Mittelschwaebische Nachrichten
Sollen Priester heiraten dürfen?
Die Debatte um den Zölibat zieht Kreise. Das sagen Kirchenvertreter und Politiker zum Vorstoß des Chefs katholischer Laien
Augsburg Die Debatte um eine Lockerung des Zölibats, also der Ehelosigkeit von katholischen Priestern, hat die Politik erreicht. So sagte der Kirchenbeauftragte der CDU/CSUBundestagsfraktion, Franz Josef Jung, in der Rheinischen Post vom Mittwoch: Er empfinde es zwar als falsch, den Zölibat allein deswegen als hinfällig darzustellen, weil er manchen nicht nahe genug am Zeitgeist sei. „Gleichwohl sollte sich die Kirche dieser wichtigen Frage, von der auch die Zukunft der Institution abhängen könnte, zuwenden.“
Zuvor sagte bereits die kirchenpolitische Sprecherin der SPD, Kerstin Griese: „Wer von den islamischen Moscheevereinen und Verbänden verlangt, sich intern nach den Prinzipien unseres Grundgesetzes zu organisieren, darf auch bei der katholischen Kirche Veränderungen einfordern.“
Angesichts des Priestermangels hatte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, im Gespräch mit unserer Zeitung gefordert: „Wenn es nicht mehr anders geht, dass wir personell in der Seelsorge ausbluten, und wenn es so ist, dass der Zölibat ein Hindernis darstellt, dann muss er, weil weniger wichtig, gelockert werden.“Zudem forderte er die Weihe von viri probati, bewährter Männer, zu Priestern sowie die Einführung des Diakonats der Frau.
Unterstützung erhält er dabei nun auch vom Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf. Der sagte unserer Zeitung: „Ich würde es durchaus begrüßen, wenn die viri probati zu Priestern geweiht werden könnten.“Zum Thema Frauendiakonat verwies der oberste Repräsentant von mehr als 20000 Ordensbrüdern und -schwestern auf die Kirchengeschichte. In der habe es etwa Äbtissinnen gegeben, die mehrere Bischöfe unter sich hatten. „Es war schon immer vieles in Bewegung.“
Kritik am Vorstoß Sternbergs übte neben dem „papsttreuen“Forum Deutscher Katholiken vor allem der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. In einer am Mittwoch auf domradio.de veröffentlichten Stellungnahme schrieb er, solch „scheinbar direkte Lösungen“würden nicht auf Dauer tragen. Der Mangel an Berufungen junger Menschen zum Priesteramt sei Symptom einer „Krise unserer Kirche“. Die Ehelosigkeit des Priesters als „scheinbar unzeitgemäßes Zeichen der Liebe Gottes“sollte nicht „aufgrund geringer Nachwuchszahlen über Bord geworfen werden“.