Mittelschwaebische Nachrichten
Er erkennt, was die Bäume sagen
Der Holzkünstler Bernhard Schmid gibt der „Inneren Stimme“Raum. Zu erleben ist das derzeit in der Günzburger Hofkirche
Günzburg Der alterwürdige Bau der Günzburger Hofkirche beherbergt seit dem Wochenende moderne Kunst. Wirken die Kunstobjekte, wenn man zwischen ihnen steht, auf den ersten Blick gar wie ein Stilbruch, werden sie gerade durch ihre Umgebung in ihrer Aussage noch einmal zusätzlich verstärkt. „Innere Stimme – die Schöpfung im Baum“heißt die Ausstellung des Rettenbacher Künstlers und Holzgestalters Bernhard Schmid in der Günzburger Hofkirche. Zu sehen sind die Werke im Rahmen des Günzburger Kultursommers und mit Unterstützung der „Freunde der Hofkirche“.
Der Titel erschließt sich schnell bei der Betrachtung der Kunstobjekte – und dazu trägt in ganz eigentümlichem Maße die Atmosphäre des edlen und eleganten Kirchenraums bei. Am Sonntag wurde diese durch die gefühlvollen Harfenklänge von Miriam Ruf, die sich durch die Akustik der Hofkirche rund um die Werke ausbreiteten, zusätzlich verstärkt.
„Bäume haben uns viel zu sagen, sie haben dieselben Lebensregeln wie wir. Sie sind Teil unserer Natur und unserer Schöpfung“, wandte sich Renate Schultz-Ninow-Böhm in ihrer Laudatio an den Kreis der Gäste. „Versetzen Sie sich in die Kunstwerke, um zu verstehen, was sie aussagen.“„Ein Baum verwurzelt sich im Boden und strebt in den Himmel – je mehr, je besser die Gegebenheiten sind. Aber wie geht er mit Widrigkeiten um“, ging Bernhard Schmid zu den Kunstwerken über.
Nicht zuletzt sind es Verletzungen, die in der Geschichte des Baumes lange zurückliegen. Mit den Jahren wurden sie umschlossen und sind verwachsen. Teilweise sind es die dunklen Stellen ohne Leben, das Schmerzhafte darstellend, gegenüber den hellen im vergangenen Jahr noch gewachsenen. Mit nach oben strebender Leichtigkeit bringen sie sich selbst zum Leuchten. Mehrere Jahre hat Bernhard Schmid gewartet, bis mancher Baum gefällt wurde. Und durchaus lassen die Objekte eine sakrale Aussage erkennen – lernen und erkennen, was der Baum sagt. Sei es der Apfelbaum aus dem Forstgut Banz („Tolare“und „Geben-Nehmen“) wie auch die Esche aus den Donauauen bei Nersingen („Innere Stimme“), die ihre Bedeutung für die Verkündigung und Meditation bereits in mehrfachen kirchlichen Ausstellungen gezeigt hat.
Informationen Die Ausstellung kann noch bis zum 1. November jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung in der Günzburger Hofkirche besichtigt werden.