Mittelschwaebische Nachrichten
Unfreiwillig Schwarzfahrer
Ja, man kennt die Ausreden der Schwarzfahrer: Wo ist er denn hin, der Fahrschein? Sonst ist der doch immer ... Eben war er doch noch ... Alles verbunden mit hektischem Gekrame in Rucksack oder Tasche. Aber sind Sie schon einmal unfreiwillig zum Schwarzfahrer geworden? Das passiert schnell.
Vor allem, wenn man in einer fremden Stadt mit den „Öffentlichen“unterwegs ist. Als Augsburger in München zum Beispiel. Wo man hier einfach noch schnell in den Bus hüpft, wenn die Türhälften sich schon gefährlich nahe sind, muss man dort noch im Sprint den Geldbeutel herauskramen und das Kleingeldfach prüfen. Denn die Fahrer dürfen in der Landeshauptstadt keine Tickets verkaufen. Nicht mal wechseln dürfen sie. „Ich müsste einmal zum Stachus, bitte.“Die Antwort: „Okay.“Kein: „2,70 bitte.“Stattdessen im schlimmsten Fall: „Schön für Sie.“
So steht man als unbedarfter Ausflügler im schwankenden Bus vor einem Ticketautomaten, der nur Münzen nimmt und keine Scheine. Mit einem Portemonnaie, das nur Scheine enthält und keine Münzen. Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten: An der nächsten Station aussteigen. Mit betretenem Gesicht neben dem Automaten warten und hoffen, dass ein etwaiger Kontrolleur Verständnis hat. Oder den Kontakt mit anderen Fahrgästen suchen.
Also, einmal beherzt gegen den Motor angeschrien: „Entschuldigen Sie, kann jemand zufällig fünf Euro wechseln?“Dazu ein verlegenes Lächeln, und meist funktioniert es: Gleich mehrere greifen in die Tasche, klimpern mit den Münzen und trösten beschwichtigend. Denn, so schrieb es die Süddeutsche Zeitung, als das Bußgeld für Schwarzfahrer letztes Jahr erhöht wurde: Sogar die Münchner beklagen sich, dass man fast schon ein „MVV-Fahrgast-Abitur“braucht, um in all dem Dickicht aus Automaten, Zonen und Tickets durchzublicken.
Die Moral des Erlebnisses: Nahverkehrs-Nutzer können sehr nett sein. Trotzdem: Informieren Sie sich vorher, bevor sie in einen Bus steigen. Egal in welcher Stadt.