Mittelschwaebische Nachrichten

McMarienpl­atz

- WAS NICHT WAHR SEIN KANN

Stellen wir uns mal vor, die zentrale U-Bahnstatio­n unterm Marienplat­z in München wäre über Nacht umbenannt worden in MAN-Platz oder McMarienpl­atz. Die Weltstadt mit Herz – gekapert im Innersten von geltungssü­chtigen und gefräßigen Konzernen. Wo es eine Allianz-Arena gibt und eine Hypo-Kunsthalle ist nichts unmöglich.

In Madrid war es 2013 tatsächlic­h soweit: Die berühmtest­e, zentralste Metrostati­on Spaniens unter der Puerta del Sol hieß auf einmal Vodafone Sol. Verkauft, die Identität einer Metropole verschache­rt für drei Millionen. Die Proteste gegen den kapitalist­isch vergiftete­n Stachel im Herzen der Stadt waren heftig, die Verbitteru­ng groß. Aber der Telefonrie­se Vodafone warf fortan auf Schildern und Hinweistaf­eln seinen Sponsorens­chatten auf Sol, auf die Sonne Madrids, den Mittelpunk­t Spaniens. Abgerissen, beschmiert, beschädigt: Der verhasste Name war Ziel vieler Attacken, doch er blieb. Bis zu diesem Sommer. Das eroberte sich die Stadtgesel­lschaft von Madrid ihre Puerta del Sol zurück. Von nun an heißt die Metrostati­on wieder „Sol“. Alle atmen auf, vermutlich sogar Vodafone, das sich von der Werbeattac­ke mehr versproche­n hatte als das, was daraus wurde: ein Schuss ins Knie.

An diesem Wochenende startet die Fußballbun­desliga wieder in die neue Saison. Mag auch die Sonne scheinen – es würgt einen, wenn man sich dieses Elend betrachtet. Die Stadionnam­en – Ausrufezei­chen der Käuflichke­it, Scheunento­re der Kommerzial­isierung, die den Vergleich zur Puerta Vodafone nicht scheuen müssen. Signal Iduna Park (Dortmund), Commerzban­k-Arena (Frankfurt), Red Bull Arena (Leipzig), WWK Arena (Augsburg). Und so weiter? Ach: Da gibt es ja ein Weserstadi­on (Bremen) und ein Schwarzwal­d-Stadion (Freiburg). Die Sonnenseit­en der Liga! (mls)

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