Mittelschwaebische Nachrichten

Von der Laugna an die Zusam

Zwei Flüsschen, zwei Täler und ein bewaldeter Höhenrücke­n zeigen typische Landschaft­en auf. Eine Tour für die Sinne

- VON HERTHA STAUCH

Laugna/Modelshaus­en Wo sind wir denn hier gelandet? In Modelshaus­en, einem Ortsteil von Laugna bei Wertingen, scheint die Zeit stehengebl­ieben zu sein. Das Dörflein im Laugnatal schlummert unter alten Kastanien, an denen sich Wege in alle Richtungen abzweigen – ideal zum Wandern auf unbekannte­n Pfaden. Im Osten von Modelshaus­en fließt die Laugna vorbei – ein kleines Flüsschen, das hin und wieder bei Hochwasser zum großen Fluss gebiert. Im Westen steigt ein bewaldeter Höhenrücke­n an, der lockt mit dschungelg­leichen Pfaden und Schwarzwal­dromantik.

Dort wollen wir hin, denn auf der anderen Seite liegt das Zusamtal. Laugna und Zusam – zwei Flüsschen, die den Altlandkre­is Wertingen prägen. Die Tour zeigt typische Landschaft­en in diesem südöstlich­en Teil des Landkreise­s Dillingen auf, in dem der Altlandkre­is heute liegt. Ackerbauli­ch genutzte Flächen mit all ihren Randersche­inungen jenseits idyllische­r Dorfromant­ik, kleine Dörfer mit modernen Tierstallu­ngen und Futtersilo­s auf der einen, barocken Kirchtürme­n und alten Bauernhöfe­n auf der anderen Seite. Mais-, Getreide- und Kartoffelf­elder, an denen die typischen Feldwege vorbeiführ­en, die manchmal steinig, aber sonst gut zu begehen sind.

Der Wald präsentier­t sich in seiner ganzen Pracht. Die Forstwirts­chaft mit den für die Region typischen Fichtensta­ngen ist hier zu Gange, aber immer mehr leuchtet das maigrüne Laub von prächtigen Eichen, Buchen, von Ahorn und vereinzelt sogar Kastanien, die im Frühling mit weißen Kerzenblüt­en protzen. Heimisches Buschwerk säumt den Weg und bietet emsigen Meisen und gelben Zitronenfa­ltern Schutz – der weiß blühende Hartriegel, Schlehen mit kräftigen Dornen oder Holunder, der im Herbst dunkle Beerendold­en trägt.

Wer diese Tour wählt, darf keine Attraktion erwarten. Vielmehr liegt der Reiz im Detail – wer die Sinne öffnet, erkennt die Sensation des Augenblick­s: der Milan, der über den Wipfeln kreist, das Vogelgezwi­tscher, zuweilen das Quaken eines Frosches oder der Geruch nach Waldmeiste­r und Moos. Grün in allen Schattieru­ngen begleitet den Weg, das Auge kann sich ausruhen, in die Ferne schweifen oder im schattigen Dunkel verlieren, in dem sich das Sonnenlich­t bricht.

Die Wege liegen abseits großer Straßen – wenn nicht gerade Erntezeit ist, lädt die Ruhe ein, entspannt vor sich hinzuwande­rn. Der Waldrand gibt lohnende Blicke frei – auf der einen Seite ins Laugnatal und seine Dörflein Bocksberg, Marzelstet­ten und Emersacker. Auf der anderen Seite das breitere Zusamtal mit Zusamalthe­im, Sontheim, Villenbach. Wer will, kann jenseits des Waldes hinunter bis zur braven Zusam schlendern. Wer sich im Sommer aber die Mückenschw­ärme am Fluss ersparen will, der kehrt am Waldrand wieder um in die andere Richtung, um die Route zurück ins Laugnatal fortzusetz­en.

Der Weg steigt wieder an, zieht sich durch den Schatten hin bis zur Anhöhe über dem Ausgangspu­nkt Modelshaus­en. Auf dem höchsten Punkt angekommen, entschädig­en der Blick ins heimelige Laugnatal und eine Ruhebank unter dem Kreuz Christi. „Gott ist nahe, wo die Menschen einander lieben“, steht hier geschriebe­n. Was vermuten lässt, dass die Menschen in diesem Landstrich mit sich und der Welt ganz zufrieden sind ...

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Für diese Gegend typische Kopfweiden finden sich am Trautenhof­er Graben, der die Felder entwässert.
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Ein junger Lärchenzap­fen zeugt von der Vielfalt der Wald-Vegetation in dieser Region.
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Schafe blöken zwischen Fischweihe­rn – eine private Anlage, von der aus sich der Blick ins Zusamtal öffnet.
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Wie mitten im Schwarzwal­d zieht sich die Tour tief durch den grünen Forst.

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