Mittelschwaebische Nachrichten
Auftrag erfüllt
FCA-Trainer Schuster sagte zu Philipp Max, er solle eine Medaille mit nach Augsburg bringen. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wird es Gold oder Silber sein. Warum Olympia für den Linksverteidiger ein besonderes Erlebnis war
Rio de Janeiro Als Deutschland Fußball-Männer 1988 in Seoul (Südkorea) zum letzten Mal eine Medaille gewannen, war Philipp Max vom FC Augsburg noch nicht geboren. Jetzt bereitet er sich hinter Sichtschutzplanen auf das Endspiel in Rio de Janeiro vor. Nur 15 Minuten war gestern das Training der deutschen U23-Auswahl im Zico-Trainingszentrum im Stadtteil Barra öffentlich. Danach gab Trainer Horst Hrubesch abgeschottet seine taktischen Ratschläge für die Partie gegen Brasilien. Sportklub-Besitzer Zico, als „weißer Pele“einer der Helden der Vergangenheit, hat nur kurz vorbeigeschaut. Er interessiert sich mehr für das Training der brasilianischen Mannschaft im Stadion von Flamengo Rio de Janeiro. Einen Tipp für das Finale will er schon gar nicht abgeben.
Philipp Max ist gut vorbereitet auf die Begegnung: „Wir wissen, was uns erwartet. Brasilien hat sehr gute Einzelspieler, und über 70000 Zuschauer werden gegen uns sein“, sagt der Profi des FC Augsburg. „Wir sind hier in Brasilien von Spiel zu Spiel besser geworden. Mal sehen, wie die Zuschauer reagieren, wenn unsere Spielordnung stimmt“, meint der Augsburger, der als 22-Jähriger schon zu den Älteren im Team zählt. „Das ist ungewöhnlich für mich“, gibt Max zu.
Für den linken Verteidiger ist die Brasilien-Tour bislang ein ganz besonderer Trip. „Ich bin mit der Einstellung hierher gekommen, der Mannschaft zu helfen – auf dem Platz oder daneben.“Die Erwartungen seien nicht so hoch gewesen, weil Max zuvor noch nie ein Länderspiel bestritten hatte. „Jetzt habe ich schon drei und auch noch ein Tor gegen Portugal erzielt. Ein Wahnsinnsgefühl.“
Olympia ist ein besonderes Erlebnis, auch wenn die Fußballer erst seit Donnerstag in Rio sind. „Rund um die Spiele gelten besondere Regeln, und viele Brasilianer lassen uns spüren, dass sie immer noch das 1:7 gegen Deutschland bei der WM 2014 im Hinterkopf haben.“
Inzwischen sind Max und Co. ins Zentrum Olympias vorgestoßen. „Echt cool, dass da alle Athleten in der Teambekleidung ihrer Länder herumlaufen“, staunt Max über de olympischen Gepflogenheiten.
Die großen Stars hat er noch nicht getroffen. „Die US-Basketballer wohnen ja auf einem Schiff.“Max war es ohnehin wichtiger, mit Sportlern aus dem deutschen Team in Kontakt zu kommen. „Ich bin Handball-Fan und habe mich mit einigen Spielern unterhalten. Ich würde gerne zum Halbfinale gegen Frankreich gehen, weiß aber nicht, ob das möglich ist.“
Der Zeitplan der Fußballer ist eng gestrickt. Bereits am Sonntag startet der Flieger in die Heimat. „Ich gehe davon aus, dass ich am Montag wieder in Augsburg bin.“Dann kann er zu Trainer Dirk Schuster sagen: Auftrag erfüllt. „Er hat mir vor meiner Abreise gesagt, ich solle eine Medaille mitbringen.“
Gold oder Silber bei Olympia – das ist eine Turbokarriere für einen, dessen wichtigste Plakette bislang die für die deutsche Jugendmeisterschaft mit dem FC Schalke 04 war. „Natürlich sind die Eltern stolz – wie bei den anderen Spielern auch“, sagt der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Torjägers Martin Max. Dieser wird nicht zum Finale kommen.
Sohn Philipp kann die Medaille zwar in Augsburg präsentieren, hat aber keine Zeit für lange Feierlichkeiten. Er will schnellstmöglich wieder beim FCA einsteigen. „Ich habe hier in Brasilien zwar Extra-Einheiten eingelegt, aber fast die ganze Grundlagenarbeit in der Vorbereitung beim Verein verpasst.“Dafür hat der FCA jetzt einen olympischen Medaillengewinner. statt. findet das Fußball-Finale