Mittelschwaebische Nachrichten
Abeles schmerzhafter Sinkflug
Der Ulmer war als Zweiter der Weltjahresbestenliste nach Rio gekommen. Dann machte ihm ein Magen-Darm-Virus zu schaffen. Entsprechend enttäuschend ist das Ergebnis
Rio Das Gesicht ist schmerzverzerrt, die Beine wollen Arthur Abele nicht mehr tragen, Muskelkrämpfe machen den 1500-Meter-Lauf zur Tortur, aber der Zehnkämpfer des SSV Ulm 1846 schleppt sich irgendwie ins Ziel. 2008 in Peking musste er angeschlagen aufgeben, in Rio de Janeiro wollte er „das Ding unbedingt durchziehen“. Am Ende reicht es mit 8013 Punkten zu Rang 15.
Nicht viel für einen, der als Zweiter der Weltjahresbestenliste (8605) nach Brasilien gekommen ist „und hier eigentlich die Hütte abreißen wollte“. Selbst sein persönlicher Rekord von Ratingen hätte im olympischen Zehnkampf aber nicht für eine Medaille gereicht. Sein Kollege Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) ist so stark wie nie zuvor (8580) und muss sich dennoch mit Rang vier begnügen. Die Medaillen gehen an Ashton Eaton (USA, 8893), Kevin Mayer (Frankreich, 8834) und Damian Warner (Kanada, 8666).
Für den Arthur Abele ist der Zehnkampf an zwei Tagen dagegen eine Leidenszeit, entgegen aller Vorzeichen. „Ich hatte super trainiert, tolle Werte und war voll motiviert.“Bereits zu Beginn der Woche hat Abele jedoch gespürt „wie die Spannung allmählich nachlässt“.
Der Wettkampf beginnt und der Ulmer fühlt sich „matschig“. Mühsam quält er sich durch den ersten Tag. „Ich hatte extreme muskuläre Probleme.“In der Nacht meldet sich ein Magen-Darm-Virus. Macht ein Infekt alle Hoffnungen zunichte? „Ich muss wohl einen Bluttest machen lassen, die hygienischen Bedin- gungen in Brasilien sind ja nicht die besten.“
Abele quält sich weiter. Die 110 m Hürden sind anfangs okay – bis zum siebten Hindernis, dann habe ich komplett den Rhythmus verloren.“Was folgt, ist ein Sammelsurium von körperlichen Beschwerden. Beim Diskuswerfen schmerzen die Beine, dann kommen die ersten Krämpfe und machen beim Stabhochsprung schon das Einspringen zur Qual. Beim Speerwurf melden die Knie Alarm, der Rücken rebelliert, die Achillessehne auch. „Das war der härteste Zehnkampf meines Lebens. Mir haben alle Knochen wehgetan. Wenn ich meine Waden berühre, könnte ich an die Decke gehen.“Abele ist nicht einer, der die Signale des Körpers gerne akzeptiert. „Ich bin einer, der über die Grenzen hinausgeht und es dann mit Gewalt versucht. Das birgt natürlich die Gefahr sich eine größere Verletzung einzuhandeln.“Davon hatte der Schwabe bereits jede Menge. Es ist der kleine Erfolg von Rio, dass ihm das erspart bleibt und er alle Disziplinen meistert.
Jetzt will der 30-Jährige erst einmal Abstand gewinnen. „Meine Freundin hat in den vergangenen Wochen viel zurückstecken müssen, deshalb geht es mit unserem kleinen Sohn demnächst in den Urlaub.“In Spanien oder Portugal soll es nun das persönliche Highlight geben,
„Ich hatte super trainiert, tolle Werte und war voll motiviert.“ „Das war der härteste Zehnkampf meines Lebens. Mir haben alle Knochen wehgetan. Wenn ich meine Waden berühre, könnte ich an die Decke gehen.“
das in Brasilien ausblieb. Aber an das Ende der Karriere denkt Abele noch nicht. „Bis 2018 mache ich auf alle Fälle weiter.“Auch wenn der Zehnkampf manchmal so schmerzt.