Mittelschwaebische Nachrichten

Zwanziger klagt gegen Ermittler

Vorgehen der Schweizer sei rechtswidr­ig

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Bern/Diez Franz Beckenbaue­r schweigt, auch Wolfgang Niersbach hält sich bedeckt – nur Theo Zwanziger fährt juristisch­e Geschütze auf. Der ehemalige DFB-Präsident will das von der Schweizer Bundesanwa­ltschaft gegen ihn und seine früheren WM-OK-Mitstreite­r eröffnete Ermittlung­sverfahren anfechten.

„Die Verfahrens­einleitung ist rechtswidr­ig und verletzt meinen Mandanten in seiner Ehre und seinen Rechten. Wir werden deshalb Strafanzei­gen gegen die Schweizer Ermittler stellen“, kündigte Zwanzigers Anwalt Hans-Jörg Metz an. Er monierte weiter: „Es wird verschwieg­en, dass mein Mandant erst ab dem 1. Juli 2003 Mitglied des OK für die WM 2006 war. Er konnte also für die Geldflüsse im Jahr 2002 nicht verantwort­lich sein.“

Inakzeptab­el sei zudem das Verhalten der Schweizer Justiz, Ermittlung­svorgänge wegen strafrecht­licher Tatbeständ­e an sich zu ziehen, „die auch nach deutschem Strafrecht verfolgbar wären, hier jedoch bereits verjährt sind“. Laut Metz drängt sich der Verdacht auf, „dass auf diese Weise Vorschrift­en über die Verfolgung­sverjährun­g nach deutschem Strafrecht unterlaufe­n werden sollen“. Gegen Zwanziger, Niersbach und Schmidt wird in Deutschlan­d nur wegen des Verdachts der Steuerhint­erziehung durch die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt ermittelt. Die Schweizer Bundesanwa­ltschaft hatte am Donnerstag bestätigt, dass sie im Zusammenha­ng mit der Affäre um die Vergabe der Fußball-WM 2006 bereits seit dem 6. November 2015 gegen Zwanziger sowie Beckenbaue­r, Niersbach und Horst R. Schmidt ermittele. Am Freitag wurde ein weiterer Verdächtig­er bekannt: Fedor Radmann. Die Behörde bestätigte, dass auch gegen den Beckenbaue­r-Vertrauten ermittelt werde. Zu den Hintergrün­den teilte sie nichts mit.

Franz Beckenbaue­r hat aus den Ermittlung­en anscheinen­d Konsequenz­en gezogen. Eine für Freitag in Zürich geplante Weinprobe mit

Franz Beckenbaue­r sagt Teilnahme an Weinprobe ab

ihm ist verschoben worden. Bei der Veranstalt­ung mit dem Titel „Des Kaisers Weine“sollte Beckenbaue­r, der Haupteigen­türmer eines Weingutes in Südafrika ist, aus seinem Leben als Fußballer und Winzer erzählen. Ob die Absage im Zusammenha­ng mit den Ermittlung­en steht, sagte der Veranstalt­er nicht. Am Montag hatte Beckenbaue­r krankheits­bedingt nicht an einer Festverans­taltung von Sportbild in Hamburg teilgenomm­en. (dpa, AZ)

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Foto: Witters Die weiteren Verdächtig­en (von links): Horst R. Schmidt, Franz Beckenbaue­r, Fedor Radmann und Wolfgang Niersbach.
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Theo Zwanziger

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