Mittelschwaebische Nachrichten
Wildes Wasser
Die Höllentalklamm in Grainau
Was für ein Tosen, wenn das wilde Wasser furios durch die enge Felsschlucht prescht. Wer in Grainau bei Garmisch-Partenkirchen loswandert, ahnt nicht, was ihn dreihundert Höhenmeter weiter oben in der Höllentalklamm erwarten wird.
Sanft steigt der Weg entlang des Hammerbachs an. Durch den Wald geht es zunehmend bergauf, bis schließlich am Ende des inzwischen schmalen Pfads die Klammeingangshütte auftaucht, die wie ein Schwalbennest am Fels zu hängen scheint.
Hier gibt es frisch gebackenen Kuchen, aber das ist nicht der Anlass für den Trubel vor dem Eingang zur Klamm. Nasse Wanderer verstauen ihre Regenjacken im Rucksack, noch trockene holen diese heraus, um sich für den Marsch durch die Klamm zu rüsten. Die Wanderung durch die enge Schlucht ist ein ziemlich nasses Erlebnis, es tropft von den Felswänden, kleine Rinnsale suchen ihren Weg nach unten, das Wasser steht in vielen kleinen und größeren Pfützen. Die Wanderung durch die Schlucht ist aber vor allem ein spektakuläres Erlebnis. Faszinierend wie sich der Hammerbach innerhalb weniger hundert Meter von einem Gebirgsbach in einen gewaltigen Wildbach verwandelt, der zwischen meterhohen Felswändendonnert. Ja, donnert, denn man muss schon deutlich lauter sprechen, um sich verständigen zu können. Das Wasser spritzt über Felsen, rauscht eisblau Felswände hinunter und tost gischtig-weiß beeindruckend nahe hinter der dünnen Seilabsperrung weiter.
Der Weg – neben Treppen, Brücken oftmals auch grob in den Fels geschlagen – führt mal durch Tunnel, mal direkt am Wasser entlang. Durch die Klamm wurden einst Erze abtransportiert, die im Höllental oberhalb der Klamm abgebaut wurden. Noch immer stößt man auf alte Bauwerke und Schienenüberreste. Auch die Tunnels wurden für den Erzabbau in den Fels geschlagen. Doch schon seit über 100 Jahren steht die Schlucht Wanderern offen. Doris Wegner