Mittelschwaebische Nachrichten
Streit über Tod von IS-Propagandachef
USA und Russland reklamieren Tötung von Abu Mohammed al-Adnani für sich
Moskau Washington, aber auch Moskau haben gestern gemeldet, dass ihre Militärs den Propagandachef der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Mohammed al-Adnani, getötet haben.
Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums wurde al-Adnani bei einem „Präzisionsschlag“der US-geführten Anti-IS-Allianz in der Stadt Al-Bab in Aleppo ins Visier genommen. Pentagon-Sprecher Peter Cook wollte seinen Tod allerdings noch nicht bestätigen. „Wir bewerten derzeit noch die Ergebnisse des Angriffs“, erklärte er. Ebenfalls gestern meldete sich das Verteidigungsministerium in Moskau zu Wort: Danach kamen bei einem Luftangriff russischer Jets in der Nähe des Dorfes Um Hosch in der Provinz Aleppo am Dienstag „bis zu 40“IS-Kämpfer ums Leben. Mehrere Geheimdienstkanäle hätten bestätigt, dass al-Adnani unter den Toten gewesen sei.
Der IS hatte den Tod seines Propagandachefs, der auch direkt an der Planung von Anschlägen in Europa beteiligt gewesen sein soll, am Dienstagabend bekannt gegeben. Al-Adnani sei in der Provinz Aleppo getötet worden, meldete die IS-nahe Agentur Amaq.
Al-Adnani, der 1977 in der syrischen Provinz Idlib geboren wurde, war eines der Gründungsmitglieder des IS. Nach der Eroberung großer Gebiete in Syrien und Irak rief er im Juni 2014 in einer Audiobotschaft das „Kalifat“des IS aus und erklärte IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi zum Kalifen. Al-Adnani listete im Internet verschiedene Möglichkeiten auf, Zivilisten und Soldaten im Ausland umzubringen – etwa mit Messern oder Fahrzeugen. Damit könnte er etwa den Attentäter von Nizza inspiriert haben, der im Juli auf der Strandpromenade der südfranzösischen Stadt mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gefahren war. Nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste war alAdnani auch direkt an der Planung der Anschläge in Paris, Brüssel und am Istanbuler Flughafen beteiligt.
Beweise für die Grausamkeit des IS glaubt die US-Agentur afp gefunden zu haben. Demnach existieren in Syrien und dem Irak mindestens 72 Massengräber. Insgesamt sollen, so wird aus der Recherche in der Zeit zitiert, dort zwischen 5200 und 15 000 vom IS ermordete Menschen vergraben worden sein. Die Täter unternahmen laut afp kaum Anstrengungen, um die Gräber zu verstecken. Kämpfer hätten gar mit ihnen geprahlt. (afp, dpa)