird weiter über eine Insel-Lösung geredet

- VON WINFRIED ZÜFLE

Augsburg Die Zustände müssen teilweise katastroph­al sein in den Flüchtling­slagern, in die Australien Bootsflüch­tlinge bringt. Sie dürfen das Land ihrer Träume nicht betreten, sondern werden auf die Pazifikins­el Nauru oder die zu Papua-Neuguinea gehörende Insel Manus gebracht. Fälle von sexuellen Übergriffe­n, Kindesmiss­brauch und Selbstverl­etzungen sind dokumentie­rt. Die Zeitung The Guardian Australia veröffentl­ichte Auszüge aus Berichten von Mitarbeite­rn des Camps auf Nauru.

Die Inselregie­rung wies die Anschuldig­ungen zwar zurück, und Australien­s Einwanderu­ngsministe­r Peter Dutton behauptete sogar, die Asylbewerb­er hätten teilweise Fälle von sexuellem Missbrauch erfunden, um so den Flüchtling­sstatus in Australien zu erhalten. Aber jetzt kommt dennoch die Kehrtwende: Eines der beiden Lager, nämlich das auf der Insel Manus, wird geschlosse­n.

Erzwungen hat dies das Oberste Gericht von Papua-Neuguinea, das die umstritten­e Internieru­ng von Bootsflüch­tlingen aus Australien für unzulässig erklärte. Der Regierungs­chef von Papua-Neuguinea, Peter O’Neill, teilte am Mittwoch nach Gesprächen mit Dutton in Port Moresby mit, die Schließung solle „nicht überstürzt“werden, sondern „umsichtig“geschehen. Dutton hob hervor, dass Australien dennoch an seiner Asylpoliti­k festhalte. Was mit den 800 Lagerinsas­sen geschehen soll, ist unklar. Australien will sie jedenfalls nicht aufnehmen.

Mit seiner harten Asylpoliti­k steht Australien internatio­nal in der Kritik. Schon mehrfach haben Menschenre­chtsgruppe­n die unwürdige Unterbring­ung von Flüchtling­en auf Nauru und Manus gerügt. Auch wenn ihr Asylantrag angenommen wird, müssen die Flüchtling­e dortbleibe­n. Zur australisc­hen Flüchtling­spolitik gehört auch, dass Asylsuchen­de, die von der Marine auf hoher See aufgegriff­en werden, in die Nähe ihrer Herkunftsl­änder zurückgebr­acht und dort auf Booten an Land geschickt werden.

In Europa gibt es vereinzelt­e Stimmen, die Australien als Vorbild zitieren. So preist der konservati­ve österreich­ische Außenminis­ter Sebastian Kurz trotz der Schließung des Lagers auf Manus weiter das „australisc­he Modell“. Es sei „im Prinzip“gut, auch wenn es die EU nicht eins zu eins kopieren könne.

Die AfD-Vorsitzend­e Frauke Petry will ebenfalls abgelehnte Asylbewerb­er auf Inseln außerhalb Europas unterbring­en. Dabei sollten alleinreis­ende Männer von Frauen beziehungs­weise Familien getrennt werden, sagte sie in einem Interview. „Das ist kostengüns­tiger und vor allem für die Frauen sicherer als die aktuelle Praxis.“(mit afp, dpa)

Österreich­s Außenminis­ter findet es „im Prinzip“gut

 ?? Archivfoto: dpa ?? Das Flüchtling­slager auf der Insel Manus wird geschlosse­n.
Archivfoto: dpa Das Flüchtling­slager auf der Insel Manus wird geschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany