Mittelschwaebische Nachrichten
„Mission erfüllt, Weltspitze bestätigt“
Deutsche Mannschaft sichert sich im kleinen Finale gegen Polen die Bronzemedaille
Rio de Janeiro Dagur Sigurdsson schwang den Arm wie bei einer Luftgitarren-WM. Mit dem ungewohnt emotionalen Ausbruch des Isländers schon vor dem Schlusspfiff entluden sich beim Bundestrainer Anspannung und Freude über die Krönung eines wunderbaren Jahres. 203 Tage nach dem EM-Titel feierten die deutschen Handballer mit Olympia-Bronze in Rio de Janeiro endgültig die Rückkehr in die Weltspitze. Dank einer famosen Abwehrarbeit besiegte der Europameister am Sonntag den WM-Dritten Polen mit 31:25 (17:13) und holte die verdiente Medaille. Gold sicherte sich gestern Abend Dänemark mit einem 28:26-Sieg gegen Frankreich.
„Das ist ein unglaublich schöner Moment. Ich bin unglaublich stolz“, sagte Sigurdsson. Nach acht Spielen im Zwei-Tage-Rhythmus war auch bei ihm der Akku alle. „Man ist auch müde und ein bisschen leer. Das war ein langer Weg. Deswegen bin ich unglaublich glücklich, dass es mit so einem Ergebnis zu Ende gegangen ist“, sagte er.
Für eine deutsche MännerMannschaft ist dies die fünfte Olympia-Medaille nach Gold 1936 und 1980 sowie Silber 1984 und 2004. Damit haben alle deutschen Mannschaften, die in Rio vertreten waren, auch Edelmetall gewonnen.
Vor rund 10 000 Zuschauern warfen als beste deutsche Schützen Tobias Reichmann sieben und Uwe Gensheimer sechs Tore. „Mission erfüllt, Weltspitze bestätigt, die WM vor Augen“, sagte Delegationsleiter Bob Hanning schon mit Blick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Frankreich. „Es ist ein unfassbar schönes Gefühl für die Mannschaft, die unglaublich viel investiert hat in dieses Turnier.“
Die Spieler selbst konnten ihr Glück kaum fassen. Nachdem sie auf dem Parkett im Kreis tanzten, umarmten sie sich immer wieder. „Wir haben ein großartiges Turnier gespielt. Wir sind zurück in der Weltspitze, darauf können wir sehr stolz sein. Wir haben die richtige Reaktion gezeigt. Ich hoffe und denke, dass wir in vier Jahren die beste Mannschaft der Welt sind. Gold ist 2020 realistisch“, sagte Torhüter Andreas Wolff, der wie bei der EM auch im olympischen Bronze-Spiel zu großer Form aufgelaufen war.
Die Europameister hatten nur eins im Sinn: Geschichte sollte sich nicht wiederholen. Denn vor 40 Jahren standen sich Deutschland und Polen bei den Olympischen Spielen in Montreal schon einmal gegenüber. Handball-Legende Heiner Brand und seine Kollegen verloren damals mit 18:21. In Rio saß Brand, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde, auf der Tribüne und drückte dort seinen sportlichen Enkeln die Daumen.
Das Halbfinal-Aus durch das 28:29 in letzter Sekunde gegen Frankreich hatten die deutschen Handballer erstaunlich schnell abgehakt und besser verkraftet als die Polen ihr 28:29 nach Verlängerung gegen Dänemark. Im kleinen Finale ließen Kapitän Gensheimer und seine Kollegen nie Zweifel daran aufkommen, dass sie die ersehnte Medaille holen: „Wir sind überglücklich, dass wir die Bronzemedaille gewonnen haben. Das war alles, was wir heute wollten. Wir können sehr, sehr stolz darauf sein, dass wir nach der Niederlage wieder so aufgetreten sind und uns für das gesamte Turnier belohnt haben.“(dpa)