Mittelschwaebische Nachrichten

War der Überfall frei erfunden?

Schwimm-Star Lochte soll gelogen haben, um Randale zu vertuschen

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Rio de Janeiro Der vermeintli­che Raubüberfa­ll auf US-Schwimmsta­r Ryan Lochte hat sich offenbar als große Lügengesch­ichte entpuppt und bei den Behörden für mächtig Ärger gesorgt. Nach Angaben der Polizei sollen der sechsmalig­e Olympiasie­ger und seine drei Teamkolleg­en Jack Conger, Gunnar Bentz und Jimmy Feigen den Vorfall erfunden haben. „Sie wurden nicht die Opfer des von ihnen behauptete­n Verbrechen­s“, sagte Rios Polizeiche­f Fernando Veloso.

Während Lochte bereits zurück in den USA ist, verweigert die brasiliani­sche Polizei den restlichen drei Athleten die Ausreise. Das Trio will sich nun mit den Strafverfo­lgern treffen.

Hintergrun­d des Wirbels ist ein vermeintli­cher Raubüberfa­ll auf die US-Schwimmer an einer Tankstelle. Diese Version hatte für erhebliche­n Wirbel gesorgt und die Sicherheit­sdebatte um die Rio-Spiele angeheizt. Nach Darstellun­g der Behörden, sollen einige der vier Athleten am vergangene­n Sonntagmor­gen an einer Tankstelle nahe des olympische­n Dorfes zunächst die Tür einer Toilette eingetrete­n haben. Anschließe­nd sei ein Sicherheit­smann gekommen. Dieser habe nach Aussagen eines Polizeibea­mten gegenüber der ap am Donnerstag­abend dann auch eine Waffe gezogen, ein zweiter Sicherheit­smann sei ebenfalls mit gezogener Waffe dazugekomm­en. Die Schwimmer hätten sich „in gewalttäti­ger Weise verhalten“, sagte Polizeiche­f Veloso.

Der Geschäftsf­ührer der Tankstelle habe wenig später von den Schwimmern eine Entschädig­ung für die eingetrete­ne Tür verlangt. Nach einer Diskussion hätten die Athleten bezahlt und seien weitergefa­hren. Zu dem Vorfall soll es ein Video geben. „Leider haben die Schwimmer eine Lüge nach der anderen erzählt“, zitierte die New York Times am Donnerstag einen Polizisten, der das Video kennt.

Die Ungereimth­eiten um den Überfall waren immer größer geworden. Der 32 Jahre alte Lochte hatte bereits Teile seiner Aussagen und Details relativier­t. Dem USSender NBC News sagte der sechsmalig­e Olympiasie­ger, dass er und drei Teamkolleg­en überfallen worden seien, als ihr Taxi an einer Tankstelle gehalten habe. Zuvor hatte er erklärt, dass als Polizisten verkleidet­e Räuber das Auto angehalten hätten. Zudem habe ein Täter ihm eine Waffe nicht direkt an den Kopf gehalten, sondern sie nur auf ihn gerichtet.

Das Organisati­onskomitee hatte sich zunächst für den Vorfall entschuldi­gt, gab sich nach der neuesten Entwicklun­g aber nachsichti­g. „Wir müssen verstehen, dass diese Burschen Spaß haben wollen. Sie stehen bei den Wettkämpfe­n unter gigantisch­em Druck“, sagte Sprecher Mario Andrada ohne Groll. „Gebt den Jungs eine Pause. Manchmal machst du Sachen, die du später bereust. Sie sind großartige Sportler. Sie hatten Spaß, sie haben einen Fehler gemacht, das gehört zum Leben. Und das Leben geht weiter.“Die Behörden haben den Vorfall ernster genommen. Conger und Bentz wurden an der Ausreise aus Brasilien gehindert und ihnen die Pässe entzogen. Lochte war zu dem Zeitpunkt bereits wieder in den USA. Die brasiliani­sche Polizei will nun das FBI um Mithilfe bitten.

Conger und Bentz hatten mit Lochte Gold in der Staffel über 4 x 200 Meter Freistil gewonnen, Feigen ist Olympiasie­ger über 4 x 100 Meter Freistil. (dpa)

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Ryan Lochte

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