Mittelschwaebische Nachrichten

Schräge Reise nach Polen

Augsburger­in Tobor mit neuem Roman

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Auf eine Gratwander­ung schickt einen die Augsburger Schriftste­llerin Alexandra Tobor. Immer wieder tauchen Sätze in ihrem neuen Roman „Minigolf Paradiso“auf, die zu schnoddrig und flapsig klingen: wenn Toastbrot-Scheiben reingepfif­fen werden, jemand wie ein Auto glotzt und wenn sich herausstel­lt, dass Opa ein popeliger Losverkäuf­er ist. Tobor schreibt sehr nah an der Grenze, an der Literatur einfach zur Umgangsspr­ache wird. Aber mit diesem Verfahren gelingt es ihr, rasant zu erzählen und einen passenden Ton für die 16-Jährige Malina zu finden.

Diese hat herausgefu­nden, dass ihr Großvater nicht bei einem Badeunfall ums Leben gekommen ist, wie immer behauptet worden ist, sondern nebenan in Castrop-Rauxel als profession­eller Talkshow-Teilnehmer, MinigolfBe­treiber und Losverkäuf­er sein Geld verdient. Und weil Malina in den Sommerferi­en sonst nichts zu tun hat, beginnt sie mit dem Großvater eine vogelwilde Fahrt nach Polen, auf den Spuren ihrer Familie.

Der zweite Roman der als polnisches Aussiedler­kind nach Augsburg gekommene Schriftste­llerin Tobor (*1981) unterhält letztlich prächtig. Das hat Witz und Tempo. Und unter der Oberfläche entfaltet die Geschichte auch noch einmal eine zweite Ebene, in der spürbar wird, dass das Einwandere­rleben Härten mit sich bringt. (rim)

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Alexandra Tobor: Minigolf Paradiso rororo, 256 S., 9,99 ¤

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