Mittelschwaebische Nachrichten
Der Apfel ist wurmstichig
Jeder Konzern ruiniert sein Image auf seine Weise. Es dauert oft Jahrzehnte, bis der Ruf wieder besser ist. Der Fall Daimler zeigt das besonders deutlich: Durch die gescheiterte Fusion mit Chrysler wurden Milliarden verbrannt. Und obwohl der Korruptionsskandal lange überwunden ist, fällt vielen zu Siemens bis heute das Wort „Schmiergeld“ein. VW wird daher lange als Schummel-Konzern gelten. Das Schlechte bleibt nachhaltiger im Gedächtnis als das Gute, wie der Mineralöl-Konzern BP zeigt. An dem Riesen klebt hartnäckig die Ölpest im Golf von Mexiko.
An abschreckenden Beispielen mangelt es nicht in der Wirtschaftsgeschichte. Aber immer wieder halten sich Manager für unverwundbar und wegen ihres Reichtums sogar für mächtiger als demokratische Institutionen. Sie leben im Irrglauben, ihr Fehlverhalten würde nicht aufgedeckt. Der US-Konzern Apple ist hier ein besonders krasser Fall. Die Chefs des Unternehmens dachten in ihrem durch gigantische Erfolge erzeugten Hochmut, sie würden mit einer skandalösen Steuerverweigerungs-Strategie durchkommen. Wer so geniale Produkte baut, muss sich doch nicht mit banalen Dingen wie dem Zahlen von Abgaben plagen.
Die arrogante Mentalität führte zu einem moralischen Totalversagen. Nun ist der Konzern mit dem Apfel wurmstichig. Apple und asozial fangen passenderweise je mit einem „A“an. Den Keim für den chronischen Steuergeiz hat das Marketing-Genie Steve Jobs selbst gesät. Ihm ging es vor allem ums Geldverdienen, weniger um die Moral.
Heute greift selbst Steve Wozniak, der mit Jobs Apple gegründet hat, den Konzern an. Steuern zahlen sei nun mal Teil des Lebens, kritisiert er. Der Apple-Ruf ist jedenfalls ruiniert. Dabei muss man befürchten, dass die uneinsichtigen SpitzenManager weiter ungeniert leben.