Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Humba auf die Bronzemedaille
Nach der Halbfinal-Enttäuschung belohnen sich die deutschen Frauen doch noch
Rio de Janeiro Noch lange nach dem Happy End mit Bronze standen die deutschen Hockey-Mädels im Kreis um ihren Trainer Jamilon Mülders und feierten ihren Olympia-Coup. Dann tanzte das Überraschungsteam einen Humba mit den Fans. Im kleinen Medaillen-Finale gegen Neuseeland hatte sich Deutschland am Freitag mit 2:1 (0:0) durchgesetzt und genau wie die Männer am Tag zuvor die Bronzemedaille gewonnen. Zweimal Edelmetall für deutsche Hockey-Teams gab es zuletzt im Jahr 2004.
„Wir haben ein unfassbar starkes Team und haben es mit unserem unbändigen Willen geschafft. Ich hatte das ganze Spiel ein gutes Gefühl“, sagte Torhüterin Kristina Reynolds. Die Hamburgerin bewahrte ihr Team mehrfach vor einem Rückstand. „Ich bin so stolz, das war mein Ziel.“
In einem Spiel mit zwei grundverschiedenen Halbzeiten sorgten Charlotte Stapenhorst (34.) und Lisa-Marie Schütze (38.) für die deutschen Tore. Für Neuseeland traf Olivia Merry (45./Strafecke). Vergessen war nach dem Schlusspfiff die unglückliche Niederlage im Halbfinale gegen die Niederlande nach Penaltyschießen. Für die Hockey-Frauen war es die vierte olympische Medaille nach Gold 2004 und Silber 1984 und 1992. „Ich wurde in Peking schon Vierte, das mache ich nicht noch mal“, hatte Spielführerin Janne Müller-Wieland vor dem Bronze-Match gesagt. Die Neuseeländerinnen erspielten sich ein Übergewicht, doch stets bügelte Reynolds die Fehler ihrer Mitspielerinnen aus. Trainer Mülders forderte lautstark mehr Laufbereitschaft, sein Team kam nicht in Schwung gegen den Olympia-Vierten von London. Zu zaghaft, zu passiv agierte Deutschland. Nach der Pause kamen die deutschen Damen mit deutlich mehr Willen, Ehrgeiz und Laufbereitschaft aus der Pause – das wurde belohnt. Hannah Krüger leitete einen Konterangriff ein, den Stapenhorst vollendete. Danach war es wieder ein Konter, der für die vermeintliche Vorentscheidung sorgte. Schütze hob den Ball über die herausrutschende Torhüterin Sally Rutherford. Wieder spannend wurde es, als zunächst Reynolds mit einer erneuten Weltklasse-Parade gegen Petrea Webster klärte, den Nachschuss traf Olivia Merry (45.). In der Schlussphase berannten die Neuseeländerinnen das deutsche Tor, doch da stand Reynolds.
Unmittelbar nach dem Gewinn der Medaille erteilte Trainer Mülders dem Männerteam eine Absage: „Es ist eindeutig so, dass ich innerhalb des nächsten Zyklus nicht Herrentrainer werde. Es gibt für mich keinen Grund zu den Herren zu gehen.“Der 40-Jährige war als möglicher Kandidat für die Nachfolge des nur bis zum Ende der Olympischen Spiele verpflichteten Valentin Altenburg gehandelt worden. (dpa)