Mittelschwaebische Nachrichten
Einmal im Leben Kapitän
Das Amt des Kapitäns der Fußball-Nationalelf ist zweifellos eines der begehrtesten, das die Republik bereithält. Auch die Größten und Mächtigsten im Land wären vermutlich lieber Kapitän der DFB-Auswahl als beispielsweise Bundeskanzler.
Was unternehmen sie nicht alles, um dem Posten nahezukommen. Sitzen stundenlang ahnungslos auf Stadionrängen oder mischen sich, wie Angela Merkel, unter halb nackte Männerleiber. Wenn sie dafür nur einmal die Kapitänsbinde über den Jackettärmel streifen dürfte. Einlaufen mit einem syrischen Jungen an der Hand. Bei der Platzwahl den albanischen Kapitän umarmen dürfen, ohne ihn hinterher in ein Aufnahmelager schicken zu müssen. Wimpeltausch, Umarmung und Fotos, für die sie sich später nicht entschuldigen muss. Ein einziger Akt gelebter Willkommenskultur.
Leider wird nichts daraus. Wer Kapitän werden will, muss gelegentlich mitspielen. Daran scheitert auch die weitere Amtsführung des bisherigen Kapitäns. Bastian Schweinsteiger spielt nicht mehr für Deutschland. Heute noch ein letztes Mal. Dann ist Schluss. Schade um den großartigen Fußballer. Als Kapitän listet ihn die Galerie der Amtsinhaber nur auf Platz 17 auf, weit hinter Lothar Matthäus, Franz Beckenbauer, Uwe Seeler und Fritz Walter. Zwei Jahre Amtszeit sind für einen Spitzenplatz zu wenig.