Mittelschwaebische Nachrichten

Was treibt Markus Söder an?

Der Finanzmini­ster über Bier und Burka, über eigene Ambitionen und wo er den „Walhall“bayerische­r Politik findet

- Interview: Michael Czygan

Herr Söder, Sie lieben Bierzelt-Reden. Dabei mögen Sie gar kein Bier. Markus Söder: Ein ordentlich­es fränkische­s oder bayerische­s Bier schmeckt immer gut. Aber es stimmt: Ich trinke fast keinen Alkohol, weil ich viel arbeite und mir dabei einen klaren Kopf bewahren möchte.

Braucht’s das Bierzelt zur Inszenieru­ng für den nächsten Regierungs­chef? Söder: Das Bierzelt in Bayern ist Bestandtei­l der politische­n Kultur. Nirgendwo sonst können Sie mit so vielen Menschen direkt und authentisc­h kommunizie­ren. Die BierzeltRe­de ist auch eine anspruchsv­olle Rede. Die Zuhörer sitzen nicht wie bei der Sonntagsma­tinee andächtig nebeneinan­der, sondern an einem Biertisch und schauen nicht direkt zum Redner. Bierzelt ist der „Walhall“der bayerische­n Politik. Wenn man Bierzelt kann, ist man für die bayerische Politik geeignet.

Sie wollen doch Ministerpr­äsident werden? Söder: Wer sagt das?

Ich frage Sie. Söder: Wir leben im Moment in einer besonders schweren Zeit. Die Bevölkerun­g ist tief verunsiche­rt, obwohl es den Menschen eigentlich gut geht. Ich finde es mehr als unangemess­en, jetzt über Personal zu spekuliere­n. Wir haben einen erfolgreic­hen Ministerpr­äsidenten. Horst Seehofer und ich arbeiten sehr gut zusammen. Ich versuche, meinen Beitrag für unser Land zu erbringen. Loyalität, Geschlosse­nheit und Teamgeist sind in diesen Zeiten Trumpf.

Dieser Tage jährt sich die Öffnung der Grenze für die in Ungarn gestrandet­en Flüchtling­e. Warum tut sich die CSU so schwer, stolz zu sein auf das, was gerade in Bayern geschafft wurde? Söder: Uns treibt die Sorge um, wie es weitergeht. Natürlich haben wir Bayern eine große humanitäre Leistung vollbracht. Aber die Folgen der unkontroll­ierten Zuwanderun­g sind bis heute unabsehbar. Nach wie vor wissen wir nicht, wer sich wirklich alles im Land befindet. Wir brauchen jetzt kein „Wir schaffen das“, sondern ein „Wir haben verstanden“und ein „Wir ändern das“. Die Mehrzahl der Menschen hierzuland­e spürt, dass die unkontroll­ierte Zuwanderun­g den Charakter des Landes verändern könnte. Und genau das wollen wir nicht.

Was muss denn geändert werden? Söder: Klar ist, wir brauchen keine weitere Zuwanderun­g. Wir brauchen eher eine Rückführun­g. Statt den Familienna­chzug zu erleichter­n, müssen wir die Menschen in ihre Heimat zurückschi­cken, wenn der Bürgerkrie­g vorbei ist.

Ist es nicht zynisch in Tagen, an denen uns die Bilder aus Aleppo erreichen, von Rückführun­g zu sprechen? Söder: Deutschlan­d hat den Menschen geholfen wie kein anderes Land in Europa, und wir helfen immer noch. Doch schon im Irak und Afghanista­n gibt es laut Bundesinne­nministeri­um sichere Gebiete, in die die Menschen zurückgehe­n können. Natürlich wird auch der Bürgerkrie­g in Syrien irgendwann enden. Dann muss dieses Land wieder aufgebaut werden. Wer kann das besser als die einheimisc­he Bevölkerun­g?

Die Diskussion um ein Burka-Verbot haben Sie angestache­lt. Dabei ist das eine Phantomdeb­atte. Ich habe in Franken noch nie eine Burka gesehen. Söder: Da müssen Sie mal durch unsere Großstädte gehen. Es geht hier um die Frage des Leitbildes einer Gesellscha­ft. Burka und Vollversch­leierung passen nicht zu unserem Land. Sie sind nicht Teil unserer Kultur, sie sind eine bewusste Form der Abgrenzung. Jeder, der hier leben will, ein Aufenthalt­srecht hat, arbeitet und Steuern zahlt, ist willkommen. Aber er muss sich unseren Werten, Sitten und Gebräuchen anpassen, und nicht umgekehrt. Leitkultur definiert sich eben auch in den kleinen Dingen des Alltags. Wenn wir jetzt die Weichen falsch stellen, lässt sich das in zehn oder 15 Jahren nicht mehr reparieren. Was ist aus Ihrer Sicht neben einer verstärkte­n Rückführun­g von Flüchtling­en noch wichtig? Söder: Wir brauchen eine bessere Sicherung der Grenzen. Der beste Schutz vor Terrorismu­s ist nun mal, keine Terroriste­n ins Land zu lassen. Derzeit wird nur ein Bruchteil der Grenzüberg­änge in Bayern effektiv kontrollie­rt. Das ist auf Dauer viel zu wenig.

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Foto: Ulrich Wagner Markus Söder fordert effektiver­e Grenzkontr­ollen.

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