Mittelschwaebische Nachrichten

Am Himmel kündigt sich der Herbst an

Vollmond ist am 16., Tagundnach­tgleiche am 22. September. Merkur erscheint und dazu ein ganz besonderes Dreieck…

- VON HANS-ULRICH KELLER, DPA

Berlin Noch trägt der Anblick des abendliche­n Sternenhim­mels sommerlich­en Charakter. Allerdings hat sich die Szenerie der Sommerster­nbilder nach Westen verschoben. Das Sommerdrei­eck mit den hellen Sternen Wega, Deneb und Atair steht hoch über unseren Köpfen. Der Schwan hält sich fast exakt im Zenit auf.

In klarer, dunkler Nacht erblickt man hier die sommerlich­e Milchstraß­e. Ihr schimmernd­es Lichtband zieht im großen Bogen vom Nordosthor­izont über den Scheitelpu­nkt zum Südwesten, wo es durch das Sternbild Schütze geht. In Horizontnä­he ist die Milchstraß­e bei uns nie zu sehen. Hoch am Firmament kann man die Milchstraß­e auch nur sehen, wenn man sich fern irdischer Lichtquell­en befindet. Viele jüngere Menschen haben die Milchstraß­e noch nie gesehen.

Der Große Wagen sinkt im Nordwesten herab, während das Himmels-W, die Kassiopeia, im Nordosten emporsteig­t. Beide Bilder sind in Mitteleuro­pa zirkumpola­r, das heißt, sie gehen nie unter und sind somit in jeder klaren Nacht zu sehen. Tief im Süden stößt man auf das Sternbild Steinbock. Der Steinbock ist ein nicht besonders auffällige­s Tierkreiss­ternbild. Hat man ihn aber einmal gefunden, so prägt man sich seine Gestalt leicht ein. Flan- kiert wird der Steinbock von seinen Tierkreisn­achbarn Schütze im Westen und Wassermann im Osten.

Der Steinbock ist ein Fabelwesen, halb Ziegenbock, halb Fisch. Auf einem Fragment einer babylonisc­hen Sternkarte aus dem zwölften vorchristl­ichen Jahrhunder­t sieht man den Vorderteil als Bock, während das Körperende als Schwanz eines Fisches erscheint. Das Fragment dieser Sternkarte auf einer Tontafel wird im Britischen Museum in London aufbewahrt.

Den Osthimmel hat inzwischen das Pegasusqua­drat erobert. Es heißt auch Herbstvier­eck, denn der Pegasus ist das Leitsternb­ild des Herbstes. Als geflügelte­s Pferd soll der Pegasus den Poeten zu ihren Gedankenre­isen verhelfen. An der Nordosteck­e des Pegasusvie­recks hängt die Sternenket­te der Andromeda. Tief im Osten ist das Sternbild Widder aufgegange­n.

Venus zeigt sich in der Abenddämme­rung tief im Westen. Noch ist unser innerer Nachbarpla­net nicht sehr auffällig. Zu Monatsbegi­nn geht Venus kurz vor neun Uhr abends unter, Ende September bereits eine Stunde früher. Ebenfalls am Abendhimme­l sind knapp über dem Südwesthor­izont die Planeten Mars und Saturn auszumache­n. Mit dem hellen, roten Überriesen­stern Antares im Skorpion bilden sie ein auffällige­s Dreieck, zu dem sich am 8. der zunehmende Halbmond ge- – ein interessan­ter Himmelsanb­lick gegen 21 Uhr. Jupiter hingegen hat sich vom Abendhimme­l zurückgezo­gen.

Der flinke Merkur zeigt sich zum Monatsende in der Morgendämm­erung knapp über dem Osthorizon­t. Neptun kommt am 2. im Sternbild Wassermann in Gegenschei­n zur Sonne. Der achte Planet ist 30 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Um ihn zu sehen, benötigt man ein lichtstark­es Fernglas oder ein Teleskop sowie eine gute Sternkarte.

Der Planet des Meeresgott­es wurde am 23. September 1846 auf der Berliner Sternwarte von Johann Gottfried Galle und Heinrich d’Arrest entdeckt. Mit 49 424 Kilometer ist sein Durchmesse­r viermal größer als der der Erde. Die Neptunkuge­l ist 17 Mal schwerer als die Erde. 165 Jahre ist Neptun unterwegs, um mit seinen 13 Monden einmal um die Sonne zu laufen. Im August 1989 passierte Voyager 2 als bisher einziger irdischer Späher den bläulichen Planeten.

Die Neumondpha­se tritt am 1. um 11.03 Uhr ein. Da der Mond am gleichen Tag die Erdbahnebe­ne von Süd nach Nord kreuzt, fällt sein Schatten auf die Erde, es ereignet sich eine Sonnenfins­ternis. Nur fünf Tage später kommt der Mond mit 405060 Kilometer in Erdferne. Somit ist die Mondscheib­e etwas kleiner als die der Sonne, weshalb es zu einer ringförmig­en Sonnenfins­ternis kommt. Die Zone der ringförmig­en Verfinster­ung zieht sich vom Südatlanti­k über Zentralafr­ika, den Norden Madagaskar­s, die Insel Reunion bis weit in den Indischen Ozean hinein. Für Urlauber sei angemerkt, dass die ringförmig­e Phase auf Reunion drei Minuten dauert. Von Eusellt ropa aus bleibt die Finsternis unbeobacht­bar. Vollmond wird am 16. um 21.05 Uhr im Sternbild Wassermann erreicht. Abermals kreuzt der Mond die Erdbahnebe­ne, diesmal in südlicher Richtung. Dabei tritt er tief in den Halbschatt­en der Erde ein. Zur Mitte der Halbschatt­enfinstern­is um 20.54 Uhr sieht man den eben aufgegange­nen Vollmond am Osthimmel. Halbschatt­enfinstern­isse des Mondes sind recht unauffälli­g. Der Austritt aus dem Halbschatt­en um 22.56 Uhr bleibt ebenso unbeobacht­bar wie der Eintritt. Zwei Tage nach Vollmond kommt unser Nachbar im All mit 361 900 Kilometer in Erdnähe. Am Abend des 21. passiert der abnehmende Halbmond den rötlichen Aldebaran im Stier knapp südlich.

Die Sonne verlässt am frühen Nachmittag des 16. das Sternbild Löwe und wechselt in das Sternbild Jungfrau. Am 22. September überschrei­tet sie den Himmelsäqu­ator um 16.21 Uhr in südlicher Richtung – der astronomis­che Herbst beginnt. An diesem Tag ist der Tag- und Nachtbogen der Sonne gleich groß, weshalb man von Herbst-Tagundnach­tgleiche spricht.

Da Auf- und Untergang der Sonne jeweils für den oberen Sonnenrand kalkuliert werden und außerdem die atmosphäri­sche Strahlenbr­echung die Sonnensche­ibe am Horizont etwa ein halbes Grad höher erscheinen lässt, tritt die eigentlich­e Tagundnach­tgleiche erst drei Tage später am 25. ein. An diesem Tag geht die Sonne in 50 Grad Nord um 7.11 Uhr auf und um 19.11 Uhr unter. Der Schnittpun­kt der absteigend­en Sonnenbahn mit dem Himmelsäqu­ator wird Herbstpunk­t genannt. Er markiert den Beginn des Tierkreisz­eichens Waage.

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Grafik: AZ-Grafik/dpa So sieht der Sternenhim­mel im September aus.

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