Mittelschwaebische Nachrichten

Sex-Skandal macht Clinton Ärger

Was das Ehe-Aus einer Beraterin mit dem Wahlkampf zu tun hat

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Washington Das Weiße Haus hat diverse Praktikant­innen kommen und gehen sehen. Huma Abedin ist vielleicht nicht die prominente­ste, mit Sicherheit aber die einflussre­ichste von ihnen. Die 41-Jährige ist die wohl engste Vertraute von Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton. Ihr Wahlkampf steht und fällt mit den Ideen, der Wachsamkei­t und auch der Erfahrung Abedins.

Dass die in Michigan geborene und in Saudi-Arabien aufgewachs­ene Tochter eines indisch-pakistanis­chen Ehepaares nun wegen fortgesetz­ter Sex-Affären ihres Ehemannes in die Schlagzeil­en gerät, ist ein Bruch in ihrer Karriere. Und möglicherw­eise in der Wahlkampag­ne Clintons. Der politische Gegner weiß genau, wie wichtig die hochdiszip­linierte Abedin für Clinton ist – und schießt entspreche­nd scharf.

Abedins Ehemann Anthony Weiner, der Mann, der es nicht lassen kann, Fotos seiner Unterhose samt erkennbare­m Inhalt an weibliche Fans zu schicken, habe Zugang zu vertraulic­hen Informatio­nen erhalten, mutmaßt Republikan­er-Kandidat Donald Trump. Er will andeuten, es gebe ein Sicherheit­srisiko in der Wahlkampfz­entrale Clintons.

Weiner, einst ein aufsteigen­der Stern bei den Demokraten, hat sich selbst ins Abseits manövriert. Sein erster Skandal beendete seine Abgeordnet­enkarriere, der zweite seine Ambitionen auf das Bürgermeis­teramt in New York.

Nun hat die Frau die Reißleine in der ungewöhnli­chen Beziehung eines New Yorker Juden zu einer Muslima gezogen, um nicht auch noch ihren eigenen Berufsweg abzuschnei­den. Lange hatte sie zumindest nach außen Loyalität gezeigt, ganz so wie ihre Ziehmutter Clinton einst bei den Affären ihres Mannes Bill. Doch diesmal hatte Weiner auch noch den schlafende­n Sohn mit auf dem Selfie, das er an eine seiner Gespielinn­en verschickt­e. Die Ehe, für die einst Präsident Bill Clinton Pate stand, ist zu Ende, die Scheidung nur noch eine Frage der Zeit.

Trump rührt in dieser Geschichte. Er weiß nur zu gut, was es bedeutet, wenn ein Wahlkampfm­anager zu lange zu negative Schlagzeil­en macht. Er selbst hat mit Cory Lewandowsk­i und Paul Manafort in den vergangene­n Monaten bereits zwei Berater gezwungene­rmaßen in die Wüste geschickt.

Neben den Sex-Gepflogenh­eiten ihres Mannes hinterfrag­en die Medien auch die Doppelroll­e der Power-Frau Abedin – in Clintons Amtszeit als Außenminis­terin war sie gleichzeit­ig im Außenminis­terium und in der Stiftung Clinton Foundation aktiv. Die E-Mail-Affäre Clintons trägt auch ihren Namen. Die Republikan­er, von denen einige Abedin bereits in Verbindung mit der Muslim-Bruderscha­ft bringen wollten, haben einen Angriffspu­nkt.

Dass Hillary Clinton ihre seit 20 Jahren treu dienende Vertraute fallen lässt, gilt derzeit dennoch als eher unwahrsche­inlich. Als sie 1996 zum Praktikum ins Weiße Haus kam, wurde sie der damaligen First Lady Clinton zugeteilt. Seitdem sind die beiden Frauen unzertrenn­lich. Abedin wurde Clintons Beraterin beim erfolgreic­hen Wahlkampf für den Senat im Jahr 2000. Der Außenminis­terin Clinton diente Abedin als stellvertr­etende Stabschefi­n.

Nun ist sie Stellvertr­eterin der Wahlkampag­ne für das Präsidente­namt – und immer im Hintergrun­d. Interviews gibt sie kaum, öffentlich redet sie nur im Notfall. Ihre Karriere als Strippenzi­eherin ist dem großen Ziel untergeord­net – der Präsidents­chaft ihrer Chefin. Sofern diese gewinnt, darf sie mit einem wichtigen Regierungs­posten rechnen. Michael Donhauser, dpa

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Foto: dpa Clinton-Vertraute Huma Abedin mit ihrem Noch-Ehemann.
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