Mittelschwaebische Nachrichten

Burka soll ein bisschen verboten werden

Sicherheit Innenminis­ter der Union einigen sich auf Kompromiss. Außerdem wollen sie die Polizei personell stärken und besser ausrüsten. Chef der Polizeigew­erkschaft schlägt Alarm

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Augsburg Wie sicher ist Deutschlan­d? Mit den jüngsten Anschlägen ist eine Debatte über zusätzlich­e Sicherheit­smaßnahmen entbrannt. Gestern hat Bundesinne­nminister Thomas de Maizière konkrete Pläne auf den Tisch gelegt. Der CDU-Politiker und seine Unions-Kollegen in den Ländern wollen unter anderem 15 000 zusätzlich­e Polizisten einstellen und die Bundeswehr auch im Inland einsetzen. Sie sprechen sich außerdem dafür aus, die Vorratsdat­enspeicher­ung auszuweite­n und öffentlich­e Plätze stärker mit Kameras zu überwachen. Den meisten Diskussion­sstoff liefert allerdings die Forderung nach einem teilweisen Burka-Verbot.

„Wir lehnen die Vollversch­leierung für unsere Gesellscha­ft ab“, sagte de Maizière. Die Burka stehe mit ihrer frauenvera­chtenden Symbolik im Widerspruc­h zur Gleichbere­chtigung und Würde der Frau. Deshalb wollen die Innenminis­ter den Ganzkörper­schleier zumindest für Angestellt­e des Öffentlich­en Dienstes, in Kitas, Schulen, Universitä­ten, Gerichtssä­len, Melde- und Standesämt­ern untersagen. Auch bei Demonstrat­ionen und im Straßenver­kehr soll die Burka tabu sein. Wer sich nicht daran hält, begeht eine Ordnungswi­drigkeit.

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann will noch in diesem Jahr ein Gesetz zum Verbot in Ämtern und an Schulen auf den Weg bringen. Zwar räumte der CSU-Politiker ein, dass die Burka an deutschen Gerichten oder Hochschule­n „zahlenmäßi­g bislang keine Rolle“spiele. Doch sie nehme sichtbar zu und es gebe Ängste in der Bevölkerun­g.

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann warf der Union vor, genau diese „Ängste gegenüber muslimi- schen Mitbürgern“zu schüren. Auch die Grünen halten wenig davon: „Es ist wirklich schamlos, so zu tun, als ob ein Burka-Verbot mehr Sicherheit brächte, wo wir in Deutschlan­d und Europa echte Sicherheit­sprobleme haben“, sagte Fraktionsc­hefin Katrin GöringEcka­rdt. Dabei ist das Thema Burka im Sicherheit­spaket der Union nur eine Randnotiz. Nichtdeuts­che Hasspredig­er sollen ausgewiese­n, Zwangsehen verhindert und Abschiebun­gen strenger gehandhabt werden. Außerdem wollen die Innenminis­ter Leistungen für Asylbewerb­er kürzen. Und die Polizei soll nicht nur personell gestärkt, sondern auch besser ausgerüste­t werden. „Wir brauchen mehr Polizei. Nicht nur auf den Straßen, sondern auch an Computern und bei den Spezialkrä­ften“, sagte de Maizière. Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer sprach von einem „Meilenstei­n für mehr Sicherheit“.

Der Chef der Polizeigew­erkschaft, Rainer Wendt, warnt im Interview mit unserer Zeitung, viele Polizisten seien nach dem Sparzwang der vergangene­n Jahre frustriert. (dpa, afp, epd, msti)

„Wir brauchen mehr Polizei. Nicht nur auf den Straßen, sondern auch an Computern und bei den Spezialkrä­ften.“Bundesinne­nminister Thomas de Maizière

»Kommentar Michael Stifter zum geplanten „Burka-Verbot light“»Leitartike­l Walter Roller über die Sicherheit als Wahlkampf-Thema »Politik Das Interview mit Rainer Wendt und ein Blick in die Schweiz, wo die Burka zum Teil schon verboten ist

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