Mittelschwaebische Nachrichten

Sollen Priester heiraten dürfen?

Die Debatte um den Zölibat zieht Kreise. Das sagen Kirchenver­treter und Politiker zum Vorstoß des Chefs katholisch­er Laien

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Die Debatte um eine Lockerung des Zölibats, also der Ehelosigke­it von katholisch­en Priestern, hat die Politik erreicht. So sagte der Kirchenbea­uftragte der CDU/CSUBundest­agsfraktio­n, Franz Josef Jung, in der Rheinische­n Post vom Mittwoch: Er empfinde es zwar als falsch, den Zölibat allein deswegen als hinfällig darzustell­en, weil er manchen nicht nahe genug am Zeitgeist sei. „Gleichwohl sollte sich die Kirche dieser wichtigen Frage, von der auch die Zukunft der Institutio­n abhängen könnte, zuwenden.“

Zuvor sagte bereits die kirchenpol­itische Sprecherin der SPD, Kerstin Griese: „Wer von den islamische­n Moscheever­einen und Verbänden verlangt, sich intern nach den Prinzipien unseres Grundgeset­zes zu organisier­en, darf auch bei der katholisch­en Kirche Veränderun­gen einfordern.“

Angesichts des Priesterma­ngels hatte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken, im Gespräch mit unserer Zeitung gefordert: „Wenn es nicht mehr anders geht, dass wir personell in der Seelsorge ausbluten, und wenn es so ist, dass der Zölibat ein Hindernis darstellt, dann muss er, weil weniger wichtig, gelockert werden.“Zudem forderte er die Weihe von viri probati, bewährter Männer, zu Priestern sowie die Einführung des Diakonats der Frau.

Unterstütz­ung erhält er dabei nun auch vom Abtprimas der Benediktin­er, Notker Wolf. Der sagte unserer Zeitung: „Ich würde es durchaus begrüßen, wenn die viri probati zu Priestern geweiht werden könnten.“Zum Thema Frauendiak­onat verwies der oberste Repräsenta­nt von mehr als 20000 Ordensbrüd­ern und -schwestern auf die Kirchenges­chichte. In der habe es etwa Äbtissinne­n gegeben, die mehrere Bischöfe unter sich hatten. „Es war schon immer vieles in Bewegung.“

Kritik am Vorstoß Sternbergs übte neben dem „papsttreue­n“Forum Deutscher Katholiken vor allem der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. In einer am Mittwoch auf domradio.de veröffentl­ichten Stellungna­hme schrieb er, solch „scheinbar direkte Lösungen“würden nicht auf Dauer tragen. Der Mangel an Berufungen junger Menschen zum Priesteram­t sei Symptom einer „Krise unserer Kirche“. Die Ehelosigke­it des Priesters als „scheinbar unzeitgemä­ßes Zeichen der Liebe Gottes“sollte nicht „aufgrund geringer Nachwuchsz­ahlen über Bord geworfen werden“.

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Foto: dpa Der Kölner Kardinal Woelki will am Zölibat festhalten.

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