Mittelschwaebische Nachrichten
Die Kanzlerin hat eine harte Woche
Ungewöhnlich dichtes Reiseprogramm
Berlin Am heutigen Montag ist für die Kanzlerin endgültig Schluss mit Erholung in diesem Sommer: In einem selbst für sie ungewöhnlich dichten Takt reist Angela Merkel durch Europa. Italien, Estland, Tschechien, Polen, danach an zwei Tagen Spitzengespräche auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung bei Berlin.
Die Mission von Merkels diplomatischem Marathon: Nach dem Brexit-Votum der Briten für einen Ausstieg aus der Gemeinschaft einen gemeinsamen Ansatz der verbleibenden 27 EU-Staaten suchen. Sie will das Vertrauen der Menschen in Europa zurückgewinnen, ein Auseinanderdriften und immer mehr Nationalismus verhindern.
Natürlich geht es irgendwie auch um Merkels eigene politische Zukunft: Nur wenn es ihr gelingt, Europa zusammenzuhalten, die Flüchtlingsprobleme endlich gemeinsam mit den Partnern in den Griff zu bekommen und möglichst einen gemeinsamen europäischen Ansatz zur Syrien-Krise und zur Sicherheitslage zu finden, könnten ihre schrumpfenden Umfragewerte im Jahr vor der Bundestagswahl nächsten Herbst wieder steigen.
Heute stimmt sich Merkel erst einmal mit Italiens Regierungschef Matteo Renzi und Frankreichs Präsident François Hollande in Italien ab. Von dort will sie zum Start in die heikle Woche ein klares Signal pro Europa senden.
Danach wird es schwierig. Am Mittwoch reist die immer noch mächtigste Frau Europas nach Tallinn, am Donnerstag weiter nach Prag, die Hauptstädte Estlands und Tschechiens. Besonders kompliziert dürften die Verhandlungen am Freitag in Warschau sein: Da spricht die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Visegrad-Staaten. Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn sind ganz hartnäckige Gegner ihres Flüchtlingskurses.
Doch auch die Gespräche auf Schloss Meseberg dürften kein Spaziergang werden. Am Freitag erwartet Merkel dort die Ministerpräsidenten der Niederlande, Finnlands, Schwedens und Dänemarks, am Samstag kommen der österreichische Bundeskanzler sowie die Regierungschefs von Slowenien, Bulgarien und Kroatien. (dpa)