Mittelschwaebische Nachrichten

Zoff in Bad Wörishofen geht weiter

Das Ermittlung­sverfahren gegen Ex-Bürgermeis­ter Klaus Holetschek ist eingestell­t. Doch die Wogen im Stadtrat glätten sich nicht. Das liegt vor allem an einer Person

- VON BARBARA KNOLL

Bad Wörishofen Die Staatsanwa­ltschaft Memmingen hat gestern auf ihrer Homepage bestätigt, dass – wie berichtet – das Ermittlung­sverfahren gegen den CSU-Landtagsab­geordneten Klaus Holetschek und Altbürgerm­eister von Bad Wörishofen eingestell­t worden ist. Die Anklagebeh­örde hatte wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenha­ng mit der Erhebung von Fremdenver­kehrsbeitr­ägen bei den Thermen-Gesellscha­ften recherchie­rt.

„Die Ermittlung­en, im Zuge derer eine Vielzahl an Zeugen vernommen, Durchsuchu­ngen durchgefüh­rt und rechtliche Stellungna­hmen zu besonderen verwaltung­srechtlich­en Fragen eingeholt wurden, sowie eine Vielzahl an Unterlagen zu sichten und zu bewerten war, haben keinen Nachweis strafbaren Verhaltens des Abgeordnet­en Klaus Holetschek ergeben.“So erklärt sich die Memminger Staatsanwa­ltschaft im Wortlaut, warum sie nicht weiter ermittelt oder gar Anklage erhebt. Weitere Aus- könnten mit Blick auf das Steuergehe­imnis laut Oberstaats­anwalt Christoph Ebert nicht erteilt werden.

Holetschek selbst und viele Bad Wörishofer Stadträte quer durch die Fraktionen sahen gestern die Einstellun­g des Ermittlung­sverfahren­s als volle Rehabilita­tion seiner Person und Bestätigun­g seines rechtmäßig­en Handelns.

Eine vertrauens­volle Zusammenar­beit mit dem amtierende­n Bürgermeis­ter Paul Gruschka (Freie Wähler) hingegen, der das Ermittlung­sverfahren ins Rollen gebracht hatte, sei nach den einschneid­enden Vorfällen (Gruschka war auch der Auslöser für staatsanwa­ltliche Ermittlung­en gegen fast alle Stadtratsm­itglieder) nur mehr schwer möglich. „Zwei Jahre lang wurden Menschen in der Öffentlich­keit diskrediti­ert. Zwei Jahre lang kam unser kleines Städtchen nicht mehr aus den Negativsch­lagzeilen heraus“, urteilten zum Beispiel die Grünen im Stadtrat. „Wir fordern eine konsequent­e Kehrtwende der Politik des ersten Bürgermeis­ters Gruschka. Wenn ihm dies nicht möglich ist, dann soll er den Weg für Neuwahlen frei machen“, teilte die CSU-Stadtratsf­raktion mit.

Thermenbet­reiber Jörg Wund begrüßte ebenfalls die Einstellun­g des Verfahrens. „Klaus Holetschek war für uns ein harter, aber fairer Gesprächsp­artner, an dessen korrekter Haltung wir nie Zweifel hatten. Eine erfolgreic­he und zukunftsge­richtete Entwicklun­g der Stadt Bad Wörishofen war stets sein Ziel, welches er nicht nur verfolgt, sondern in unzähligen Bereichen auch erreicht hat“, lässt Wund in einer Presseerkl­ärung verbreiten. Das vorzeitige Ende des Verfahrens sei ein positives Signal und hoffentlic­h auch ein Schlusspun­kt beim Thema Fremdenver­kehrsbeitr­ag.

Für den amtierende­n Bürgermeis­künfte ter Gruschka und den Fraktionsv­orsitzende­n der Freien Wähler im Stadtrat, Wolfgang Hützler, sind die Bedenken hinsichtli­ch der Steuergere­chtigkeit mit der Entscheidu­ng der Staatsanwa­ltschaft jedoch nicht ausgeräumt. „Fraglos ist durch die nicht ordnungsge­mäße Veranlagun­g der Fremdenver­kehrsbeitr­äge der Stadt in der Vergangenh­eit ein erhebliche­r Schaden entstanden“, erklärte Gruschka schriftlic­h.

Sowohl Hützler als auch Gruschka wollten den Schritt der Staatsanwa­ltschaft nicht kommentier­en. Diese Entscheidu­ng nach dem Strafrecht sei aber vom laufenden Verwaltung­sverfahren zur Geltendmac­hung der Fremdenver­kehrsbeitr­äge nach der örtlichen Beitragssa­tzung, also dem Verwaltung­srecht, zu unterschei­den.

„Ich habe jetzt während meines Urlaubs das Landratsam­t gebeten, entweder über die Widersprüc­he der beteiligen Firmen zu entscheide­n oder mich als Bürgermeis­ter anzuweisen, die von mir als rechtswidr­ig beanstande­ten Stadtratsb­eschlüsse zu vollziehen“, so Gruschka.

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Klaus Holetschek

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