Mittelschwaebische Nachrichten
Tränen beim letzten Auftritt
Bastian Schweinsteiger nimmt mit bewegten Worten Abschied von der Nationalmannschaft. Dabei wird der 2:0-Sieg gegen Finnland zur Nebensache
Mönchengladbach Dieser Abend gehörte nur Bastian Schweinsteiger. Bei seinem tränenreichen Abschied hat der scheidende DFB-Kapitän mit einer blutjungen Nationalmannschaft noch einmal einen Sieg bejubeln können. Die Weltmeister-Auswahl gewann im letzten Länderspiel ihres Anführers gegen Finnland mit 2:0 (0:0) und schenkte dem 32-Jährigen ein herzliches Servus der 30 121 Fans. Der gut elf Jahre jüngere Max Meyer (54. Minute) und Mesut Özil (78.) in seinem 80. Länderspiel erzielten am Mittwoch in Mönchengladbach die Tore.
Sportlich wieder ernst wird es für die Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag in Oslo, wenn gegen Norwegen der erste Sieg auf dem Weg zur WM-Titelverteidigung 2018 in Russland gelingen soll. Im Mittelpunkt stand im Borussia-Park noch einmal Schweinsteiger, der nach 66 Minuten für Julian Weigl ausgewechselt wurde und seine schwarzrot-goldene Binde mit auf die Bank nahm. „Schweinsteiger, FußballGott“, skandierten die Zuschauer.
Schon vor dem Anstoß war die Stimmung emotional. „Es war für mich eine große Ehre, für Deutschland und euch Fans zu spielen“, sagte der 32 Jahre alte Schweinsteiger über das Stadionmikrofon. Die Zuschauer im Borussen-Park applaudierten minutenlang. Schweinsteiger liefen die Tränen über das Gesicht, seine Familie jubelte auf der Tribüne. „Ich spüre einen tiefen Dank“, rief der Weltmeister. In seinem letzten Einsatz nach über zwölf Jahren im Trikot des Deutschen Fußball-Bundes musste Routinier Schweinsteiger ein junges, neu zusammengestelltes Team anführen. Bundestrainer Joachim Löw machte aus der Generalprobe für die am Sonntag in Norwegen startende WM-Qualifikation einen TalenteTest. Der scheidende Kapitän konnte allein auf mehr LänderspielEinsätze verweisen (121) als seine zehn Mitspieler zusammen (117).
Schweinsteiger leitete mit einem schönen Pass auf Karim Bellarabi auch die erste gefährliche Aktion der Gastgeber ein – doch Torhüter Lukas Hradecky war zur Stelle. Der zum FC Arsenal gewechselte Shkodran Mustafi, neben Schweinsteiger und Mario Götze der einzige Weltmeister in der Startelf, köpfte nach einer Ecke wenig später aus sechs Metern unbedrängt über das SuomiTor. Den größten Beifall aber gab es immer, wenn Schweinsteiger am Ball war. Einen Freistoß schoss der England-Legionär in die Mauer (17.). Die drei olympischen Silber- medaillen-Gewinner von Rio, die Löw ins A-Team und gleich in die Startelf befördert hatte, brachten sich gut ins deutsche Spiel ein. Der Hoffenheimer Niklas Süle verteidigte in der Dreierkette ohne Probleme. Der agile Schalker Meyer und der Leverkusener Julian Brandt waren an gefälligen Offensiv-Kombinationen beteiligt. Die Anfangself wies einen Altersschnitt von gerade einmal 22,6 Jahren auf – Schweinsteiger nicht mitgerechnet.
Glück hatten die Finnen, die vor dem Duell in Mönchengladbach immerhin 17 Jahre nicht gegen Deutschland verloren hatten, als ein Rettungsversuch von Paulus Arajuuri am eigenen Pfosten landete (27.). Und als Meyer den Ball geschickt zu Mario Götze durchsteckte, zeigte sich wieder eine Hauptschwäche aus den EM-Tagen von Frankreich: die mangelnde Chancenverwertung. Götze hatte schon zwei Gegenspieler ausgespielt, das leere Tor quasi vor Augen – doch ein dritter Finne konnte doch noch klären (32.). Meyer brach gegen die Finnen den Bann: Götzes Eingabe von rechts ließ der Neu-Leverkusener Kevin Volland passieren – der Schalker erzielte sein erstes Länderspieltor im zweiten Einsatz. Dann traf noch Özil. Nachdem sich ein Flitzer mit einem Trikot mit der Nummer 7 direkt auf dem Rasen ein Selfie mit Schweinsteiger abgeholt hatte, gab es nach 67 Minuten den großen Abschiedsmoment. „Das bedeutet mir sehr viel, dass jeder Einzelne hier steht“, sagte Schweinsteiger, für den der Dortmunder Julian Weigl kam. Die Kapitänsbinde nahm Schweinsteiger einfach mit auf die Bank – und umarmte dort Löw und alle seine Kollegen. (dpa) Deutschland Tore