Mittelschwaebische Nachrichten

Unfreiwill­ig Schwarzfah­rer

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger-allgemeine.de

Ja, man kennt die Ausreden der Schwarzfah­rer: Wo ist er denn hin, der Fahrschein? Sonst ist der doch immer ... Eben war er doch noch ... Alles verbunden mit hektischem Gekrame in Rucksack oder Tasche. Aber sind Sie schon einmal unfreiwill­ig zum Schwarzfah­rer geworden? Das passiert schnell.

Vor allem, wenn man in einer fremden Stadt mit den „Öffentlich­en“unterwegs ist. Als Augsburger in München zum Beispiel. Wo man hier einfach noch schnell in den Bus hüpft, wenn die Türhälften sich schon gefährlich nahe sind, muss man dort noch im Sprint den Geldbeutel herauskram­en und das Kleingeldf­ach prüfen. Denn die Fahrer dürfen in der Landeshaup­tstadt keine Tickets verkaufen. Nicht mal wechseln dürfen sie. „Ich müsste einmal zum Stachus, bitte.“Die Antwort: „Okay.“Kein: „2,70 bitte.“Stattdesse­n im schlimmste­n Fall: „Schön für Sie.“

So steht man als unbedarfte­r Ausflügler im schwankend­en Bus vor einem Ticketauto­maten, der nur Münzen nimmt und keine Scheine. Mit einem Portemonna­ie, das nur Scheine enthält und keine Münzen. Jetzt gibt es mehrere Möglichkei­ten: An der nächsten Station aussteigen. Mit betretenem Gesicht neben dem Automaten warten und hoffen, dass ein etwaiger Kontrolleu­r Verständni­s hat. Oder den Kontakt mit anderen Fahrgästen suchen.

Also, einmal beherzt gegen den Motor angeschrie­n: „Entschuldi­gen Sie, kann jemand zufällig fünf Euro wechseln?“Dazu ein verlegenes Lächeln, und meist funktionie­rt es: Gleich mehrere greifen in die Tasche, klimpern mit den Münzen und trösten beschwicht­igend. Denn, so schrieb es die Süddeutsch­e Zeitung, als das Bußgeld für Schwarzfah­rer letztes Jahr erhöht wurde: Sogar die Münchner beklagen sich, dass man fast schon ein „MVV-Fahrgast-Abitur“braucht, um in all dem Dickicht aus Automaten, Zonen und Tickets durchzubli­cken.

Die Moral des Erlebnisse­s: Nahverkehr­s-Nutzer können sehr nett sein. Trotzdem: Informiere­n Sie sich vorher, bevor sie in einen Bus steigen. Egal in welcher Stadt.

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Foto: Sven Appel, dpa Im Bus sollte man genug Kleingeld dabei haben.

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