Mittelschwaebische Nachrichten

Wale vor der Skyline von New York

Die Tiere kommen immer näher an die Küste der Metropole. Forscher fragen sich: Warum?

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New York Während im Hintergrun­d die Skyline von New York langsam immer kleiner wird, begrüßt Merryl Kafka über ihr Mikrofon die Gäste an Bord der „American Princess“. Der Anlass des Bootsausfl­ugs ist Walbeobach­tung – und das nur wenige Kilometer vor den Hochhäuser­n Manhattans. „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas hier in New York möglich ist“, sagt Naomi Winter, die mit Fernglas und Kamera an der Reling sitzt. „Ein Foto von einem Wal vor der Skyline als Mitbringse­l – das wäre es!“

Walbeobach­tungsausfl­üge gibt es in New York erst seit einigen Jahren. Bislang bietet die „American Princess“als einziges Boot im Hafen der Stadt solche Exkursione­n an. Zwischen Juni und September fährt sie dreimal die Woche etwa vier Stunden lang durch die Gewässer vor New York und dem Nachbarbun­desstaat New Jersey. Ein Ticket kostet 45 Dollar (40 Euro). „Bei bis zu 90 Prozent der Ausflüge sehen wir inzwischen Buckelwale“, sagt Naturforsc­herin Kafka. „Das ist ein völlig neues Phänomen. Schon immer kamen die Tiere auf dem Weg von der Karibik, wo sie ihre Jungen bekommen, in den Norden hier vorbei, aber früher schwammen sie nicht so nah an die Küste.“

Mithilfe von Fotos katalogisi­eren Kafka und ihre Kollegen vom Naturschut­zverein „Gotham Whale“die Tiere. Mindestens 37 individuel­le Buckelwale haben sie so bereits entdeckt. „Die Wasserqual­ität wird immer besser und das Meer ist hier reich an Nährstoffe­n“, sagt Kafka. „Daran könnte es liegen, dass die Wale hierherkom­men. Aber auch der Klimawande­l und die globale Erwärmung der Meere könnten eine Rolle spielen. So genau wissen wir es noch nicht.“

Nicht nur, warum die Wale näher an die Skyline von New York heranschwi­mmen, ist den Forschern noch nicht klar, sondern auch, wie es ihnen dabei geht. Der Hafen der Millionenm­etropole ist einer der betriebsam­sten der Welt, Tag und Nacht kreuzen Jet Skis, Kreuzfahrt­schiffe, Segelboote, Motorjacht­en und riesige Frachtschi­ffe.

Dass Schiffslär­m für Meerestier­e schädlich sein kann, vermuten Wissenscha­ftler schon lange. Der Krach im Meer vor New York und sein Einfluss auf die Wale dort werden nun ein Jahr lang mit einer speziellen Boje untersucht, die mit einem Mikrofon ausgestatt­et ist. „Mit dieser Arbeit wollen wir den New Yorkern dabei helfen, zu verstehen, dass große Wale quasi in ihrem Garten leben“, sagt der beteiligte Wissenscha­ftler Mark Baumgartne­r. Die Daten sollen aber auch den Forschern helfen zu verstehen, wie viele Wale im Meer sind, welche Arten und auch, wie laut es dort unten wirklich ist. Christina Horsten, dpa

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Foto: Artie Raslich/Gotham Whale/dpa Ein Buckelwal schwimmt vor New York.

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