Mittelschwaebische Nachrichten

Wo der Bürgermeis­ter Eis verkauft

Im Oberallgäu­er Tourismuso­rt Ofterschwa­ng sorgt die Gemeinde selbst für die Erfrischun­g von Einheimisc­hen und Gästen. Entstanden ist die Idee aus der Not heraus

- VON MICHAEL MANG VON MELANIE LIPPL

Ofterschwa­ng Die Gemeinde Ofterschwa­ng verkauft Eis. Was nicht gerade nach der Kernaufgab­e einer kommunalen Verwaltung klingt, ist in dem kleinen Oberallgäu­er Dorf schon seit drei Jahren Normalität. Inzwischen spült der Eisladen, der bei Gästen wie Einheimisc­hen sehr beliebt ist, jährlich etwa 48 000 Euro in die Gemeindeka­sse. Entstanden ist die Idee aus der Not heraus.

Als der Landwirt, der im Ortskern selbst gemachtes „BauernhofE­is“verkaufte, im Jahr 2013 überrasche­nd starb, stand das frühere Postgebäud­e leer. Die Gemeinde fand keinen Pächter. „Ich hätte mich auch zurücklehn­en und mich beklagen können, dass ich niemanden habe“, sagt Bürgermeis­ter Alois Ried. Doch das ist nicht die Art des 49-Jährigen, der seit 2003 im Ofterschwa­nger Rathausses­sel sitzt. Der gelernte Koch nimmt Dinge gerne selbst in die Hand und er hatte eine Idee: Die Mitarbeite­r der Gästeinfor­mation auf der anderen Straßensei­te könnten Eis verkaufen. „So haben wir keine Personalko­sten“, sagt Ried. „Und bei schlechtem Wetter lassen wir den Laden einfach zu.“

Jetzt brauchte die Gemeinde nur noch jemanden, der das Eis produziert. Auch den fand Ried in der Gemeinde: Massimo Maguolo wohnt im Ortsteil Westerhofe­n und betreibt ein Eiscafé im benachbart­en Sonthofen. Er war bereit, das Eis herzustell­en. Also baute die Gemeinde das Postgebäud­e in eine Eisdiele um. „Alles, was man macht, muss zur örtlichen Struktur passen und hochwertig sein“, ist der Bürgermeis­ter überzeugt. „Die Menschen merken das.“Deswegen hat sich die Gemeinde den gepflaster­ten kleinen Platz vor dem Eiscafé knapp 75000 Euro kosten lassen. Und es scheint sich gelohnt zu haben: Bei schönem Wetter sammeln sich dort Gäste wie Einheimisc­he.

Das Ofterschwa­nger Eis wird aus heimischer Milch hergestell­t. „Das ist mehr eine moralische Unterstüt- zung für die Landwirte“, sagt Ried. Denn es sind nur etwa 20 Liter am Tag, die Maguolo jeden Morgen bei einem Hof in Hüttenberg holt. Aber es hat in Ofterschwa­ng Tradition, auf heimische Produkte zu setzen, seit die Gemeinde 2009 selbst das Zertifikat „Gutes vom Dorf“entwickelt hat. Das sorgte für beachtlich­e Zugewinne für die heimische Sennerei im Ortsteil Hüttenberg und den Schlachtho­f, den Ofterschwa­ng gemeinsam mit den Nachbargem­einden betreibt. Der bisherige Höhepunkt der „Gutes vom Dorf“-Kampagne war der Ski-Weltcup 2013. Dabei bewirtscha­fteten die Ofterschwa­nger das Festzelt mit 2 000 Plätzen nur mit regionalen Produkten und ehrenamtli­chen Helfern.

Inzwischen werden auch im Ofterschwa­nger Dorfladen heimische Produkte verkauft. Das Geschäft hat die Gemeinde übernommen und saniert, weil die langjährig­e Betreiberi­n aufhörte und der Laden drohte zu schließen. „Wenn ein Problem da ist, muss ich das im Sinne der Gemeinde lösen“, sagt Ried. So hat die Gemeinde seit 2004 fast drei Millionen Euro in einen neuen Ortskern investiert. 600 000 Euro kamen aus einem Förderprog­ramm für Dorferneue­rung. Ein neues Rathaus mit Gästeinfor­mation wurde errichtet, Eisdiele und Dorfladen übernommen und die Straße umgestalte­t – mit Ruhebänken, die zum Verweilen einladen. Das nächste Projekt ist die Sanierung eines alten Bauernhaus­es. Dort will Ried Gästen die Allgäuer Käseproduk­tion nahebringe­n. Auch eine Schnapsbre­nnerei plant der Rathausche­f – eine interessan­te Ergänzung für die heimische Produktpal­ette. Aber es sei nicht so leicht, an eine Lizenz zu kommen.

An sonnigen Tagen bilden sich lange Schlangen vor dem Ofterschwa­nger Eisladen. Um im Gespräch zu bleiben, wird dort jedes Jahr eine neue Sorte mit Bezug zur Region kreiert. In diesem Jahr kommt Hanfeis in die Waffel. Es soll an die Tradition der Hanfverarb­eitung im Allgäu erinnern. Hergestell­t wird die neue Sorte, die sich zum Verkaufssc­hlager entwickelt hat, aus legalem Hanfpulver, erzählt Ried. „Der Hanfanbau in Ofterschwa­ng war leider nicht erlaubt.“ Bad Wörishofen Die Staatsanwa­ltschaft Memmingen hat das Ermittlung­sverfahren gegen den CSULandtag­sabgeordne­ten Klaus Holetschek wegen des Verdachts der Untreue eingestell­t. Dies geht aus einer Presseerkl­ärung hervor, die der Rechtsanwa­lt des Abgeordnet­en und ehemaligen Bad Wörishofer Bürgermeis­ters am Freitag veröffentl­icht hat. Die Staatsanwa­ltschaft bestätigt die Einstellun­g des Verfahrens, will sich aber vor Montag nicht weiter dazu äußern.

Mehr als ein Jahr hatten die Ermittlung­en gedauert, für die Holetschek­s Immunität als Landtagsab­geordneter aufgehoben worden war. Es

Im Stadtrat gibt es seither heftige Streiterei­en

ging dabei um die Frage, ob der ehemalige Bürgermeis­ter in seiner Amtszeit zu wenig Fremdenver­kehrsbeitr­ag von der Therme Bad Wörishofen verlangt und so die Stadt um Einnahmen gebracht hat. Von einer Summe von rund 700 000 Euro war die Rede. Holetschek hat die Vorwürfe stets bestritten, Gutachten widersprac­hen sich. Es gab eine Razzia, und im Bad Wörishofer Stadtrat erschweren seitdem heftige Streiterei­en die Zusammenar­beit.

Seit längerem schwieg Holetschek zu den Ermittlung­en. Am Freitag veröffentl­ichte er auf seiner Facebook-Seite ohne Kommentar das Schreiben seines Anwalts, in dem es über die Einstellun­g des Verfahrens unter anderem heißt: „Dies entspricht einem Freispruch im Ermittlung­sverfahren. Die umfangreic­hen Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft haben ergeben, dass bei Herrn Holetschek kein strafbares Verhalten vorlag. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe waren und sind unbegründe­t.“Holetschek gab an, er habe dieser Erklärung seines Rechtsanwa­lts „vorerst nichts hinzuzufüg­en“.

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Foto: Dominik Berchtold Bürgermeis­ter Alois Ried im gemeindeei­genen Eisladen in der Dorfmitte von Ofterschwa­ng.

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