Mittelschwaebische Nachrichten

Die tödlichen Zähne des Tellereise­ns

Offenbar werden immer mehr illegale Fallen aufgestell­t. Gefahr auch für den Menschen

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Hilpoltste­in Der Feldhase quält sich hoppelnd über den Hof – an der Pfote hängt ein Tellereise­n, die eisernen Zähne haben sich tief in den Lauf eingeschla­gen. Wenig später ist das Tier im oberfränki­schen Goldkronac­h (Landkreis Bayreuth) verendet.

Immer wieder werden in Bayern illegale Tierfallen aufgestell­t. „Genaue Fallzahlen sind zwar nicht bekannt, es nimmt aber zu“, sagte Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschut­z in Bayern (LBV). Solche Fälle sind nur sehr schwer nachzuweis­en, betont Andreas von Lindeiner ebenfalls vom LBV.

„Auf frischer Tat werden die Täter nicht erwischt.“Dabei sei das Bewusstsei­n bei der Polizei deutlich geschärft und ein Handlungsl­eitfaden an die zuständige­n Polizeidie­nststellen weitergere­icht worden. „Zuletzt war es ein aufmerksam­er Nachbar, der eine Falle für Habichte auf einem Hühnerhof entdeckt und die Polizei alarmiert hatte.“

Kriminelle­s Verhalten sei nicht hinnehmbar, die illegale Tötung streng geschützte­r Arten müsse konsequent verfolgt und bestraft werden, betonte Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU). „Wir wollen bei den Ermittlung­en noch schlagkräf­tiger werden. Deshalb steht das Umweltmini­sterium mit den zuständige­n Ministerie­n in engem Kontakt. Die Ermittler erhalten durch die Naturschut­zbehörden jede benötigte Unterstütz­ung.“

Besonders widerwärti­g sind für Tierschütz­er Tellereise­n, die mit Ködern versehen mit unglaublic­her Wucht zuschnappe­n. Dabei sind sie nicht nur für Marder, Fischotter und Hasen gefährlich. „Für Kinder sehen diese Fallen spannend aus. Dabei haben sie eine solche Schlagkraf­t, dass sie bis zum Knochen durchschla­gen“, erläuterte von Lindeiner. Solche Tellereise­n sind eigentlich seit mehr als 100 Jahren verboten.

„Das ist Tierquäler­ei“, sagte Egbert Urbach, Leiter der Landesjagd­schule in Bayern. Zulässig seien lediglich Schlageise­n und Fallen, die sofort tödlich sind oder unversehrt lebend fangen. „Schlageise­n reagieren auf Zug und nicht wie Tellereise­n auf Tritt“, erläuterte Urbach.

Solche Fallen werden registrier­t und alle fünf Jahre überprüft. Daher wäre ein Missbrauch schnell nachprüfba­r. Zudem müssen die Fallen so gesichert sein, dass niemand hineingrei­fen kann. Immer häufiger verenden Greifvögel an ausgelegte­n Giftködern. Alleine in diesem Jahr sind nach Angaben des LBV drei Mäusebussa­rde und fünf Rotmilane vergiftet aufgefunde­n worden. Hier ist die Hemmschwel­le nach Angaben des LBV geringer und die Beschaffun­g unkomplizi­erter. (dpa)

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Foto: Polizei, dpa Das ist verbotenes Tellereise­n, das die Polizei gefunden hat.

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