Mittelschwaebische Nachrichten
Ein gefühlter Auswärtssieg
Ichenhausen ist die bessere Mannschaft und besitzt ein Chancen-Plus. Warum Abteilungsleiter Rudi Schiller mit dem 0:0 in Memmingen trotzdem gut leben kann
Memmingen Rudi Schiller schaffte es, einer Uralt-Floskel durch eine Kunstpause etwas Schwung einzuhauchen. Wie er denn das torlose Unentschieden in der LandesligaBegegnung beim FC Memmingen II insgesamt bewertet, wurde der sportliche Leiter des SC Ichenhausen im Anschluss ans fußballerisch sehr gute Samstag-Spiel gefragt. Seine Antwort: „Vorher wären wir mit einem Punkt zufrieden gewesen, danach“– Schweigen – „bin ich eigentlich auch zufrieden.“
Im konkreten Fall hätte er den gefühlten Auswärtssieg der Königsblauen gar nicht schöner beschreiben können. Klar – insgesamt vier Aluminium-Treffer in 90 Minuten sind einfach Pech. Und einige Akteure verdienten sich in der Allgäuer Sommerglut Super-Noten. Zum Beispiel Torwart Simon Zeiser, der Ichenhausen mit drei Glanzparaden im Spiel hielt, als Memmingen im ersten Durchgang die etwas bessere Mannschaft war. Oder Janick Reitz, der einen sehr guten linken Verteidiger gab sowie Ahmet Cam, der über die linke Außenbahn immer wieder gefährliche Offensiv-Akzente setzte.
Obwohl nur wenige Minuten auf dem Platz, überzeugte auch der Ichenhauser Neuzugang Johannes Wiedemann. Fast wäre der 20-Jährige sogar zum spielentscheidenden Mann geworden. Kaum in der Partie, platzierte er den Ball an die Unterkante der Querlatte und verpasste so um vielleicht einen Zentimeter sein erstes Tor für den SCI. Kurz danach dann wurde Wiedemann im Strafraum gelegt. Elfmeter gab’s allerdings keinen, was Schiller mächtig ärgerte. „Den muss er einfach geben“, sagte er an die Adresse von Schiedsrichter Alexander Liebhart. Der hatte auch nicht reagiert, als Maximilian Fiedler im Strafraum zu Boden ging. Diese Situation war aus Sicht des SCI-Funktionärs ebenfalls ein klarer Fall und so kommentierte Schiller: „Für uns ist das schon bitter, dass wir in der noch jungen Saison schon vier glasklare Elfmeter nicht bekommen haben.“
Zur Nullnummer der sehenswerten Sorte zählte freilich auch, dass die gastgebende Reserve des Regionalligisten einen ganz starken Auftritt hatte. Memmingen hatte in den ersten 30 Minuten auf jeden Fall Feldvorteile und blieb im weiteren Verlauf mit Kontern immer gefährlich. Einmal netzten die Gastgeber sogar ein – aber die Unparteiischen erkannten den Treffer wegen einer Abseitsstellung nicht an. Schiller räumte hier ein: „Das war vielleicht nicht unbedingt Abseits“und fügte noch hinzu: „Klar kannst du das Spiel letztlich sogar verlieren.“
Verdient wäre das allerdings nicht gewesen und so ließ neben Schiller auch Ichenhausens Trainer Oliver Schmid in seiner Rückschau das Positive überwiegen. Dazu zählte, dass die Seinen vor allem im zweiten Durchgang klar nach vorne gespielt und sich so Chancen herausgearbeitet hatten. Schmid: „Im Abschluss war viel Pech dabei – und vielleicht ein Tick zu wenig Konsequenz.“FC Memmingen II Egle – Culjak, Maurer, Brugger, Rupp, Rietzler, M. Boyer (81. Dambel), Ludwig (51. P. Boyer), Kustermann (90. Röhrle), Speiser, Zuka SC Ichenhausen Zeiser – Günther, Wenni, Krammer, Reitz, Winzig, Fiedler (88. Wiedemann), Pape, Cam, Dewein (76. Schlittmeier), Kubina (54. Hofmiller) Schiedsrichter Liebhart Zuschauer