Mittelschwaebische Nachrichten

Er erkennt, was die Bäume sagen

Der Holzkünstl­er Bernhard Schmid gibt der „Inneren Stimme“Raum. Zu erleben ist das derzeit in der Günzburger Hofkirche

- VON PETER WIESER

Günzburg Der alterwürdi­ge Bau der Günzburger Hofkirche beherbergt seit dem Wochenende moderne Kunst. Wirken die Kunstobjek­te, wenn man zwischen ihnen steht, auf den ersten Blick gar wie ein Stilbruch, werden sie gerade durch ihre Umgebung in ihrer Aussage noch einmal zusätzlich verstärkt. „Innere Stimme – die Schöpfung im Baum“heißt die Ausstellun­g des Rettenbach­er Künstlers und Holzgestal­ters Bernhard Schmid in der Günzburger Hofkirche. Zu sehen sind die Werke im Rahmen des Günzburger Kultursomm­ers und mit Unterstütz­ung der „Freunde der Hofkirche“.

Der Titel erschließt sich schnell bei der Betrachtun­g der Kunstobjek­te – und dazu trägt in ganz eigentümli­chem Maße die Atmosphäre des edlen und eleganten Kirchenrau­ms bei. Am Sonntag wurde diese durch die gefühlvoll­en Harfenklän­ge von Miriam Ruf, die sich durch die Akustik der Hofkirche rund um die Werke ausbreitet­en, zusätzlich verstärkt.

„Bäume haben uns viel zu sagen, sie haben dieselben Lebensrege­ln wie wir. Sie sind Teil unserer Natur und unserer Schöpfung“, wandte sich Renate Schultz-Ninow-Böhm in ihrer Laudatio an den Kreis der Gäste. „Versetzen Sie sich in die Kunstwerke, um zu verstehen, was sie aussagen.“„Ein Baum verwurzelt sich im Boden und strebt in den Himmel – je mehr, je besser die Gegebenhei­ten sind. Aber wie geht er mit Widrigkeit­en um“, ging Bernhard Schmid zu den Kunstwerke­n über.

Nicht zuletzt sind es Verletzung­en, die in der Geschichte des Baumes lange zurücklieg­en. Mit den Jahren wurden sie umschlosse­n und sind verwachsen. Teilweise sind es die dunklen Stellen ohne Leben, das Schmerzhaf­te darstellen­d, gegenüber den hellen im vergangene­n Jahr noch gewachsene­n. Mit nach oben strebender Leichtigke­it bringen sie sich selbst zum Leuchten. Mehrere Jahre hat Bernhard Schmid gewartet, bis mancher Baum gefällt wurde. Und durchaus lassen die Objekte eine sakrale Aussage erkennen – lernen und erkennen, was der Baum sagt. Sei es der Apfelbaum aus dem Forstgut Banz („Tolare“und „Geben-Nehmen“) wie auch die Esche aus den Donauauen bei Nersingen („Innere Stimme“), die ihre Bedeutung für die Verkündigu­ng und Meditation bereits in mehrfachen kirchliche­n Ausstellun­gen gezeigt hat.

Informatio­nen Die Ausstellun­g kann noch bis zum 1. November jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbaru­ng in der Günzburger Hofkirche besichtigt werden.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? „Innere Stimme – die Schöpfung im Baum“heißt die Ausstellun­g des Künstlers und Holzgestal­ters Bernhard Schmid aus Rettenbach. Renate Schultz-Ninow-Böhm von den Freunden der Hofkirche hielt die Laudatio.
Foto: Peter Wieser „Innere Stimme – die Schöpfung im Baum“heißt die Ausstellun­g des Künstlers und Holzgestal­ters Bernhard Schmid aus Rettenbach. Renate Schultz-Ninow-Böhm von den Freunden der Hofkirche hielt die Laudatio.

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