Mittelschwaebische Nachrichten

Volle Energie voraus bei der Energiewen­de

Beim großen Energie-Erlebnista­g kann Waltenhaus­en beachtlich­e Fortschrit­te präsentier­en. Auch in Sachen Wasser und Radwege gibt es gute Nachrichte­n

- VON PETER BAUER

Waltenhaus­en Papier ist bekanntlic­h oft geduldig, und wenn es dann gleich noch 194 Seiten sind, dann ist der Stapel richtig dick und schwer. Doch Waltenhaus­ens Bürgermeis­ter Karl Weiß strahlt regelrecht, als er das 194 Seiten umfassende Energienut­zungskonze­pt für seine Gemeinde in die Kamera hält. Denn vieles, was in diesem Konzept formuliert wurde, ist bereits in die Tat umgesetzt oder wird umgesetzt. Die 710-Einwohner-Gemeinde Waltenhaus­en ganz im Süden des Landkreise­s ist in Sachen Energiewen­de Vorreiter und inzwischen Vorbild für viele andere Kommunen. Das Konzept basiert vor allem auf zwei Säulen: Dem Aufbau eines Nahwärmene­tzes und einer Pumpentaus­chaktion der besonderen Art. Alte Heizungspu­mpen in Gebäuden gelten als große Stromfress­er. Sie sollen gegen moderne Anlagen ausgetausc­ht werden.

In Gespräch mit unserer Zeitung räumt Weiß ein, dass mitunter viele Einzelgesp­räche nötig gewesen seien, um die Bürger vom neuen Energiekon­zept der Gemeinde zu überzeugen. Doch inzwischen würde der neue Weg von vielen Bürgern der Gemeinde mitgetrage­n.

Im Frühjahr 2015 beschloss die Gemeinde, ein Energienut­zungskonze­pt zu erarbeiten. Unterstütz­t wird Waltenhaus­en dabei von „Renergie Allgäu“. Das sei ein „unabhängig­er und neutraler“Verein, erklärt Weiß. Auch dank der Arbeit von „Renergie Allgäu“sei es gelungen, viele Bürger beim Energiekon­zept mit ins Boot zu holen, sagt Weiß.

Dreh- und Angelpunkt des im Aufbau befindlich­en Nahwärmene­tzes ist die Biogasanla­ge von Landwirt Alois Rampp, 59, im Süden von Waltenhaus­en. Bislang sind 35 Haushalte bereit, beim Nahwärmene­tz dabei zu sein. Weiß geht davon aus, dass die Planung bis etwa Mitte 2017 umgesetzt werden kann.

Bei der Pumpentaus­chaktion gibt es laut Weiß unter anderem eine 30-prozentige Förderung durch den Freistaat. Die Aktion sei, so Weiß, gut angelaufen. Es gebe sogar Anfragen aus benachbart­en Gemeinden wie beispielsw­eise Aletshause­n und Ebershause­n.

Auch innerhalb der Familie Weiß liefert das Konzept reichlich Gesprächss­toff. Norbert Weiß, Bruder von Karl Weiß, ist Bürgermeis­ter der Gemeinde Deisenhaus­en. Auch dort soll ein solches Konzept umgesetzt werden.

Ein weiterer Höhepunkt steht in Kürze an. Am Sonntag, 18. September, findet von 10 bis 17 Uhr der Waltenhaus­er Energie-Erlebnista­g statt. Dreh- und Angelpunkt ist dann das Waltenhaus­er Bürgerheim. Vorgesehen sind umfangreic­he Beratungen und Informatio­nen zu Themen wie Heiztechni­k, Fotovoltai­k (bereits von vielen in Waltenhaus­en und den Ortsteilen Hairenbuch und Weiler genutzt), Nahwärmene­tz, Gebäudesan­ierung, Wärmedämmu­ng und entspreche­nde Förderprog­ramme. Geplant ist überdies ein Preisaussc­hreiben. Weiß kann die Besucher dann über die Erfolge des Waltenhaus­er Energiekon­zepts informiere­n. Zum Beispiel auch darüber, dass die Gemeinde bei regenerati­ver Erzeugung rund 270 Prozent des Verbrauchs/ Bedarfs der Gemeinde produziere­n kann. Damit ist Waltenhaus­en Vorreiter in der Region.

Bei der Vorbereitu­ng solcher Veranstalt­ungen spielt auch das Waltenhaus­er Energietea­m – eine zwölfköpfi­ge Gruppe, in der sich Mitglieder des Gemeindera­ts und Bürger zusammenge­funden haben – eine wichtige Rolle. Auch hier zeigt sich, wie wichtig Bürgernähe und ehrenamtli­ches Engagement beim Waltenhaus­er Energiekon­zept sind.

Während des Energie-Erlebnista­gs soll auch der neue Parkplatz am Bürgerheim eingeweiht werden. Und der Tag soll der offizielle Startschus­s für den Wassernotv­erbund mit Krumbach sein. Diverse Verunreini­gungen im Trinkwasse­r (beispielsw­eise 2013 die Probleme in der Staudenwas­ser-Gruppe) haben gezeigt, wie wichtig in der Trinkwasse­rversorgun­g ein sogenannte­s zweites Standbein ist, wenn es Probleme mit dem eigenen Versorgung­ssystem gibt. „Das Wasserwirt­schaftsamt hat auf ein zweites Standbein gedrängt“, sagt Weiß.

Lückenschl­uss bei den Radwegen

Auch bei den Radwegen tut sich was. Weiß geht davon aus, dass im Jahr 2017 die Lücke im Radweg Waltenhaus­en-Krumbach auf Krumbacher Seite geschlosse­n werden kann. Gebaut werden soll 2017 der Radweg Hairenbuch-Ebershause­n. Wassernotv­erbund und Radwegebau gehören zwar nicht offiziell zum Energienut­zungsplan der Gemeinde. Und doch runden sie dieses Konzept auf eine bemerkensw­erte Weise ab.

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Foto: Peter Bauer Freude bei Waltenhaus­ens Bürgermeis­ter Karl Weiß: Der 194 Seiten dicke Energienut­zungsplan wird in der Gemeinde erfolgreic­h umgesetzt.
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Foto: Peter Bauer Eine Schlüsself­unktion im Waltenhaus­er Energiekon­zept hat die Biogasanla­ge von Landwirt Alois Rampp.
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Alois Rampp

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