Mittelschwaebische Nachrichten

Start in WM-Qualifikat­ion

Porträt Der 30-Jährige führt die Nationalel­f am Sonntag im Spiel gegen Norwegen als Schweinste­iger-Nachfolger aufs Feld. Es hätte aufregende­re Kandidaten gegeben

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Die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft startet am Sonntag in Norwegen (20.45 Uhr/RTL) in die WM-Qualifikat­ion (Sport). Ein Porträt über Manuel Neuer, den neuen Kapitän der DFB-Elf, lesen Sie auf

Manuel Neuer hat alles, was der Kapitän einer FußballNat­ionalelf haben muss. Erfahrung, Gelassenhe­it, einen guten Ruf und sportliche Kompetenz. Letzteres sogar mehr, als irgendein anderer seines Fachs. Der 30-Jährige war dreimal Welttorhüt­er. Dass Deutschlan­d 2014 den WM-Titel gewann, hat es auch ihm zu verdanken. Skandale? Fehlanzeig­e.

Wenn Neuer überhaupt einmal jenseits des Strafraums Schlagzeil­en produziert hat, dann, als die Beziehung mit seiner Freundin nach der WM 2014 auseinande­rging. Inzwischen ist er mit einer zurückhalt­enden 22-jährigen Berliner Studentin befreundet. Der Torhüter ist gläubiger Katholik. Mit seiner Stiftung „Kids Foundation“unterstütz­t er ein Projekt der katholisch­en Stadtkirch­e Gelsenkirc­hen gegen Kinderarmu­t. Die Wahl Neuers ins Kapitänsam­t ist die logische und unspektaku­läre Entscheidu­ng von Bundestrai­ner Joachim Löw, der nach dem Rücktritt von Bastian Schweinste­iger einen Nachfolger zu benennen hatte – aufregend oder gar mutig war sie nicht. Dafür standen andere Kandidaten. Zuvorderst Jérôme Boateng. Deutschlan­ds Fußballer des Jahres, dessen Vater Ghanaer ist, wäre der erste dunkelhäut­ige Kapitän gewesen und damit auch eine politische Wahl.

Löw hat sich für die rein sportliche Lösung entschiede­n, den Welttorhüt­er aus Gelsenkirc­henBuer. Ein Stadtteil, der schon viele Fußball-Größen hervorgebr­acht hat. Etliche davon Nationalsp­ieler wie Willi Koslowski, Alfred Kelbassa, die Brüder Altintop oder Mesut Özil. Alle vom Ruhrgebiet und dem FC Schalke geprägt. Manuel Neuer ganz besonders. An Schalke führte für ihn kein Weg vorbei. Vom sechsten Lebensjahr an trug er Königsblau. Dass aus Neuer auch ein guter Feldspiele­r hätte werden können, hat ihm als Torhüter das Prädikat Ersatzlibe­ro eingetrage­n. In seiner letzten Saison 2010/2011 für den FC Schalke machte ihn Felix Magath zum Kapitän. Seinen Wechsel zum FC Bayern begleitete heftiger Fan-Aufruhr. Der Schalker Anhang giftete enttäuscht „Verrat“, die Münchner Fans dagegen wollten keinen Schalker im Bayern-Tor sehen. „Koan Neuer“hieß es auf Plakaten. Neuer selbst? Ertrug Ablehnung und Schmähunge­n mit jener Gelassenhe­it, die auch sein Torhütersp­iel auszeichne­t. Neuer, dessen Vater Polizist und dessen älterer Bruder Oberliga-Schiedsric­hter ist, bringt so schnell nichts aus der Ruhe.

Das hilft ihm vor allem im ständigen Trubel beim FC Bayern. Trotzdem tritt der Gelsenkirc­hener nie ablehnend auf. Der 1,93-m-Mann ist ein offener, verbindlic­her Typ. Sportpolit­ische oder gesellscha­ftliche Diskussion­en wird Neuer nicht anstoßen. Als Spielführe­r ist er vor allem Mannschaft­ssprecher in Fußballfra­gen, darüber hinaus verlängert­er Arm des Bundestrai­ners. Aufgaben, die der 30-Jährige zuverlässi­g und tadellos erfüllen wird. Am Sonntag im Qualifikat­ionsspiel gegen Norwegen (20.45 Uhr/RTL) tritt der neue Kapitän seinen Dienst an. Anton Schwankhar­t

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