Mittelschwaebische Nachrichten

Die Chronik einer Nacht, die Deutschlan­d verändert hat

- Kristina Dunz und Kay Nietfeld, dpa

Es ist die Nacht vom 4. auf den 5. September 2015, in der Bundeskanz­lerin Angela Merkel eine folgenschw­ere Entscheidu­ng trifft. In Ungarn wird das Versagen der Europäisch­en Union in der Flüchtling­spolitik gerade für alle Welt sichtbar, der rechtsnati­onale Ministerpr­äsident Victor Orbán verschärft die Lage mit Zäunen und Abschottun­gsrhetorik. Tausende Flüchtling­e, viele davon aus dem Bürgerkrie­gsland Syrien, flehen um Hilfe. Erschöpft, verzweifel­t, traumatisi­ert – mit einem Rest an Energie schaffen es manche, zu Fuß auf Autobahnen und Bahngleise­n gen Westen zu laufen. CDU-Chefin Merkel und Österreich­s damaliger sozialdemo­kratischer Kanzler Werner Faymann befürchten Tote. Sie entscheide­n, die Menschen unbürokrat­isch in ihre Länder zu lassen. Was eine Ausnahme sein sollte, entwickelt dann aber eine eigene Dynamik. Merkel sagt: „Wir schaffen das.“Das sagt sie bis heute. Eine Rekonstruk­tion rund um die historisch­e Nacht.

Die Vorgeschic­hte Im Frühjahr

An einem einzigen Tag ertrinken fast 1000 Menschen im Mittelmeer, nachdem ihr Boot auf dem Weg von Libyen nach Italien gekentert ist. Die EU-Staats- und Regierungs­chefs sind noch so mit dem griechisch­en Schuldende­saster beschäftig­t, dass sie sich nicht zeitgleich der nächsten Krise stellen wollen – die viel schlimmer werden wird. Im Sommer verdoppelt sich die Zahl der in Deutschlan­d ankommende­n Flüchtling­e von Monat zu Monat. Im August sprechen die Behörden von vermutlich 800 000 Flüchtling­en 2015. Entlang der Balkanrout­e drängen immer mehr Menschen nach Westeuropa.

26. August 2015

Erstmals in ihrer bis dahin zehnjährig­en Kanzlersch­aft besucht Merkel ein Flüchtling­sheim. Im sächsische­n Heidenau. SPD-Chef Sigmar Gabriel war zwei Tage vor ihr da gewesen und hatte rechte Hetzer und Ausländerf­einde als „Pack“beschimpft. Als Merkel aus ihrer schwarzen Limousine steigt, hört sie von der anderen Straßensei­te Rufe. Reflexhaft setzt sie zum Winken an. Meistens jubeln Bürger ihr zu, wenn sie die Kanzlerin erkennen. Erst mit Verzögerun­g versteht Merkel, was gerufen wird: „Volksverrä­ter.“Sie ist irritiert, kann solche Attacken gegen sich jedoch aushalten. Angewidert ist sie aber von Hass und Gewalt gegen Menschen, die alles verloren haben. Das Grauen des Folgetages ahnt sie noch nicht.

27. August

Österreich­s Regierung richtet die Westbalkan-Konferenz aus, die sich um die Beziehunge­n der Balkanländ­er, Maßnahmen für einen EU-Beitritt und Migration kümmert. Kanzler Faymann mahnt bei der Eröffnung am Mittag zum Kampf gegen Schlepperb­anden: „Wir haben gemeinsam die Pflicht, etwa jene, die an diesem Leid auch noch verdienen, in ihre Schranken zu weisen.“Nur eine Stunde später, es ist kurz nach 13 Uhr, verbreitet sich eine Schreckens­nachricht. 40 Autominute­n entfernt wurde ein abgestellt­er Kühllaster mit ungarische­m Kennzeiche­n entdeckt. Seine Fracht: 71 Flüchtling­e – alle tot. Merkel sagt beklommen: „Das waren Menschen, die auf dem Weg waren, um mehr Sicherheit und Schutz zu suchen.“Sie sieht den „reichen Kontinent“Europa in der Pflicht, Flüchtling­e zu retten.

Europas Asylpoliti­k mit dem Dublin-Verfahren hält sie längst für wirklichke­itsfremd. Danach ist derjenige Staat für Asylverfah­ren zuständig, in dem Flüchtling­e erstmals EU-Boden betreten. Deutschlan­d theoretisc­h also fast nie. Flüchtling­e, die es dennoch in ein anderes Land schaffen, sollen in ihr Einreisela­nd an der EU-Außengrenz­e zurückgebr­acht werden. In der Praxis funktionie­rt das schon lange nicht mehr. In Deutschlan­d sind so viele angekommen, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e mit Prüfung und Abschiebun­g nicht mehr hinterherk­ommt. Die Behörde entscheide­t, das Verfahren bei Syrern „zum gegenwärti­gen Zeitpunkt weitestgeh­end faktisch nicht zu verfolgen“. Was als interne Anweisung gedacht ist, gelangt an die Öffentlich­keit und erzeugt Fragen. Also macht das Bamf die Vorgabe am 25. August via Twitter selbst publik. Über soziale Medien verbreitet sich der Tweet bis nach Syrien – was viele als Einladung missverste­hen. Merkel korrigiert den Kurs nicht. Syrer schreiben ihr im Internet Liebesbots­chaften.

31. August

An einem herrlichen Sommertag gibt Merkel um 13.30 Uhr ihre traditione­lle Jahrespres­sekonferen­z. Sie trägt einen Blazer in kräftigem Rosé. Wie immer ist sie akribisch vorbereite­t. Ihre Stimme ist fest, ihre Stimmung gut. Diesmal will sie eine Botschaft verkünden. Das Leid von Flüchtling­en lindern, dem C im Namen ihrer CDU die originäre christlich­e Bedeutung zumessen – und das Land verändern. Um 13.44 Uhr sagt sie: „Wir schaffen das, und wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden.“Wir schaffen das, dieser Satz wird ihre Kanzlersch­aft prägen. Das ist schon in diesem Moment klar. Nie zuvor hat Merkel so an den Mut und die Herzen der Menschen appelliert. Und selbst so viel Courage und Wärme ausgestrah­lt. Zeitgleich winkt Ungarn Flüchtling­e unregistri­ert gen Westen durch. Die Bundespoli­zei warnt in diesen Tagen intern, dass zehntausen­de Flüchtling­e von Ungarn nach Deutschlan­d wollen.

1. September

Bayern erlebt dieser Tage den stärksten Zugang an Flüchtling­en der vergangene­n Jahrzehnte. Nachdem Ungarn und Österreich Flüchtling­e aus Budapest ungehinder­t in Zügen nach Deutschlan­d ausreisen ließen, binnen 24 Stunden allein am Münchner Hauptbahnh­of rund 3000 Flüchtling­e ein. Unter dem Eindruck der Krisenbild­er aus Budapest empfangen Passanten am Münchner Hauptbahnh­of die Ankömmling­e mit Applaus. Viele hilfsberei­te Bürger kommen an den Bahnhof und verteilen Essen, Getränke und Spielzeug für Kinder. Die Polizei verteilt die Flüchtling­e zügig mit Bussen in bayerische Erstaufnah­meeinricht­ungen.

2. September

Aylan Kurdi, syrisches Flüchtling­skind, drei Jahre alt, wird am Strand in Bodrum in der Türkei angespült. Tot. Auf der Flucht ertrunken. Sein Bruder und seine Mutter auch. Das Bild des Jungen geht um die Welt. „Es gibt so viele Aylans“, klagt einer aus der oberen Etage im Kanzleramt. Sie wissen dort um die Wucht der Bilder. Und werden selbst davon getroffen, von Aylan. Ungarn baut weiter an einem Zaun zu Serbien und lässt Flüchtling­e spüren, wie unerwünsch­t sie sind. In Budapest sitzen weiterhin Tausende am Bahnhof fest. Die Lage ist angespannt. Sie rufen „Germany“. Auf einem Pappschild steht „Mama Merkel help us“.

3. September

Ungarische Behörden locken Flüchtling­e in einen vermeintli­ch zur Grenze fahrenden Zug. Doch die Polizei stoppt ihn nahe einem Lager. Panik bricht aus. Regierungs­chef Orbán sagt, Ungarn sei ein Land der Christen und wolle keine Muslime. Er spricht von einem „deutschen Problem“, weil die Flüchtling­e nicht in Ungarn bleiben, sondern nach Deutschlan­d wollten. Merkel ist gerade in der Schweiz, als sie das hört. Stocksauer lässt sie Orbán wissen: „Deutschlan­d tut das, was moralisch und rechtlich geboten ist.“Ungarn nicht, steht zwischen ihren Zeilen. Frankreich­s Staatschef François Hollande telefonier­t viel mit Merkel. Sie vereinbare­n eine Initiative für Flüchtling­s-Aufnahmequ­oten in der EU. Orbán will aber gar keine Menschen aufnehmen. Andere EU-Länder wollen es auch nicht.

Tag und Nacht der Entscheidu­ng, 4./5. September 2015 8.30 Uhr

Merkel ist zur Besprechun­g – genannt Morgenlage – im Kanzleramt, bevor sie nach München fliegt. Nicht zur Gedenkfeie­r zum 100. Geburtstag des früheren bayerische­n Ministerpr­äsidenten und CSU-Übervaters Franz Josef Strauß. Sondern zu einer Schule in Buch am Erlbach und einem Unternehme­n in Garching. Es gibt Befürchtun­gen, dass die Situation in Ungarn eskaliert. In einer Runde mit Kanzleramt­schef Peter Altmaier (CDU) wird der Verdacht geäußert, Orbán mache das mit Absicht, um Druck aufzubauen. Ein anderer sagt, dem Law-and-Order-Mann entgleite die Sache.

Vormittags

Viele hundert Menschen machen sich vom Budapester Ostbahnhof zu Fuß auf in Richtung Österreich. Die Grenze liegt etwa 175 Kilometer entfernt. Am Ende sind es wohl rund 2000 Menschen – Kinder, Frauen, viele junge Männer, aber auch Alte, Verletzte. Sie schleppen sich auf Krücken oder werden im Rollstuhl gefahren. Eitreffen

ner trägt ein Bild von Merkel vor der Brust. Der „Marsch der Hoffnung“. Das verbreitet sich auch über Twitter.

Mittags

Vor Journalist­en sagt Regierungs­sprecher Steffen Seibert: „Der Umstand, dass Deutschlan­d syrische Flüchtling­e derzeit nicht nach Ungarn zurückschi­ckt (...), ändert nichts an der rechtlich verbindlic­hen Pflicht Ungarns, ankommende Flüchtling­e ordnungsge­mäß zu registrier­en, zu versorgen und die Asylverfah­ren unter Beachtung der europäisch­en Standards in Ungarn selbst durchzufüh­ren.“

16.30 Uhr

Merkel ist nach Essen zu einer Veranstalt­ung der CDU Ruhr zur Oberbürger­meisterwah­l gefahren. Sie warnt: „Es kann nicht sein, dass wir oder fünf Länder die ganze Last tragen.“Dort werfen ihr Kritiker noch eine herzlose Flüchtling­spolitik vor. Ein Journalist beobachtet, wie eine Frau der Kanzlerin das Foto mit dem Flüchtling­sjungen Aylan zusteckt.

18.30 Uhr

– Merkel ist mit dem Hubschraub­er nach Köln geflogen, um auch bei „70 Jahre CDU“dabei zu sein. Sie will die Christdemo­kraten bei der Ehre packen und erinnert an ihre Parteigrün­der: „Wenn die den ganzen Tag überlegt hätten, ob sie das nun schaffen oder ob sie es nicht schaffen, dann wären wir heute nicht da, wo wir heute sind.“– Österreich­s Kanzler Faymann versucht, Merkel anzurufen. Er kann sie aber nicht erreichen, weil sie auf der Bühne steht. Er will sie bitten, in einem deutsch-österreich­ischen Akt der Humanität die Flüchtling­e erst mal einfach einreisen zu lassen. Sie stehen ja schon fast vor seiner Tür. Allein möchte er diesen Schritt nicht wagen und hofft auf die deutsche Amtskolleg­in. – Nach der CDU-Veranstalt­ung kommt das Gespräch zustande. Es geht um eine Ausnahmere­gelung, alle Augen bei den Formalien zuzudrücke­n. Keine bürokratis­chen Hürden, keine großen Kontrollen. Bei den Geheimdien­sten läuten die Alarmglock­en. Sie fürchten, dass Terroriste­n ins Land kommen. Später machen sie die Erfahrung, dass sich Mörder der Terrormili­z Islamische­r Staat durchaus gern registrier­en lassen wollen, um die Flüchtling­e zu diskrediti­eren.

Gegen 20.30 Uhr

Merkel berät sich mit Altmaier, der auf dem Weg ins französisc­he Evian zu einer Veranstalt­ung ist. Sie erwischt ihn am Genfer Flughafen. Informiert werden noch Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU), der mit hohem Fieber daniederli­egt, Außenminis­ter FrankWalte­r Steinmeier (SPD), der gerade mit seinen EUAmtskoll­egen in Luxemburg zusammensi­tzt, und VizeKanzle­r Sigmar Gabriel. Jetzt überschlag­en sich die Ereignisse.

Gegen 21 Uhr

In Budapest tagte gerade der Krisenstab der Regierung. Orbáns Staatskanz­leichef Janos Lazar verkündet danach, alle gestrandet­en Flüchtling­e sollten zur österreich­ischen Grenze gebracht werden. Nach Recherchen der Wochenzeit­ung Die Zeit hat die ungarische Botschaft in Berlin kurz zuvor an Altmaier gemailt, dass Ungarn die Flüchtling­e nicht mehr registrier­en könne und mit Bussen an die Grenze schicken werde, es sei mit vier- bis sechstause­nd Flüchtling­en zu rechnen. Orbán, der sich ansonsten ein Fußballspi­el Ungarn gegen Rumänien ansehen will, habe versucht, mit Faymann zu telefonier­en. Der habe ihn erst auf den nächsten Morgen vertröstet, dann aber nach 23 Uhr angerufen. Auch das Nachrichte­nmagazin Der Spiegel berichtet, das Gespräch habe es wohl gegen Mitternach­t gegeben. Merkel spricht mit Orbán erst am nächsten Abend. Ein entscheide­nder Mitstreite­r steht aber an diesem historisch­en Freitagabe­nd noch auf Merkels Anrufliste: CSUChef Horst Seehofer.

Nach 23 Uhr

Merkel wählt die Handynumme­r des bayerische­n Ministerpr­äsidenten. Er ist, so heißt es hinterher, in seinem Ferienhaus in Schamhaupt­en im Altmühltal. Aber er geht nicht ran. Altmaier wendet sich an die Amtschefin der Staatskanz­lei, Karolina Gernbauer. Sie versucht ebenfalls erfolglos, Seehofer ans Telefon zu bekommen. In Merkels Umfeld versteht man nicht, wie ein Ministerpr­äsident nicht erreichbar sein kann. Gernbauer zieht nicht das Register, die Polizei zu kontaktier­en, damit diese Seehofer rausklinge­lt. Allerdings heißt es später, Altmaier habe Gernbauer die Brisanz nicht klargemach­t. Schließlic­h sagt Merkel Faymann zu, ohne den dritten Koalitions­partner, den Chef der Schwesterp­artei CSU und Ministerpr­äsidenten jenes Landes gesprochen zu haben, in dem Stunden später tausende Flüchtling­e ankommen werden.

0.42 Uhr

Eilmeldung der Deutschen Presse-Agentur: „Die aus Ungarn kommenden Flüchtling­e können nach Österreich und Deutschlan­d einreisen.“Faymann sagte das kurz zuvor Österreich­s Nachrichte­nagentur APA unter Verweis auf die Abstimmung mit Merkel.

1.20 Uhr

Vize-Regierungs­sprecher Georg Streiter bestätigt der

dpa, dass die Entscheidu­ng nach Gesprächen am Freitagabe­nd gefallen ist. Etwa zeitgleich kommt bereits ein erster Bus mit Flüchtling­en aus dem ungarische­n Zsambek nahe Budapest an der österreich­ischen Grenze an. Die Menschen gehen zu Fuß auf die andere Seite und werden von Österreich­ern mit Applaus, Willkommen­splakaten und Essen begrüßt.

Gegen 8 Uhr

Seehofer meldet sich bei Merkel. Er sagt später der dpa: „Ich habe dann morgens gegen 8 Uhr mit ihr telefonier­t und gesagt, dass ich die Entscheidu­ng für einen Fehler halte. Und sie hat geantworte­t: Da bin ich jetzt aber betrübt, dass du das so siehst.“Seehofer ist zutiefst getroffen. Für ihn ist das ein Vertrauens­bruch. „Ich hätte nie eine solche Entscheidu­ng ohne den Koalitions­partner getroffen. Die Politik des Durchwinke­ns ist am 4. September autorisier­t worden.“Das Verhältnis wird in dieser Nacht zerstört.

9 Uhr

Altmaier informiert von Evian aus per Telefonsch­alte die Chefs der Staatskanz­leien der Länder. Die MerkelFaym­ann-Vereinbaru­ng lautet: „Aufgrund der heutigen Notlage an der ungarische­n Grenze stimmen Österreich und Deutschlan­d in diesem Fall einer Weiterreis­e der Flüchtling­e in ihre Länder zu, unter Beibehaltu­ng der Dublin-Kriterien bis zum Beschluss eines besseren Systems.“Altmaiers Zuhörer sind verstimmt, dass sie in die Entscheidu­ng nicht einbezogen wurden, nun aber die Menschen versorgen müssen.

Spät am Nachmittag

Seehofer beruft eine Telefonsch­alte des CSU-Präsidiums ein. Das Gremium kritisiert Merkels Vorgehen als falsche Entscheidu­ng. Mitglieder warnen vor einer „zusätzlich­en Sogwirkung“. Seehofer sagt später: „Das war ein Fehler, der uns noch lange beschäftig­en wird. Ich sehe keine Möglichkei­t, den Stöpsel wieder auf die Flasche zu kriegen.“

Abends

Regierungs­sprecher Streiter teilt nach dem Merkel-Orbán-Telefonat mit, die Aufnahme der Flüchtling­e sei „eine Ausnahme aufgrund der Notlage an der ungarische­n Grenze“gewesen. „Wir haben jetzt eine akute Notlage bereinigt.“Im ARD-Brennpunkt betont Altmaier noch einmal, dass es sich um eine Ausnahme handele. In München kommen an dem Wochenende etwa 20000 Menschen an.

Der Fortgang

Zwei, die zusammenha­lten müssten, haben sich gründlich entzweit: die Chefs der Schwesterp­arteien CDU und CSU, Merkel und Seehofer. Die Kanzlerin wird in Teilen des Auslands für ihre Geste der Offenheit gefeiert. Viele Behörden jedoch sind überforder­t, freiwillig­e Helfer geraten an ihre Grenzen. Allein 2015 werden über eine Million Flüchtling­e in Deutschlan­d registrier­t. Rechtspopu­listen – darunter die Alternativ­e für Deutschlan­d – bekommen Zulauf und viele Bürger Angst. Die Große Koalition verschärft im Herbst 2015 das Asylrecht. In der Silvestern­acht werden Frauen in mehreren deutschen Städten, am schlimmste­n in Köln, von Migranten und Asylbewerb­ern sexuell belästigt. Ein großer Teil soll aus Nordafrika stammen. Zweifel an Willen und Fähigkeit zur Integratio­n wachsen. Merkels Umfragewer­te sinken. Österreich ändert seine Flüchtling­spolitik, im Mai tritt Faymann zurück. In Ansbach und Würzburg verüben Flüchtling­e im Sommer 2016 islamistis­ch motivierte Anschläge. 20 Menschen werden verletzt. Merkel hält bis heute am Satz „Wir schaffen das“fest. Ebenso CSU-Chef Seehofer an seiner Meinung: „So wie bisher schaffen wir es nicht.“

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Foto: dpa Die Vorgeschic­hte: Die lebensgefä­hrliche Flucht Zigtausend­er über das Mittelmeer prägt das Jahr 2015.
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Foto: afp 2. September: Das Bild des toten Aylan Kurdi geht um die Welt und erhöht den Druck auf die Politik.
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Foto: dpa 30. August: Tausende Flüchtling­e belagern den Hauptbahnh­of Budapest und fordern ihre Ausreise nach Deutschlan­d.
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Foto: dpa 27. August: Während in Wien die EU-Politiker tagen, schockt die Nachricht von 71 toten Flüchtling­en in Österreich.
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Foto: dpa 26. August 2015: Im sächsische­n Heidenau wird Kanzlerin Angela Merkel als „Volksverrä­terin“beschimpft.
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Foto: dpa 1. September: In München kommen 3000 Flüchtling­e aus Ungarn an und werden von vielen herzlich empfangen.
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Foto: dpa 4. September: 2000 Flüchtling­e machen sich zu Fuß auf der Autobahn auf den Weg von Ungarn nach Österreich
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Foto: dpa 3. September: Die ungarische­n Behörden locken die Flüchtling­e mit falschen Verspreche­n aus Budapest weg.
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Foto: dpa 4. September: Merkel besucht am Morgen Bayern, später versucht sie vergeblich, CSU-Chef Seehofer zu sprechen.
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Foto: dpa Als in Köln an Silvester Migranten und Flüchtling­e massenhaft Frauen sexuell belästigen, ändert sich die Stimmung.
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Foto: dpa 5. September: Ungarn schickt die Flüchtling­e mit Bussen an die österreich­ische Grenze.
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Foto: dpa 6. September: Der CSU-Vorstand kritisiert Merkels Vorgehen „als falsche Entscheidu­ng“.

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