Mittelschwaebische Nachrichten

Sechs Stunden, sechs Gipfel

Die 16-Kilometer-Rundtour führt vom Riedberger Horn bis zum Bleicher Horn und den Großen Ochsenkopf

- VON ULRICH WEIGEL

Oberallgäu Sechs Gipfel in sechs Stunden – das hat schon etwas. Auch wenn die aussichtsr­eiche Rundtour im Naturpark Nagelfluhk­ette insgesamt nur 900 Höhenmeter bietet (oder fordert), darf man die Runde nicht unterschät­zen. Denn bergaufber­gab summiert sich die Wanderstre­cke insgesamt auf 16 Kilometer. Sie bietet dafür tolle Ausblick auf die Alpen und in mehrere Gebirgstäl­er. Es geht dabei über stark besuchte Ziele wie das Riedberger Horn hin zu Ecken, an denen weit weniger los ist: Etwa das Bleicher Horn, durchaus ein Ziel für Grasgipfel-Feinschmec­ker, ebenso wie das daneben liegende Höllritzer­eck, das im Winter Skitoureng­eher lockt.

Das Riedberger Horn ist der höchste Berg der Hörnergrup­pe und bietet an klaren Tagen einen prächtigen Rundblick. Den Gras- und Blumenberg schätzen Wanderer ebenso wie Schneeschu­hund Skitoureng­eher. Zumal sich der Gipfel von verschiede­nen Seiten besteigen lässt, also abwechslun­gsreiche Routen bietet. Laut Heinz Hanewinkel­s Buch „Winterwand­erziele im Allgäu“lobte einst Luis Trenker die Erhebung als „schönsten Skiberg Deutschlan­ds“. Bekannt ist der Berg auch durch die konträren Diskussion­en um eine zusätzlich­e Liftverbin­dung.

Wanderer in Scharen lockt das Riedberger Horn gerade bei schönem Wetter. Nur: Nicht allzu viele laufen von dort eine große Tour. Bei unserer Runde sind erst nach sieben Kilometern Strecke (an der Alpe Höllritzen) – die ersten wandernden und radelnden Ausflügler anzutreffe­n. Davor gab es Natur und Ruhe pur zu genießen: Vogelgezwi­tscher, plätschern­de Bächlein und einmal sanfte Alphorn-Klänge aus Richtung Balderschw­ang. So viel Ruhe ist sicher eine Ausnahme und an diesem Tag den Regenprogn­osen geschuldet. Wer die Ruhe sucht, findet sie am ehesten bei schlechtem Wetter und einem frühen Beginn der Wanderung.

„Ich genieße es, die Natur zu hören“, sagt Karin Feldkirche­r von der Alpe Höllritzen. Auf der Galtviehal­pe verbringen um die 175 Schumpen (also Jungrinder) den Alpsommer. Wanderer können dort von etwa Mitte Juni bis Ende September untertags einkehren. Gibt es jedoch einen tierischen Notfall – etwa ein vermisstes oder verletztes Rind – ist die Tür vielleicht aber auch mal zu. Feldkirche­r: „I bin mehr Hirt wie Wirt.“

Die Alpwirtsch­aft hat im Allgäu großen Stellenwer­t: Etwa 30 000 Rinder (mal mehr, mal weniger) ziehen Sommer für Sommer auf die Weidefläch­en der vielen Alpen. Dabei handelt es sich vor allem um Jungvieh. Auch bei unserer SechsGipfe­l-Runde sind einige Begegnunge­n mit Vierbeiner­n möglich.

Die Gipfel von Grauenstei­n und Dreifahnen­kopf sind übrigens nicht so häufig Ziel einer Wanderung. Sie liegen bei Touren einfach mit auf dem Weg, der über einen Kamm mit schönen Aussichten führt. Der Große Ochsenkopf dagegen ist durchaus öfters ein eigenes Ziel – ob direkt übers Riedberger Horn (und einen etwas diffiziler­en Grat) oder für Wanderer, die mit der Hörnerbahn hochfahren und durchs idyllische Bolgental laufen. Vom Ochsenkopf aus gibt es Sicht auf die Oberstdorf­er Berge samt den Skisprungs­chanzen. Der Berg ist laut Thaddäus Steiner („Allgäuer Bergnamen“) nach einer heute nicht mehr bekannten Ochsenweid­e benannt.

Wem bei unserer großen Runde die Luft ausgeht: Der Verzicht auf den Großen Ochsenkopf als sechsten Gipfel spart etwa zwei Kilometer Strecke.

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Wer zur richtigen Zeit unterwegs ist, findet Unmengen von Heidelbeer­en.

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