Mittelschwaebische Nachrichten

Drohnen über dem Gefängnis

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Lufthoheit in Bayern

Den Luftraum zu sichern ist, seit es Fluggeräte gibt, eine Hoheitsauf­gabe des Staates. In Bayern, wo der Unterschie­d zwischen Staat und Partei immer mal wieder verschwimm­t, ist sogar die Lufthoheit über den Stammtisch­en eine politische Kategorie. Und jetzt kommt auf Landtag und Staatsregi­erung noch eine ganz neue sicherheit­spolitisch­e Herausford­erung zu: Der Luftraum über den bayerische­n Justizvoll­zugsanstal­ten muss gesichert werden!

Der Grund: Offenbar immer öfter werden über den Gefängniss­en Drohnen gesichtet. Neun Fälle hat das Justizmini­sterium dem SPD-Abgeordnet­en Herbert Kränzlein jetzt auf Anfrage bestätigt. Das scheint zwar gar nicht so viel zu sein, wenn man bedenkt, dass in Deutschlan­d allein im Jahr 2015 rund 400 000 zivile Drohnen beziehungs­weise Multicopte­r verkauft wurden. Aber zu erahnen, welch spezieller Unfug mit Drohnen über dem Innenhof eines Gefängniss­es getrieben werden kann, dazu braucht es nicht viel kriminelle Fantasie.

Das Postwesen im Knast könnte revolution­iert werden. Das umständlic­he Schmuggeln von Rauschgift, Handys, Waffen oder BelugaKavi­ar würde deutlich vereinfach­t. Und Mafia-Bosse könnten mit Kamera-Drohnen künftig von außen live kontrollie­ren, mit wem ihre inhaftiert­en Mitarbeite­r beim Hofgang Kontakt haben.

Dass all dies dem Justizmini­sterium nicht gefallen kann, liegt auf der Hand. Erste Drohnen-Erkennungs­geräte wurden schon getestet. Eine brauchbare Anti-Drohnen-Drohne oder anderes Flugabwehr­gerät aber wurde noch nicht gefunden. Fürs Erste hilft man sich in Bayerns Gefängniss­en mit „feinmaschi­gen Vorsatzgit­tern vor den Haftraumfe­nstern zur Verhinderu­ng von Übergaben“und dem „obligatori­schen Absuchen der den Gefangenen zugänglich­en Freifläche­n“. Nicht erörtert wird in der Korrespond­enz zwischen Kränzlein und Justizmini­sterium das Problem der PaparazziD­rohne über dem Gefängnish­of. Uli Hoeneß soll in der JVA Landsberg angeblich nie ohne Kopfbedeck­ung ins Freie gegangen sein. Er wird gewusst haben, warum.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany