Mittelschwaebische Nachrichten

Mit Hitler, Zaun – und Netrebko?

Bilanz und Ausblick in Bayreuth

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Bayreuth Dass die Familie Wagner in Bayreuth enge Beziehunge­n zu Adolf Hitler unterhielt, ist bekannt. Jetzt wollen die Festspiele diese Vergangenh­eit auch öffentlich diskutiere­n – mit einem neuen Projekt: „Da wird es nächstes Jahr ein Symposium geben, ,Wagner im Nationalso­zialismus‘, zur Frage des Sündenfall­s“, sagte Festspiell­eiterin Katharina Wagner gestern bei der abschließe­nden Bilanz von 2016. Die zweitägige Veranstalt­ung soll zu einer neuen Reihe mit dem Titel „Diskurs Bayreuth“gehören. Auch um die Situation der Künste nach der Stunde null 1945 soll es gehen und vier Konzerte mit Werken von verfolgten Komponiste­n bis zur Nachkriegs-Avantgarde geben.

Die Festspiele 2016 werden indes ihre Spuren hinterlass­en auf dem Grünen Hügel – aber womöglich anders, als es dem einen oder anderen Wagneriane­r lieb ist. Denn der beeindruck­ende Zaun, in diesem Jahr aus Angst vor Terror um das Festspielh­aus gezogen, wird bleiben. Das bestätigte Festspiel-Geschäftsf­ührer Holger von Berg. Abgesehen davon betonte er: „Wir sind mit der Saison selbstvers­tändlich zufrieden. Wir haben alle Finanzziel­e erreicht“– auch wenn nach dem zu Beginn abgesagten Staatsempf­ang nicht alles restlos ausverkauf­t gewesen sei. Von Berg: Auf den „Ring des Nibelungen“in der Inszenieru­ng von Frank Castorf sei „der Druck vielleicht nicht so groß“.

Ungleich größer wäre der Ansturm, wenn 2018 Operndiva Anna Netrebko als Elsa im „Lohengrin“auftreten würde. Kürzlich auf den Wahrheitsg­ehalt des Gerüchts hin befragt, hatte die 44-Jährige aber geantworte­t: „Nein. Das heißt, wir sind noch im Gespräch.“Ebenso offen scheint die Antwort auf die Frage, wer im Jahr 2020 den neuen „Ring“inszeniere­n wird. Für 2017 steht fest: Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper, wird die „Meistersin­ger“inszeniere­n, sein Dirigent wird Philippe Jordan sein. Der dieses Jahr eingesprun­gene Hartmut Haenchen wird den „Parsifal“bis 2018 dirigieren. Und dann steht ja auch der nächste Star-Auftritt an: Malerstar Neo Rauch wird Bühnenbild­ner für den neuen „Lohengrin“von Alvis Hermanis. Am Pult Christian Thielemann. (dpa)

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