Mittelschwaebische Nachrichten
Am Himmel kündigt sich der Herbst an
Vollmond ist am 16., Tagundnachtgleiche am 22. September. Merkur erscheint und dazu ein ganz besonderes Dreieck…
Berlin Noch trägt der Anblick des abendlichen Sternenhimmels sommerlichen Charakter. Allerdings hat sich die Szenerie der Sommersternbilder nach Westen verschoben. Das Sommerdreieck mit den hellen Sternen Wega, Deneb und Atair steht hoch über unseren Köpfen. Der Schwan hält sich fast exakt im Zenit auf.
In klarer, dunkler Nacht erblickt man hier die sommerliche Milchstraße. Ihr schimmerndes Lichtband zieht im großen Bogen vom Nordosthorizont über den Scheitelpunkt zum Südwesten, wo es durch das Sternbild Schütze geht. In Horizontnähe ist die Milchstraße bei uns nie zu sehen. Hoch am Firmament kann man die Milchstraße auch nur sehen, wenn man sich fern irdischer Lichtquellen befindet. Viele jüngere Menschen haben die Milchstraße noch nie gesehen.
Der Große Wagen sinkt im Nordwesten herab, während das Himmels-W, die Kassiopeia, im Nordosten emporsteigt. Beide Bilder sind in Mitteleuropa zirkumpolar, das heißt, sie gehen nie unter und sind somit in jeder klaren Nacht zu sehen. Tief im Süden stößt man auf das Sternbild Steinbock. Der Steinbock ist ein nicht besonders auffälliges Tierkreissternbild. Hat man ihn aber einmal gefunden, so prägt man sich seine Gestalt leicht ein. Flan- kiert wird der Steinbock von seinen Tierkreisnachbarn Schütze im Westen und Wassermann im Osten.
Der Steinbock ist ein Fabelwesen, halb Ziegenbock, halb Fisch. Auf einem Fragment einer babylonischen Sternkarte aus dem zwölften vorchristlichen Jahrhundert sieht man den Vorderteil als Bock, während das Körperende als Schwanz eines Fisches erscheint. Das Fragment dieser Sternkarte auf einer Tontafel wird im Britischen Museum in London aufbewahrt.
Den Osthimmel hat inzwischen das Pegasusquadrat erobert. Es heißt auch Herbstviereck, denn der Pegasus ist das Leitsternbild des Herbstes. Als geflügeltes Pferd soll der Pegasus den Poeten zu ihren Gedankenreisen verhelfen. An der Nordostecke des Pegasusvierecks hängt die Sternenkette der Andromeda. Tief im Osten ist das Sternbild Widder aufgegangen.
Venus zeigt sich in der Abenddämmerung tief im Westen. Noch ist unser innerer Nachbarplanet nicht sehr auffällig. Zu Monatsbeginn geht Venus kurz vor neun Uhr abends unter, Ende September bereits eine Stunde früher. Ebenfalls am Abendhimmel sind knapp über dem Südwesthorizont die Planeten Mars und Saturn auszumachen. Mit dem hellen, roten Überriesenstern Antares im Skorpion bilden sie ein auffälliges Dreieck, zu dem sich am 8. der zunehmende Halbmond ge- – ein interessanter Himmelsanblick gegen 21 Uhr. Jupiter hingegen hat sich vom Abendhimmel zurückgezogen.
Der flinke Merkur zeigt sich zum Monatsende in der Morgendämmerung knapp über dem Osthorizont. Neptun kommt am 2. im Sternbild Wassermann in Gegenschein zur Sonne. Der achte Planet ist 30 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Um ihn zu sehen, benötigt man ein lichtstarkes Fernglas oder ein Teleskop sowie eine gute Sternkarte.
Der Planet des Meeresgottes wurde am 23. September 1846 auf der Berliner Sternwarte von Johann Gottfried Galle und Heinrich d’Arrest entdeckt. Mit 49 424 Kilometer ist sein Durchmesser viermal größer als der der Erde. Die Neptunkugel ist 17 Mal schwerer als die Erde. 165 Jahre ist Neptun unterwegs, um mit seinen 13 Monden einmal um die Sonne zu laufen. Im August 1989 passierte Voyager 2 als bisher einziger irdischer Späher den bläulichen Planeten.
Die Neumondphase tritt am 1. um 11.03 Uhr ein. Da der Mond am gleichen Tag die Erdbahnebene von Süd nach Nord kreuzt, fällt sein Schatten auf die Erde, es ereignet sich eine Sonnenfinsternis. Nur fünf Tage später kommt der Mond mit 405060 Kilometer in Erdferne. Somit ist die Mondscheibe etwas kleiner als die der Sonne, weshalb es zu einer ringförmigen Sonnenfinsternis kommt. Die Zone der ringförmigen Verfinsterung zieht sich vom Südatlantik über Zentralafrika, den Norden Madagaskars, die Insel Reunion bis weit in den Indischen Ozean hinein. Für Urlauber sei angemerkt, dass die ringförmige Phase auf Reunion drei Minuten dauert. Von Eusellt ropa aus bleibt die Finsternis unbeobachtbar. Vollmond wird am 16. um 21.05 Uhr im Sternbild Wassermann erreicht. Abermals kreuzt der Mond die Erdbahnebene, diesmal in südlicher Richtung. Dabei tritt er tief in den Halbschatten der Erde ein. Zur Mitte der Halbschattenfinsternis um 20.54 Uhr sieht man den eben aufgegangenen Vollmond am Osthimmel. Halbschattenfinsternisse des Mondes sind recht unauffällig. Der Austritt aus dem Halbschatten um 22.56 Uhr bleibt ebenso unbeobachtbar wie der Eintritt. Zwei Tage nach Vollmond kommt unser Nachbar im All mit 361 900 Kilometer in Erdnähe. Am Abend des 21. passiert der abnehmende Halbmond den rötlichen Aldebaran im Stier knapp südlich.
Die Sonne verlässt am frühen Nachmittag des 16. das Sternbild Löwe und wechselt in das Sternbild Jungfrau. Am 22. September überschreitet sie den Himmelsäquator um 16.21 Uhr in südlicher Richtung – der astronomische Herbst beginnt. An diesem Tag ist der Tag- und Nachtbogen der Sonne gleich groß, weshalb man von Herbst-Tagundnachtgleiche spricht.
Da Auf- und Untergang der Sonne jeweils für den oberen Sonnenrand kalkuliert werden und außerdem die atmosphärische Strahlenbrechung die Sonnenscheibe am Horizont etwa ein halbes Grad höher erscheinen lässt, tritt die eigentliche Tagundnachtgleiche erst drei Tage später am 25. ein. An diesem Tag geht die Sonne in 50 Grad Nord um 7.11 Uhr auf und um 19.11 Uhr unter. Der Schnittpunkt der absteigenden Sonnenbahn mit dem Himmelsäquator wird Herbstpunkt genannt. Er markiert den Beginn des Tierkreiszeichens Waage.