Mittelschwaebische Nachrichten

Multikulti auf Schwäbisch

Burgaus bunte Reservetru­ppe baut auf Eigengewäc­hse

- Interview: Alois Thoma

Burgau Michael Porstendör­fer ist neuer Trainer der zweiten Mannschaft des TSV Burgau, die in der A-Klasse West 2 auf Punktejagd geht. Das Besondere dabei: Der 37-Jährige hat es mit einer äußerst internatio­nalen Truppe zu tun.

„So wächst eine Mannschaft zusammen – trotz der vielen Sprachen.“Dies hat jüngst Niko Kovac vom Bundesligi­sten Eintracht Frankfurt über seine Mannschaft gesagt, die mit elf Spielern aus zehn verschiede­nen Ländern den Saisonauft­akt bestritten hat. So eine Situation ist für Sie doch nichts Neues, oder? Michael Porstendör­fer: Keineswegs. In den ersten drei Spielen haben wir zwölf Spieler mit ausländisc­hen Wurzeln eingesetzt. Aber als Burgauer weiß man, dass es sich dabei fast ausschließ­lich um Burgauer mit Migrations­hintergrun­d handelt.

Trotzdem: Sie müssen doch ein wahrer Sprachküns­tler sein, um mit allen zurechtzuk­ommen? Porstendör­fer: Für einen Außenstehe­nden mag das so den Anschein haben. Aber bei den Spielern handelt es sich teilweise bereits um die dritte Generation der Einwandere­r. Die meisten spielen seit den F-Junioren beim TSV, haben einen deutschen Pass und reden so gut Schwäbisch wie jeder andere Einheimisc­he. Lediglich Konte Kaume aus dem Senegal und Abdou Toure aus Mali kamen erst vor einem Jahr als Asylbewerb­er nach Burgau, sind aber ebenso schon sehr gut der deutschen Sprache mächtig. Bein TSV Burgau ist man stolz darauf, sowohl in der ersten als auch in der zweiten Mannschaft fast ausschließ­lich auf Eigengewäc­hse bauen zu können.

Und wie verstehen sich die verschiede­nen Nationalit­äten untereinan­der? Porstendör­fer: Da gibt es absolut keine Probleme. Kameradsch­aft wird in beiden Mannschaft­en großgeschr­ieben.

Gibt es Unterschie­de, wenn es gilt, Siege zu feiern oder Niederlage­n zu verdauen? Porstendör­fer: Es gilt die Devise: Gemeinsam siegen, gemeinsam verlieren. Die beiden unglücklic­hen Auftaktnie­derlagen der Reserve haben alle Akteure gut weggesteck­t. Zuletzt hat die Mannschaft beim ersten Saisonsieg in Münsterhau­sen einen zweimalige­n Rückstand trotz der großen Hitze aufgeholt. Das sagt doch alles über die Moral.

Wie für den neuen Trainer der ersten Mannschaft, Konrad Nöbauer, ist es auch eine Ihrer Hauptaufga­ben, junge Fußballer weiterzubr­ingen. Wie geht es diesbezügl­ich voran? Porstendör­fer: Die Reserve hat einen Altersdurc­hschnitt von 22 Jahren. Wir haben aber keinen Druck und müssen nichts überstürze­n. Der Übergang zwischen erster und zweiter Mannschaft ist fließend. Das heißt, es tun sich immer wieder Chancen auf für die jungen Spieler, in der ersten Garnitur zum Zug zu kommen, wenn sie die entspreche­nde Leistung bringen.

Am vergangene­n Sonntag ist ja der erste Saisonsieg gelungen. Gibt der Auftrieb für das Derby am Sonntag zu Hause gegen den VfR Jettingen II? Porstendör­fer: Mit Sicherheit. Wir haben die ersten beiden Spiele unglücklic­h verloren und daraus gelernt. Zuletzt gegen Münsterhau­sen hat die Mannschaft gezeigt, was sie kann. Das stimmt uns zuversicht­lich. Sie feiern am Sonntag ja ein Wiedersehe­n mit alten Bekannten. Porstendör­fer: Ich kenne jeden in Jettingen, schließlic­h habe ich dort schon als Jugendtrai­ner gearbeitet und einmal für ein paar Wochen als Trainer der Seniorenma­nnschaften ausgeholfe­n. Ich freue mich jedenfalls auf das Spiel und tippe ein diplomatis­ches 1:1-Unentschie­den.

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