Mittelschwaebische Nachrichten
Wo die Liebe hinfällt
Es ist eine Liebe, der viele keine Chance geben. Er sitzt im Knast, sie daheim
ARD, 22.45 Uhr Es klingt ein bisschen seltsam, ist aber ernst gemeint: „Lieber Gott, ich wünsche mir, dass du mir dieses Jahr einen passenden Mann schickst“, sagt Marion, „einen, der noch Ritterblut in sich trägt, einen, der mit mir alt werden möchte.“Marion ist Krankenschwester, 48, geschieden und einsam. Über eine Kontaktanzeige erfährt sie von Rudi, der genauso alt ist wie sie, genauso einsam und 23 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht hat. Er sitzt in der JVA Bruchsal ein. Marion schreibt ihm. Rudi schreibt zurück. Daraus entwickelt sich eine Beziehung, die von Anfang an schwierig ist. Sigrid Faltin hat einen Dokumentarfilm darüber gemacht, einen einfühlsamen und eindrucksvollen. Er hat den Titel „Ritterblut – Verliebt in einen Knacki“und erstaunt nicht zuletzt durch die Offenheit der beiden Hauptpersonen. Heute ist er um 22.45 Uhr im Ersten zu sehen.
Sigrid Faltin begleitet das Paar anderthalb Jahre lang. Man sieht Marion und Rudi in vielen Momenten zu, die etwas sehr Persönliches haben. Rudi hofft, bald aus der Haft entlassen zu werden, ist angespannt. Nach einem Streit mit Marion trinkt er neun Flaschen Bier. Dann entscheidet das Gericht: Seine Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Rudi darf in die Freiheit. Marion kommen die Tränen. „Warum flennst du?“, fragt er. Der Alltag ist schwieriger als erwartet. Er kann das Lottospielen nicht lassen, sie hält das für Geldverschwendung. Er raucht weiter, dabei hatte er angekündigt, es für Marion aufzugeben. Und er trinkt mehr, als gut ist. Nach vier Wochen in Freiheit fühlt er sich verloren im hohen Norden, wo er jetzt mit Marion wohnt. (dpa)