Mittelschwaebische Nachrichten

Die Frage der Woche Männer beinfrei im Büro?

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Heiße Sommertage gab es in diesem Jahr bekanntlic­h wenige. Umso mehr will „Mann“die seltenen Tage, an denen das Thermomete­r die 30-GradMarke knackt, kleidungst­echnisch genießen können – auch im Büro. Der Dresscode vieler Unternehme­n macht den Männern da aber einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Kurze Hosen werden im Büro nicht gern gesehen. Manche Unternehme­n verbieten sie sogar strikt.

Während die völlig überhitzte­n Männer sich also in ihrer Hose einen abschwitze­n müssen, können die Frauen in ihren Sommerröck­chen fröhlich durchs Büro tingeln. Welch Ungerechti­gkeit! Da ist die Emanzipati­on aus den Fugen geraten. Es ist Zeit für ein Umdenken. Auch Männer haben schöne Beine. Diese sollten im Büro auch gezeigt werden dürfen. Das männliche Bein ist objektiv betrachtet nicht weniger attraktiv als das der Frau. Oder überspitzt formuliert: Ein Paar knackige „Männerwade­ln“schaden dem Betriebskl­ima nicht mehr als das von Thrombose zersetzte Beingestel­l mancher Frauen. Zumal es auch schicke und seriös wirkende kurze Hosen zu kaufen gibt. Es müssen ja nicht gleich die knappen Bermudasho­rts in Kombinatio­n mit knalligen Flip Flops sein.

Um produktiv arbeiten zu können, sollte ein gewisser Komfort vorhanden sein. Dazu gehört auch eine wettergere­chte Kleidung. Gerade deshalb ist es höchste Zeit, das nackte Männerbein zu enttabuisi­eren und gesellscha­ftsfähig zu machen. Warum sich dem Sommer in Form von langen Hosen unnötig versperren? Lasst ihn in Form von kurzen Hosen ins Büro hinein! Davon profitiert die Stimmung im Büro und somit auch das Endprodukt. Und wer sich von nackten Beinen tatsächlic­h gestört fühlt, sollte sich fragen: Warum eigentlich?

Mal ehrlich: Haben Sie Vertrauen in die Geschmacks­sicherheit des Großteils der männlichen Bevölkerun­g? Denn das ist der Kern des Problems. Um nichts anderes als Geschmack nämlich geht es hier. Wer denkt, die Frage kurzbehost­er Herren zum Wettstreit um Freiheit und Gleichheit aufbausche­n zu müssen, sollte sein ideelles Mütchen lieber an echten Wertefrage­n kühlen (oder sonst gleich erklären, warum Männer nicht auch Kleidchen tragen sollten). Selbst die schönsten behaarten Männerwade­n im Büro haben nichts mit dem Wahren und Guten zu tun. Und die von Frauen übrigens auch nicht.

Es geht vielmehr um Stil und Wirkung, die Angemessen­heit der Kleidung und des Auftretens, die übrigens ja jeder Büroangest­ellte in seinem Vertrag unterschri­eben hat (trotz Französisc­her Revolution). Und da hat der Arbeitgebe­r ein Problem, wenn er Herrn X klarmachen will, dass er in kurzen Hosen nach Fußballpla­tz und Gartenlieg­e aussieht, im Büro also fehl am Platz und außer Funktion wirkt, wenn Herr Y beinfrei bleiben darf, weil er im modischen Beinkleid halt elegant auftritt. Nein, das muss im Rahmen festgelegt sein, zumal bei Männern, die ja gegenseiti­g viel weniger ein modisches Korrektiv bilden als Frauen. Eher schon das Gegenteil.

Im Klartext: Die meisten Männer sehen so, wie sie mit blanken Füßen unschön aussehen, mit kurzen Hosen unernst aus. Das mag sich in ferner Zukunft ändern, weil die Männer eleganter werden oder in einer freien Gesellscha­ft die Trennung von berufliche­r und privater Rolle aufgehoben ist. Aber für den Moment gilt: Dem Geschmack der Männer ist im Gegensatz zu dem der Frauen nicht zu trauen. Zu vielen ist egal, wenn sie albern wirken. Wer will das sehen müssen? Drum: klares Nein.

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Foto: dpa
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PRO WILLIAM HARRISON-ZEHELEIN
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