Mittelschwaebische Nachrichten

Vertwitter­t

Heiko Maas feiert eine umstritten­e linksradik­ale Band. Jetzt hat er zu Recht Ärger

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Eines muss man Heiko Maas wirklich lassen: Der Mann stellt sich gegen rechtes Gedankengu­t und braune Hetze, wo er kann. Erst am Donnerstag­abend hat er sich in einer ziemlich bizarren Ausgabe der ARD-Sendung „Donnerstal­k“wieder an der überdurchs­chnittlich anstrengen­den AfDFrau Beatrix von Storch abgearbeit­et. Auch in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter bezieht der Sozialdemo­krat immer wieder Stellung gegen Rechts. Nun hat er sich aber gehörig „vertwitter­t“.

Am Mittwoch kommentier­te der Justizmini­ster einen Artikel, den die „Tagesschau“auf ihrer Internetse­ite veröffentl­icht hatte. In dem Text ging es um ein Konzert gegen Rechts in Mecklenbur­g-Vorpommern. „Tolles Zeichen gg Fremdenhas­s u Rassismus“, twitterte Maas. Er bedankte sich unter anderem bei der Punk-Gruppe „Feine Sahne Fischfilet“, die hinter dem OpenAir-Konzert steht. Und jetzt hat Maas eine Menge Ärger.

Denn die Band, die auch schon auf dem Augsburger Modular-Festival zum Aufreger wurde, ist höchst umstritten. Im Verfassung­sschutzber­icht aus dem Jahr 2012 heißt es, „Feine Sahne Fischfilet“verstehe Gewalt als legitimes Mittel der Auseinande­rsetzung mit Rechtsextr­e- misten. Auch die Liedtexte haben es in sich. Darf ein Minister öffentlich eine linksradik­ale Gruppe loben, die Zeilen wie „Deutschlan­d ist scheiße, Deutschlan­d ist Dreck!“singt? Das Echo kam jedenfalls prompt. Nicht nur via Twitter ergießt sich die Wut über Maas. Auch die Polizeigew­erkschaft ist empört. In einem Stück der Band heißt es schließlic­h „Die Bullenhelm­e – sie sollen fliegen“.

Das Justizmini­sterium verweist auf das „Social Media Team“des Politikers. Mit anderen Worten: Maas soll gar nicht selbst getwittert haben. Mag schon sein. Das ändert aber nichts daran, dass er für die Worte verantwort­lich ist, die unter seinem Namen veröffentl­icht werden. Eine Sprecherin betont, mit seiner Sympathie für das Konzert habe der Minister sich „in keiner Weise jede einzelne Textzeile aller jemals gesungenen Lieder der dort aufgetrete­nen Musiker zu eigen gemacht“. Das ist sicher richtig. Ein Fehler war es trotzdem. Außerdem erinnert diese Rückzugsst­rategie frappieren­d an jene Stimmungsm­acher, die der SPD-Politiker sonst selbst anprangert. Schlagen Sie mal nach unter „Beatrix von Storch“und „mit der Maus abgerutsch­t“.

 ??  ?? Heiko Maas
Heiko Maas

Newspapers in German

Newspapers from Germany