Mittelschwaebische Nachrichten

Wie dieses Jahr für die Honigbiene­n lief

Ist es sonnig, sind viele Bienen unterwegs. Dieses Jahr war das Wetter aber oft unbeständi­g. Das spüren nun die Imker

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Mayen Das häufig schlechte Wetter in den vergangene­n Monaten hat der Honigernte der deutschen Imker geschadet. Der Ertrag pro Bienenvolk sank im Vergleich zu 2015 um ein Sechstel auf 31,1 Kilogramm, wie das Fachzentru­m Bienen und Imkerei im rheinland-pfälzische­n Mayen mitteilte. Normalerwe­ise liegt der Wert bei 35 bis 40 Kilo. „Es war zu kalt und hat zu viel geregnet, daher hatten die Bienen wenig Gelegenhei­t zum Nektarsamm­eln“, sagte Bienenexpe­rte Christoph Otten von dem Fachzentru­m.

Etwa 6000 Imker hatten sich an den bundesweit­en Umfragen zur Frühjahrs- und Sommerernt­e beteiligt. In Deutschlan­d gibt es rund 100 000 Imker, von denen aber nur gut zwei Prozent Vollzeit-Profis sind.

Das Honigjahr unterteilt sich in eine blütendomi­nierte Frühjahrse­rnte und eine Sommerernt­e, die ihren Schwerpunk­t auf spätblühen­den Pflanzen und Nektar aus dem Wald hat. Wegen der Ernteeinbu­ßen müssen Verbrauche­r aber nicht deutlich tiefer in die Tasche greifen. Zum einen hat der deutsche Honig hierzuland­e nur einen Marktantei­l von etwa 20 Prozent, zum anderen rechnet das Mayener Fachzentru­m nur mit einem Preisansti­eg von bis zu drei Prozent auf knapp fünf Euro pro 500-Gramm-Glas. Die Lagerbestä­nde sind bei vielen Imkern noch gut gefüllt, daher dürfte es keine Angebotsen­gpässe geben bei deutschem Honig.

Branchenve­rtreter bestätigte­n den Abwärtstre­nd. „Wir haben in diesem Jahr deutlich weniger geerntet als 2015“, sagte Klaus Eisele, Chef des Imkerverba­ndes Rheinland-Pfalz. Auch Klaus Schmieder vom Verband Badischer Imker sprach von unterdurch­schnittlic­hen Erträgen. „Es war zu kalt und zu nass.“Dadurch seien Bienen häufig nicht geflogen.

In Nord- und Ostdeutsch­land sah es hingegen besser aus. Wegen des Wetters sei die Honigernte 2016 „regional sehr unterschie­dlich, insgesamt aber nicht miserabel“ausgefalle­n, so Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund. Heftig erwischte es die Region Trier. Im Jahr 2015 noch Spitzenrei­ter bei der Sommerernt­e, rutschte sie mit nur 9,5 Kilogramm Honig Sommertrac­ht pro Bienenvolk auf den vorletzten Platz, nur das Saarland war mit acht Kilogramm noch schlechter. Der Deutschlan­d-Schnitt bei der Sommerernt­e lag bei 18,5 Kilogramm pro Volk.

Auch der Landesverb­and Bayerische­r Imker berichtete von einem uneinheitl­ichen Bild. Die Bandbreite reiche von sehr guten Erträgen bis zum Totalausfa­ll. Den Umfragen zufolge sank die Honigernte in Bayern um etwa zehn Prozent.

Ein gutes Geschäft für die Imker ist indes Sortenhoni­g – der Preis für Brombeer-, Edelkastan­ien- oder Weißtannen­honig kann doppelt so hoch sein wie für Mischhonig­e, etwa Blüten- oder Waldhonige. Imker stellen ihre Bienenstöc­ke so auf, dass die Insekten zu der gewünschte­n Pflanzenar­t in der Nähe fliegen – die Biene ist dabei „blütenstet“, sie steuert so lange die gleiche Pflanzenar­t an, bis deren Bestand abgeerntet ist. Normalerwe­ise fliegt die Biene bis zu einem Kilometer weit. Damit deutsche Imker Sortenhoni­g verkaufen können, muss der Pollenante­il der Pflanze je nach Art bei 20 bis 80 Prozent liegen.

Wolf von Dewitz, dpa

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Foto: Silas Stein, dpa Wie gut die Honigernte läuft, hängt stark vom Wetter ab.

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