Mittelschwaebische Nachrichten
Beklemmend stilsicher
Modedesigner Tom Ford hat wieder einmal auf dem Regiestuhl Platz genommen. Das Ergebnis hat er soeben in Venedig vorgestellt
Venedig Mit einem düsteren Thriller hat sich Modedesigner Tom Ford beim Filmfestival Venedig als Regisseur zurückgemeldet. Der 55-jährige US-Amerikaner zeigte den Wettbewerbsbeitrag „Nocturnal Animals“mit Amy Adams, Jake Gyllenhaal und Michael Shannon. Ford, der als Designer bei den Mode-Labeln Gucci und Yves Saint Laurent berühmt wurde, verwebt in „Nocturnal Animals“verschiedene Zeitebenen.
Die Inhaberin einer Kunstgalerie (Adams) erhält von ihrem Ex-Mann (Gyllenhaal) dessen neuen Roman. Darin wird eine Familie nachts auf einer einsamen texanischen Landstraße von jungen Männern zum Anhalten gezwungen – der Beginn äußerst beklemmender Filmminuten. Die beiden Handlungsstränge vermischen sich dabei immer mehr miteinander. Und mit der Zeit wird klar, dass „Nocturnal Animals“eine literarisch verarbeitete Rachegeschichte erzählt: Der sitzengelassene und hintergangene Ex entlädt seine Wut mithilfe seiner Fantasie.
Schon mit seinem Debüt „A Single Man“(2009) hatte Ford als Regisseur Gespür für stilvolle Inszenierung bewiesen. Auch in „Nocturnal Animals“fängt er nun gekonnt die Kunstwelt und die raue texanische Abgeschiedenheit ein. Die Geschichte ist zwar nicht wirklich komplex, entwickelt aber durchaus einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann.
Mit „The Light Between Oceans“von Derek Cianfrance ist noch ein weiterer US-Beitrag im Wettbewerb von Venedig. Doch die prominenten Hauptdarsteller, der Deutsch-Ire Michael Fassbender und die schwedische Oscarpreisträgerin Alicia Vikander, können die seltsam leblose Geschichte nicht retten. Fassbender spielt einen vom Ersten Weltkrieg traumatisierten Leuchtturmwärter auf einer australischen Insel, Vikander seine lebensfrohe Ehefrau. Als nach mehreren Fehlgeburten ein Boot mit einem Säugling zu ihnen treibt, geben sie das Kind als ihr eigenes aus. Doch dann finden sie die leibliche Mutter, und das Melodram steuert auf sein tränenreiches Finale zu. (dpa)