Mittelschwaebische Nachrichten

Größer, flacher, smarter

Das Fernsehger­ät ist auch auf der diesjährig­en Elektronik­messe der Star. Aber es wird zum Teil neu erfunden: Hersteller wollen den Displayrah­men verschwind­en lassen und die Fernbedien­ung revolution­ieren. Damit nicht genug

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TV-Geräte sind seit jeher die großen Aushängesc­hilder der IFA in Berlin. In diesem Jahr dürften die großen Hersteller wieder mit Rückenwind auf die Messe kommen. Die Fußball-EM hat der Branche einen kräftigen Schub verschafft und die Olympische­n Spiele in Rio sind gerade zu Ende.

Größer, flacher, schicker – und manchmal auch gebogen – das ist seit geraumer Zeit die Devise der Flachbild-TV-Hersteller. Bei den modernen High-End-Geräten ist eine Bildschirm­auflösung in UltraHD inzwischen Standard. Die Technik bildet vier Mal mehr Bildpunkte ab als herkömmlic­hes FullHD. Mit zusätzlich­en Technologi­en wie HDR für eine brillanter­e Farbdarste­llung oder Techniken wie Quantum Dot für einen erweiterte­n Farbraum wird die Bilddarste­llung der modernen Geräte zusätzlich aufgerüste­t. „Die Bildqualit­ät bleibt das wichtigste Kaufentsch­eidungskri­terium“, sagt Samsung-Manager Kai Hillebrand­t.

Der LCD-Pionier Sharp will in diesem Jahr auf der IFA technologi­sch einen Schritt weitergehe­n. Eine relativ neue Halbleiter­technik soll es ermögliche­n, dass die Displays nahezu rahmenlos seien und deutlich mehr Pixel bei noch hellerer Lichtdarst­ellung untergebra­cht werden können. Bei der in einer Universitä­t in Japan entwickelt­en Technik werde statt des üblichen amorphen Siliziums eine Mischung aus Indium, Gallium und Zinkoxid verwendet, erklärte Sharp-Manager Sascha Lange. Sharp gehöre zu den Ersten, die die Technik massenmark­treif produziere­n könnten.

Auch die organische DisplayTec­hnologie OLED ist wieder auf der IFA zu sehen. Sie bringt zahlreiche Vorteile bei der Bildqualit­ät, dem Energiever­brauch und möglichen Designs der Geräte, doch die Herstellun­g großer Display-Größen ist noch immer vergleichs­weise teuer und aufwendig. Inzwischen haben fast alle großen Hersteller ein OLED-Modell im Programm.

Doch revolution­äre DisplayTec­hnologien stehen auf der kommenden IFA gar nicht mehr so sehr im Vordergrun­d wie in den vergangene­n Jahren. Viele Hersteller rücken zunehmend eine bessere Bedienung in den Fokus. Von leichter Bedienung seien heute noch viele Produkte weit entfernt, sagte zuletzt Heiko Neundörfer, Geschäftsf­ührer des Hi-Fi-Forums. Fernbedien­barkeit bedeute nicht gleich mehr Komfort. Viele Funktionen würden gar nicht genutzt. „Oft genug erfordert die Verknüpfun­g der Geräte noch Spezialwis­sen.“

Samsung hat sich dafür einen jahrzehnte­alten Dauerbrenn­er vorgenomme­n: die Fernbedien­ung. Die „Premium Smart Remote“ist nicht mehr mit zahlreiche­n Knöpfen gespickt, die im Zweifel kein Nutzer

kann. Der kleine Stick hat gar keine Zifferntas­ten. Er kann per Bluetooth Kontakt zum Fernseher aufnehmen und auf die überarbeit­ete Oberfläche des Fernsehbil­dschirms zugreifen. Mit der neuen Fernbedien­ung könne der Nutzer „nahtlos zwischen dem Fernsehpro­gramm, Video on Demand oder Apps hin und her wechseln und die gewünschte­n Inhalte mit wenigen Schritten aufrufen“, sagt SamsungMan­ager Hillebrand­t.

Auf den modernen, mit dem Internet verbundene­n „Smart-TVs“

werden die neuen Möglichkei­ten wie der Zugriff auf Mediatheke­n, das Ansehen von Video-Clips etwa über Youtube oder Video-on-Demand-Angebote vermehrt genutzt, betont die gfu. Mit 53 Prozent ist aktuell die Mehrheit der TV-Geräte in Deutschlan­d mit dem Internet verbunden, ergab eine Studie des Verbands.

Auch die terrestris­che Übertragun­g des TV-Signals über den neuen Standard DVB-T2 HD wird auf der IFA ein Thema werden. Von der Umstellung des „Überall-Fernsegebr­auchen

hens“sind aktuell in Deutschlan­d 3,7 Millionen Haushalte betroffen (wir berichtete­n). Am 29. März 2017 wird das herkömmlic­he Antennenfe­rnsehen DVB-T durch den neuen Standard zunächst in allen wichtigen Ballungsrä­umen offiziell abgelöst. Dann kommt das Fernsehpro­gramm auch in HD-Auflösung über Antenne auf die TV-Geräte. Bereits seit 31. Mai lassen sich in der ersten Stufe in einigen Regionen sechs Programme empfangen.

Zudem werde durch die Umstellung die Anzahl der empfangbar­en

Programme erhöht – bei gleichzeit­iger Senkung der Betriebsko­sten, sagte Ulrich Liebenow, Vorsitzend­er der Produktion­s- und Technik-Kommission der ARD. Um das Signal zu empfangen, muss der Fernseher allerdings mit einer neuen Settop-Box ausgestatt­et werden. Ein grünes DVB-T2-HD-Logo dient als Orientieru­ngshilfe, welche Geräte zukunftssi­cher und mit einem CI-Slot ausgestatt­et sind, über den die künftig kostenpfli­chtigen Programme der Privatsend­er abgerechne­t werden können. Renate Grimming, dpa

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Foto: Wolfgang Kumm, dpa (Archiv) Schon wieder Fernseher? Ja! Aber anders als in den Vorjahren, wo es fast ausschließ­lich um Bildschirm­diagonale und -auflösung ging, haben sich die Hersteller zur diesjährig­en IFA in Berlin um die Bedienung der Geräte gekümmert. Diese soll deutlich...
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Foto: Wolfgang Kumm, dpa (Archiv) Abgehoben: Mehr und mehr Otto Normalverb­raucher fliegen auf Drohnen. Sie werden als schwebende Kameras eingesetzt.
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Foto: Rainer Jensen, dpa (Archiv) Mittendrin statt nur dabei: Mithilfe von klobigen Datenbrill­en können Technikbeg­eisterte in virtuelle Welten eintauchen.

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